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Was im Leben zählt

Was im Leben zählt

Titel: Was im Leben zählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Winn Scotch
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College nicht mehr. Es macht ihn jünger und älter zugleich. Er sieht aus wie der Junge, der er mal war, und gleichzeitig wie ein pensionierter Militäroffizier, der seine arme Frau anbrüllen muss, weil er sonst niemanden mehr hat, den er herumkommandieren kann.
    Wir stehen uns gegenüber und sehen uns an, ich wie gelähmt und er, ich weiß nicht wie, weil ich ihn nicht mehr kenne, bis Tyler schließlich die Kluft überbrückt, einen Schritt auf mich zu macht und mich umarmt. Ich will mich ergeben; ich höre förmlich, wie mein Gehirn mich zwingen möchte, die Arme zu heben, sie um seinen Hals zu schlingen, ihn an mich zu ziehen, an ihm zu riechen, ihm klarzumachen, dass er den Fehler seines Lebens gemacht hat ! Aber ich bin wie erstarrt, er muss meine taube Hülle umarmen, und schließlich lässt er mich wieder los. Ich mache einen Schritt beiseite und lasse ihn ins Haus.
    «Austin ist auch gleich hier.» Er geht in die Küche. Das Erste, was mein Noch-Ehemann nach drei Monaten der Trennung zu mir sagt, ist Austin ist auch gleich hier .
    «Okay», antworte ich. Seine Stiefel hinterlassen nasse Tapser auf dem Holzfußboden, und ich gleite bei jedem Schritt mit den Socken darüber und tilge seine Spuren.
    Wie selbstverständlich öffnet er den Kühlschrank, als wäre er immer noch hier zu Hause.
    «Wo ist das ganze Bier hin?»
    «Es ist halb zwölf», sage ich. «Außerdem habe ich es weggeworfen, erinnerst du dich?» Du kannst dich natürlich nicht daran erinnern, weil du in Wirklichkeit nie anwesend warst!
    Er schließt seufzend den Kühlschrank und lehnt sich gegen den Herd. Er hält sich mit den Händen an der Kante fest. Die Knöchel treten weiß hervor. «Hör mal, Tilly, ich weiß, dass ich ein Arschloch bin. Es tut mir leid, wie die Sache gelaufen ist.» Er hat nicht den Mut, mich anzusehen, und konzentriert sich lieber auf die Tür.
    «Bist du jetzt glücklicher?», frage ich und muss die Tränen zurückdrängen. Tränen des Schrecks, Tränen der Einsamkeit, Tränen einer Million anderer Dinge, von denen ich bezweifle, dass ich sie jemals in Worte fassen könnte.
    Sein Blick wandert in meine Richtung, langsam, aber stetig, während er über die Frage nachdenkt.
    «Ich glaube schon.» Er zögert. «Ich finde es gerade heraus. Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich weiß, was Glück bedeutet.»
    «Das ist doch lächerlich!», fahre ich ihn an. Die Wut gewinnt Oberhand über den Schmerz. «Du weißt verdammt gut, was Glück ist. Du hast einfach nur beschlossen, es komplizierter zu machen als notwendig.»
    «Ich weiß, dass du es nicht glauben kannst, Tilly», sagt er gepresst. «Aber ich weiß es wirklich nicht. Nicht alle Menschen laufen automatisch mit der intuitiven Idee durch die Gegend, dass die Welt ein strahlender Ort ist.»
    Rasende Wut über seine Anmaßung durchfährt mich, mein galoppierender Puls zeigt meinen Zorn an. Das hat nichts mit Intuition zu tun! Ich habe das Glück erwartet, weil ich weiß, dass es irgendwo da draußen existiert; ich weiß, dass ich das Glück verdiene! Jede einzelne Zelle in mir wollte aufgeben, wollte schreien: «Scheiß auf dich, Glück, bei mir hast du offensichtlich versagt!», aber ich habe mich gezwungen, angesichts von Schmerz und Trostlosigkeit nicht zusammenzubrechen! Ich habe mich zu dem Glauben gezwungen, dass das Glück mir nicht für immer den Rücken gekehrt hat. Wie ist es möglich, dass er das nicht versteht?
    Ich mache drei Schritte auf ihn zu, hebe die Hand und schlage ihn mitten ins Gesicht. Sein Kopf fliegt zur Seite, und als er mich wieder ansieht, glüht der Abdruck meiner Finger vom Kinn bis rauf zum Wangenknochen. Da steckt noch viel Leben drin.
    «Du hast recht», sage ich tonlos, trotz tobendem Puls. «Du hast keine Ahnung, was Glück ist.»
    Es klingelt an der Haustür, und während Tyler «Austin» flüstert, sage ich leise «Susanna», und weil er sich nicht vom Fleck rührt, weil er aussieht wie an den Herd gekreuzigt, gehe ich mit wütenden Schritten zur Tür und mache auf. Vor mir steht Austin wie ein begossener Pudel, die Hände tief in den Hosentaschen, und in seinem trostlosen Gesicht steht offen zu lesen, dass keiner von uns diesen Weg einschlagen wollte, dass keiner von uns sich je hätte träumen lassen, in welchem Maß unser aller Leben sich unserer Kontrolle entzogen hat.
    Mit einem winzigen Nicken betritt er das Haus, und im gleichen Augenblick fährt Susanna mit ihrem Minivan vor. Sie hat die Zwillinge zu ihren Eltern gebracht,

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