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Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Spiegel
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und gleichzeitig, in einer Phase, in der das Judentum sich in einer Art und Weise entwickelt und blüht wie 138
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    nur selten zuvor, macht sich ein Antisemitismus breit, der im krassen Gegensatz zu diesen Entwicklungen steht und eben die neu gewonnenen Freiheiten für Juden in Abrede stellt.
    Mit der Entstehung der Nationalstaaten und dem Machtver-lust der Kirche musste sich auch der traditionelle, religiös be-gründete Antij udaismus quasi einen neuen Weg suchen.
    1870 erfi ndet Wilhelm Marr den Begriff des »Antisemitismus«. Er erklärt, ganz Kind seiner Zeit, dass die Juden nicht wegen ihrer Religion immer und ewig »Fremde« sein werden, sondern wegen ihrer Rasse. Geschichte sei ein ewiger Kampf zwischen der teutonischen und der semitischen Rasse.
    Bereits 1881 wurde der physiognomische »Typus« des Juden als Gefahr für die »reine« deutsche Nation gesehen. Das Erbgut des Juden sei so dominant, dass es sich bei einer Mischung mit deutschem Erbgut auf alle Fälle »durchmendeln«
    würde.
    Wir befi nden uns im Zeitalter der AuĤ lärung! Im Zeitalter der auĠ lühenden WissenschaĞ en! Und wären die Konsequenzen langfristig nicht so entsetzlich gewesen, so wäre es durchaus amüsant, heute, aus der Distanz, zu beobachten, wie sich uralte Vorurteile ein modernes Mäntelchen umleg-ten, um »in« zu bleiben. Dass die Juden GoĴ esmörder waren
    – das zog im Zeitalter der VernunĞ nicht mehr. Aber dass ihr Erbgut eine Gefahr bedeute – das war ja nun höchst wissenschaĞ lich und »vernünĞ ig«, das machte jetzt Sinn.
    Das Erbgut der Juden, was bedeutete das eigentlich? Es ging dabei nicht nur um Äußerlichkeiten. Jeder Jude häĴ e demzufolge krauses Haar, dunkle Augen, eine krumme Nase und PlaĴ füße haben müssen, aber er haĴ e ganz ekelhaĞ e CharaktereigenschaĞ en, die das noble deutsche Volk gefährden könnten. Der Jude war eine Händlernatur, ein Egoist. Er war verschlagen und ausschließlich an Geld interessiert und 139
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    – die größte Gefahr für den reinen Deutschen – er war degene-riert. Mit anderen Worten: Sein Erbgut war ungesund, krank.
    Die Judenhasser aller Länder jubelten! Sie haĴ en endlich die neue Form für ein altes Vorurteil gefunden. Und schon begann sich diese Wahnidee epidemisch auszubreiten in ganz Europa.
    Im zaristischen Russland ging man noch weiter. Da man für eigene politische und soziale Verfehlungen einen Sünden-bock brauchte und dieser in Europa schon traditionell der Jude war, verfassten die entsprechenden Organisationen des Zaren eine HetzschriĞ , die als »Beweis« für die Degeneriert-heit der Juden, aber auch für die Gefahr, die sie für die Nationen der Welt bedeuteten, dienen sollte: »Die Protokolle der Weisen von Zion«.
    Diese »Protokolle« waren so verfasst, als häĴ e sie eine jüdische Geheimorganisation selbst geschrieben, eben jene dubi-osen »Weisen von Zion«. Dem Text zufolge strebten sie nichts Geringeres an als die WeltherrschaĞ . Die Mär von der jüdischen Weltverschwörung war hiermit geboren! Adolf Hitler glaubte an sie, Stalin glaubte daran (oder bediente sich zumindest dieses Aberglaubens für seine Zwecke), und auch heute noch gibt es genug »aufgeklärte« Intellektuelle, die an eine moderne Version dieses Märchens glauben: Die USA, heute Weltmacht Nr. 1, würden von den Juden beherrscht. In der arabischen Welt sind die »Protokolle der Weisen von Zion«
    zur Zeit ein Bestseller! Wieder aufgelegt auf Arabisch, gehen sie rasend schnell und in hoher Zahl über den Ladentisch.
    Als Jude kann man auf diese These nur mit einem Witz reagieren: Berlin 1938. Auf einer Parkbank (»Nur für Juden«) sitzt Blau und liest den »Völkischen Beobachter«. Kommt der 140
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    Weiss vorbei, sieht seinen Freund bei der Lektüre des Nazi-BlaĴ es und ist entsetzt: »Blau, weißt du denn nicht, was das für ein BlaĴ ist?« Blau: »Doch, es ist eine hervorragende Zeitung!« Weiss: »Aber es ist das Organ unserer schlimmsten Feinde seit den biblischen Amalek! Hitler und seine Leute wollen uns vernichten, wie kannst du nur dieses SchmierblaĴ
    lesen?« Blau ist empört: »Du weißt ja nicht, was du redest.
    Es ist eine hervorragende Zeitung. Schau, wenn ich sie lese, dann erfahre ich, dass uns Juden alle Banken gehören, dass wir ganz Deutschland in der Hand haben, ja, dass wir Amerika und die

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