Was ist koscher - Jüdischer Glaube
Lande Israel, das noch zu seiner Zeit, nach dem römischen Namen für die Provinz, Palästina genannt wurde.
Der Zionismus war die modernste und letztendlich radikalste Reaktion des Judentums auf die Entwicklungen der Moderne. Denn er schuf nicht nur den jüdischen Staat, Israel, er schuf auch die Voraussetzungen für eine jüdische Identität, die sich jenseits der Religionsgesetze entwickeln konnte, ohne sich zugleich in die Gefahr der Assimilation und völ-143
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ligen Aufl ösung zu begeben. Mit der Wiederbelebung des Hebräischen als lebendige, im Alltag gebrauchte Sprache, gelang dem Zionismus eine kulturelle Leistung, die einzigartig ist. Das Hebräische wurde zum Garanten dafür, dass die jüdische Identität auch in einem säkularen Staat Israel nicht verloren geht.
Gibt es also ein modernes Judentum? Das 19. Jahrhundert ist der Beweis, dass es ein »antikes Judentum«, das sich über die Jahrtausende erhalten haben soll, nie wirklich gegeben haĴ e.
Das Judentum, das sich heute, im 21. Jahrhundert, der Welt präsentiert, ist in all seinen Denominationen und Ausprägungen »modern«. Es sei denn, man hält es für altmodisch, weil es im 19. Jahrhundert entwickelt wurde. Das aber ist eine andere Geschichte!
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Wie sieht ein Jude aus?
Wie sieht eigentlich ein Jude aus? Die Antwort auf diese Frage wird sehr unterschiedlich ausfallen. Es kommt darauf an, wer gefragt wird – ein Deutscher oder ein Marokkaner, ein Russe oder ein Amerikaner oder – ein Antisemit.
Der wird die gängigste Beschreibung haben: Ein Jude hat dunkle, düster oder traurig blickende Triefaugen, eine große Hakennase, abstehende Ohren, dicke, wulstige Lippen. Der Körper ist gedrungen und feist, die Füße plaĴ und so weiter.
In antisemitischen HetzschriĞ en gibt es genügend Karikaturen, die dieses absurde und klischeehaĞ e Bild endlos wiederholen. Ob Nationalsozialismus oder Kommunismus, wenn es darum ging, »den Juden« kenntlich zu machen, griff en beide Seiten gerne auf die gleichen uralten Vorbilder zurück, die aus der antij udaistischen Tradition der Kirchen stammen. Heute fi ndet man solche Abziehbilder als antiisra-elische Karikaturen in arabischen Zeitungen wieder.
Wie sieht eigentlich ein Jude aus? Im Grunde ist die Frage so ohne weiteres natürlich nicht zu beantworten. Wer einmal in seinem Leben in Israel war und dort Juden aus mehr als 120
Ländern auf einem Fleck sehen konnte, weiß: Das typisch jü-
dische Gesicht, den typisch jüdischen Körperbau oder die typisch jüdische Haarfarbe gibt es nicht. Es gibt Juden, die sind semmelblond, haben blaue Augen, sind schlank, drahtig und groß. Und es gibt Juden, die sind dunkel, ja, auch schwarz, haben braune Augen, sind klein und fester gebaut. Und dazwischen gibt es sämtliche Varianten der Menschheit bis hin zum »Gingi«, wie man in Israel Rothaarige liebevoll nennt.
Denn anders, als es uns der Antisemitismus moderner Prä-
gung seit über 150 Jahren einzureden versucht: Wir Juden 145
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sind keine Rasse, sondern ein Volk. Und als solches sind wir in unserem Äußeren sehr unterschiedlich.
Juden aus Europa sind überwiegend heller als Juden aus den orientalischen Ländern, aber auch diese Feststellung kann man durch Tausende von Gegenbeispielen widerlegen.
Denn in Europa gibt es seit Jahrhunderten sefardische Juden, Juden, die ursprünglich aus Spanien stammen. Man fi ndet sie im Elsass genauso wie in Holland, in Jugoslawien ebenso wie in Bulgarien.
Als 1492 Ferdinand und Isabella von Spanien mit dem Sieg der Reconquista eine Viertelmillion Juden aus ihrem Land vertrieben, fl ohen diese entweder in andere europäische Länder oder hinüber in den afrikanisch-orientalischen Raum.
Andererseits fi ndet man unter algerischen und marokkani-schen Juden häufi g Menschen mit stechend grünen oder auch blauen Augen.
Aber ist etwas dran an der antisemitischen Karikatur? Gibt es den krummnasigen Juden nicht vielleicht doch? Dieser Typus ist in der Tat auch zu fi nden, allerdings fi el er in der Vergangenheit nur dadurch auf, dass er vielleicht etwas anders aussah als seine Umwelt. Doch diese Typisierung des europä-
ischen Ostjuden ist ungefähr so zutreff end wie die Behauptung, alle Deutschen seien blond und blauäugig.
Dennoch, manchmal können Nichtjuden einen Juden auf der Straße durchaus erkennen.
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