Was ist koscher - Jüdischer Glaube
Liebe und Zuneigung erfährt – Gleiches gilt für den Schabbat. Zu Beginn des Schabbats, am Freitagabend, gibt es in der Liturgie ein Gebet, in dem die Schabbat-Braut singend empfangen wird.
Ruhen und feiern
Viele Menschen glauben, dass der Schabbat ein Tag voller Restriktionen ist, durch die ihnen das Leben schwer gemacht wird. Nichtjuden, aber auch viele nichtreligiöse Juden fi nden es unverständlich, dass man am Schabbat nicht Auto fahren darf, dass man kein Licht machen, nicht kochen, nicht fernse-hen, nicht Radio hören, nicht am Computer sitzen darf, um nur einige Beispiele zu nennen. All diese Dinge fallen unter dem Begriff »Arbeit«, und vor allem die ist am Schabbat strengstens untersagt.
Was aber heißt für einen Juden Arbeit? Wie wird dieser Begriff defi niert? Um die Verwirrung für den Augenblick vollends perfekt zu machen: Während man am Schabbat keinen Kinderwagen auf der Straße schieben darf, ist es gleichzeitig erlaubt, sämtliche Bücher daheim aus den Regalen zu holen und sie, sagen wir mal, auf der gegenüberliegenden Wand in andere Regale hineinzustellen. Das kann eine ziemlich schweißtreibende Angelegenheit sein. Und das soll keine Arbeit sein?
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Unter dem Begriff »Arbeit« versteht das Judentum alles, was einen unmiĴ elbaren Eingriff in die physikalische Welt bedeutet, einen Eingriff , der die Dominanz des Menschen über die Welt repräsentiert. So ist es am Schabbat auch untersagt, eine Blume zu pfl ücken oder ein Streichholz anzuzünden. Tä-
tigkeiten, die doch keinerlei körperliche Anstrengung verur-sachen. Und dennoch werden sie als »Arbeit« bezeichnet?
In der Thora heißt es:
»So sollen die Kinder Jisrael den Sabbat wahren, dass sie den Sabbat begehen für ihre Geschlechter als ewigen Bund.
Zwischen mir und den Kindern Jisrael ist er ein Bundes-zeichen für ewig; denn in sechs Tagen hat der Ewige den Himmel und die Erde geschaff en, aber am siebenten Tag hat er geruht und gefeiert.« (Ex. 31, 16-17)
Der Schabbat ist also eine Erinnerung an den Schöpfungsakt GoĴ es. Das ist zwar allgemein bekannt, schließlich gibt es auch im Christentum und im Islam einen Ruhetag, doch die Art, wie Juden den Schabbat feiern, ist fremdartig und scheint ein Buch mit sieben Siegeln zu sein.
Was meint denn die Thora, wenn sie sagt, dass GoĴ sich nach der Schöpfung am siebenten Tag »ausgeruht« hat? War er wirklich »müde« und »erschöpĞ «? Wenn ja, dann wäre das ein etwas eigenartiger, ganz und gar merkwürdiger GoĴ , der sich von einem Zeus oder Jupiter nur geringfügig unterscheiden würde. GoĴ es »Ausruhen« symbolisiert wohl eher die Perfektion seiner Schöpfung. Sie war nach sechs Tagen fertig.
Er musste nichts mehr tun. Es war sein Werk – und dieses göĴ liche Werk ist natürlich vollkommen. Diese Vollkommen-heit anzuerkennen – das ist der Sinn des Schabbat. Während 208
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die Thora dem Menschen gestaĴ et, die Erde zu bebauen, so verlangt sie von ihm jedoch zugleich, anzuerkennen, dass er
– der Mensch – nicht GoĴ ist. Darum soll, ja muss er einmal in der Woche, am siebenten Tag eben, die Schöpfung ganz sich selbst überlassen, sie nicht mehr »bearbeiten«, sie nicht mehr manipulieren oder kreativ verändern. Damit erkennt der Mensch zugleich an, wem die Schöpfung wirklich gehört.
Und dass er sie an den sechs »Werktagen« von GoĴ quasi nur gepachtet hat.
Und nun wird die jüdische Defi nition von Arbeit schon ein wenig klarer: Es geht keineswegs um eine Tätigkeit, die physisch oder psychisch anstrengend ist, es geht um jede Form von Aktivität, die einen direkten Eingriff in den Lauf der Welt bedeutet.
Feuermachen ist zum Beispiel solch ein Eingriff . Im Zeitalter der Moderne wissen wir aufgeklärten Menschen, welche physikalischen Vorgänge vonnöten sind, um beim Aufeinan-derschlagen zweier Steine oder Reiben von Hölzern Funken zu erzeugen und daraus Feuer werden zu lassen: Es sind in der Tat physikalische Veränderungen in der Natur, die zum Feuer führen. Das Schabbat-Verbot, Feuer zu machen, bezieht sich also nicht auf die körperliche Anstrengung, deren es in biblischen Zeiten bedurĞ e, um Funken sprühen zu lassen. Es ging und geht primär um die Veränderung der Physik. Und so kommt es, dass es dem orthodoxen Juden auch heute verboten ist, Feuer zu machen, selbst wenn er dazu nur ein kleines Streichholz benötigt oder ein
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