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Was ist mit unseren Jungs los

Was ist mit unseren Jungs los

Titel: Was ist mit unseren Jungs los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Guggenbuehl
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anderen Studentenbeobachtet und weitererzählt worden. In Kürze wurde aus dem heftigen Wortwechsel eine wüste Auseinandersetzung und dann schließlich ein Gewaltvorfall. Die Information war beim äußeren dritten Kreis angelangt und wurde den Gesetzmäßigkeiten entsprechend aufpoliert und dramatisiert.
    Hat man mit manifesten Vorfällen zu tun, dann gehört die besonnene und vorurteilslose Aufklärung zu einer wichtigen Regel. Auch wenn man unter Druck steht, Schuldige finden muss oder einen der Vorfall entsetzt, müssen wir nüchtern bleiben und versuchen, zwischen Dichtung und Wahrheit zu unterscheiden. Gehören wir dem dritten Kreis an, ist Vorsicht geboten und man muss sich vor der Ansteckung der emotionalen Aufwallung hüten.
    Schwierig ist zuweilen der Umgang mit den Medien. Medien haben eine immens wichtige Funktion bei der Aufdeckung von Gewaltvorfällen und Missständen. Sie müssen oft gegen Widerstände und Mauscheleien vorgehen. Vielfach beschönigen die direkt betroffenen Personen, wollen von der eigenen Mitschuld ablenken oder befürchten eine negative Publizität. Es gibt aber ein Recht der Bevölkerung auf Information. Tabus und vermeintliche Rücksichtnahme auf politische Correctness sind fehl am Platz, wenn es darum geht, über eine Schlägerei von Asylbewerbern während einer Afro-Party oder Banden aus Rumänien zu berichten. Das Problem bei den meisten Medien ist, dass sie anderen Regeln und Dynamiken folgen als die unmittelbar Betroffenen oder die Personen des zweiten Kreises. Es geht ihnen um Sensationen. Die meisten Leser oder Zuschauer wollen sich nicht vertieft und differenziert mit einem Thema auseinandersetzen, sondern eigene Vorurteile bestätigen, sich ein bisschen aufregen oder das Gefühl haben, gottseidank passiert mir das nicht. Reporter und Journalisten können beim besten Willen nicht lange Hintergrundsberichte senden oder differenzierte Analysen schreiben, sie müssen eine Story liefern, die Interesseweckt. Infotainement ist angesagt und nicht gescheite Abhandlungen. Medienmogule wie Robert Murdoch und Silvio Berlusconi hatten dies erkannt und vormals seriöse Zeitungen auf die Themen Sex and Crime reduziert. Wenn die Medien nach einem Gewaltvorfall anklopfen, dann müssen wir als direkt Betroffene, als Personen des zweiten Kreises oder als Fachpersonen reagieren. Für das Schulteam, vor allem die Schulleitung ist es wichtig, dass sie sich wappnet und vorher überlegt, wie sie mit den Medien und besorgten Eltern umgeht. Wie insgesamt reagiert wird, ist jedoch entscheidend.
     
    »Können Sie uns etwas zum Brand dieses Asylzentrums sagen?«, fragt ein Reporter den Leiter des Einsatzcorps der Polizei. Im Hintergrund sieht man die Flammen lodern. »Das Zentrum wurde angezündet und brennt nun lichterloh! Wir verurteilen die Tat und klären ab, wer die Täter sind!« Eine solche Aussage kann nach einem Vorfall genügen. Vorsichtig müssen wir bei Vermutungen oder direkten Beschuldigungen sein, wie es leider beim Vorfall der angeblichen Massenvergewaltigung eines Mädchens durch ausländische Jugendliche in Zürich-Seefeld geschehen war. 72
    Als Journalist muss man sich auch bewusst sein, dass es immer wieder Jugendliche gibt, die die Medien manipulieren wollen. Sie merken, welche Erwartungen an sie gestellt werden und verhalten sich entsprechend. Von einer Gemeinde berichtete eine lokale Fernsehstation, dass es zu einem wüsten rassistischen Überfall gekommen sei. Ein schwarzer Jugendlicher sei vor dem Gemeindehaus niedergeschlagen worden. Der Film zeigte, wie zwei weiße Jugendliche auf den Schwarzen losgingen, ihn in einen Ecke jagten und auf ihn einschlugen. Der Bericht löste heftige Reaktionen in der Gemeinde aus. Es stellte sich jedoch heraus, dass die drei Jugendlichen den Vorfall inszeniert hatten, als sie den Wagen des Fernsehsenders sahen. Sie wussten, was die Presseleute interessierteund taten ihnen den Gefallen, eine Story zu liefern. In Wirklichkeit handelte es sich bei den drei Jugendlichen um enge Freunde.
Mobbing in der Schule
    Wie alle Menschen zeichnen sich auch Jugendliche durch Ambivalenzen aus. Sie haben verschiedene Seelen in ihrer Brust, wollen das Eine, jedoch auch das Andere. Das Selbstbild setzt den Rahmen der erlaubten Motive und Wünsche. Motive, die sozial nicht akzeptiert sind, verschwinden jedoch nicht im Nirgendwo, sondern werden verdrängt. Da sie vom Ich nicht als Motive zugelassen werden, wirken sie im Unbewussten weiter. Um sich durchzusetzen,

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