Was ist mit unseren Jungs los
Anwesenheit der Schülerin darüber, was man alles mit einem faulen Kürbis machen könnte; wegwerfen, zerschneiden, braten oder einfach liegen lassen, da er ja stinkt. Die Lehrerin fragt man während einer Lektion, was sie machen würde, wenn sie einen faulen Kürbis bekommt. Die Klasse ergötzt sich dann an der Antwort der Lehrerin. In den Ohren der Schüler und Schülerinnen bezieht sie sich natürlich auf die missliebige Mitschülerin. In einer anderen Schule gründet man einen Anti-Karin-Club der Mitschüler.Alle Mitschüler, die gegen Karin sind, können dies per Unterschrift bezeugen, so dass alle wissen, dass sie definitiv die blödeste Schülerin aller Zeiten ist. Natürlich hat man nur Spaß gemacht!
Bei Mobbing werden oft auch subtile Ausschlussstrategien eingesetzt. Man meidet eine Klassenkameradin, weil sie angeblich stinkt. Niemand sitzt neben ihr, und wenn sie einen Stuhl benützt hat, dann muss er zuerst gereinigt werden, bevor er wieder gebraucht wird. Man verzieht das Gesicht, wenn ein missliebiger Mitschüler den Finger streckt oder macht Zeichen, um mitzuteilen, dass jeder Einsatz sich bei ihm nicht lohne. Informationen werden an diesen Klassenkameraden nicht weitergeben. »Was, du hast nicht gewusst, dass die Turnstunde ausfiel und wir stattdessen den zoologischen Garten besucht haben?«, kann man nachher behaupten und Betroffenheit mimen. Oft werden direktere Methoden eingesetzt.
Cyberbullying ist unter Jugendlichen verbreitet. Über Chat, Facebook, SMS oder Fotos auf dem Handy werden andere Jugendliche schlecht gemacht, desavouiert oder angeprangert. Konversationen über SMS oder die Internetchats wie Habbo oder Msn eskalieren und enden mit wüsten Beschimpfungen. »Du Hurensohn!« oder »Ich bring dich um!« wird geschrieben. Hinter dem Rücken eines Mitschülers setzt man anonym per Handy ein Gerücht in Umlauf, eine Mitschülerin wird per Handykamera in einer peinlichen Situation gefilmt oder man bringt aktiv jemanden aus der Klasse in eine entwürdigende, bloßstellende oder gewalttätige Situation, damit man ihn fotografieren kann. Intime Handlungen oder Details werden veröffentlicht, um die Reputation eines Mitschülers oder einer Mitschülerin zu zerstören oder man macht unter falschem Namen eine Mitschülerin über einen Chat fertig. In einer Berufsschule verbreiteten zwei Mädchen über ein gefälschtes Facebook das Gerücht, dass eine Mitschülerin eine Affäre miteinem bestimmten Lehrer habe, und in einer anderen Schule gaben drei Mädchen die Handynummer einer Klassenkameradin an, als es in einem Chatroom um sexuelle Dienste ging. Oft behaupten die Beteiligten anschließend, es sei alles nur aus Spaß geschehen. Sie werden von einer Konfliktdynamik erfasst, ohne bewusst zu realisieren, was sie auslösen oder bewirken.
Cyberbullying lebt von der Anonymität. In den virtuellen Räumen, die Chats, Facebook, oder Handymitteilungen ermöglichen, kann man die eigene Identität verstecken. Im Handy oder Telefon unterdrückt man den Namen des Absenders, das Facebook erstellt man unter einem fiktiven Namen und im Chat meldet man sich mit einem fremden Passwort an und kann im Namen einer fremden Person schimpfen und lästern.
Eigentlich gibt es nur zwei Antworten: Auf anonyme Beschuldigungen und Gerüchte wird nicht eingegangen und diskriminierende Fotos oder Filme werden sofort gelöscht oder man hebt die Anonymität auf. Strafanzeigen gegen unbekannt laufen oft ins Leere und sind wegen der Komplexität der elektronischen Informationskanäle nicht erfolgreich.
Ob ein Jugendlicher gemobbt wird, hängt nicht nur von seiner Persönlichkeit und seinem Verhalten ab, sondern auch von der Geschichte und der Dynamik der Gruppe. Mobbingopfer kann man aus verschiedenen Gründen werden. Die Schuld liegt weder immer bei der Klasse, noch ausschließlich beim Mobbingopfer. Bei Mobbing artet ein normaler sozialer Differenzierungsprozess aus. Eine Antipathie, ein Streit oder eine Beleidigung eskaliert und führt zu permanenten Plagen. Man kann drei Kategorien von Mobbingopfern unterscheiden.
Mobbing aufgrund einer ungünstigen Klassendynamik
Schulklassen müssen wir als Gruppen verstehen. Diese entwickeln ihre eigene Psychologie. Regeln und Normen etablieren und gruppenspezifische Dynamiken manifestieren sich. Das Gruppengeschehen ist oft nicht vom Willen der Einzelmitglieder abhängig, sondern wirkt als eine eigene Macht. Die Mitglieder der Gruppe lassen sich von einer autonomen Gruppendynamik
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