Was Katzen wirklich wollen
etlichen Nasenstübern und kräftigen Ohrfeigen. Zunächst dreht es sich aber kaum darum, den Jungen etwas beizubringen; das kommt später. Noch geht es bei mütterlichen Strafaktionen meist um das Eindämmen des kindlichen Vorwitzes, etwa, wenn sich ein Junges schon neugierig auf seine ersten Erkundungsstreifzüge begeben will und sich nach Ansicht der Mutter zu weit vom Nest entfernt. Schon nach nicht einmal ganz vier Wochen benötigen die Jungen die erste feste Zusatznahrung. Die Katze bringt nun erstmals tote oder halb tote Beutetiere herbei, an denen die Kleinen ihre Zähne erproben können.
Entwöhnung: Wenn die Milchzähne langsam größer werden, können die immer noch mehrmals täglich saugenden Jungen der Mutter schon wehtun und lästig werden. Sie wehrt sie immer öfter ab, sobald sie sich an die Zitzen drängen. Je mehr Junge sie hat, umso früher endet die Bereitschaft der Mutter, diese zu säugen, bei vier oder mehr Jungen meist schon, wenn diese drei Monate alt sind; ein einzelnes Junges lässt sie oft noch saugen, bis es sechs Monate oder älter ist. Mit etwa vier Monaten kommen die jungen Kätzchen in den Zahnwechsel, die Katerchen später als die Weibchen.
Im Alter von spätestens neun Monaten verlassen die Jungkatzen schließlich das mütterliche Revier.
Sie sind zu dieser Zeit bereits geschickte Jäger geworden, haben jedoch ihre volle Körpergröße und Kraft noch längst nicht erreicht. Jetzt kommt bei den wilden Katzen eine bittere Lehrzeit. Was bislang Spiel war, ist nun ernst.
So richtig voll ausgewachsen sind weibliche Katzen mit einem Jahr, Kater mit zwei Jahren. Erst dann haben sie die letzten Reste der bläulichen Kinderaugenfarbe verloren, erst dann sind sie voll fähig, ein Revier und ihren Rang zu halten und so innerhalb der Katzengesellschaft konkurrenzfähig wie auch anerkannt zu sein.
Die Katzengesellschaft
DER ROTE OTTO und der blaugraue Nox, zwei lebhafte Kater gleichen Alters, mögen sich sehr.
Eben haben sie ihr gemeinsames Nickerchen auf dem Fernsehsessel ihres Menschen beendet und putzen sich nun gegenseitig mit Hingabe die Gesichter. Aus Ottos Augen guckt der Schalk, als er Nox ins Ohr zwickt. Dieser, nicht faul, packt Otto mit beiden Pfoten und rollt ihn auf den Rücken. Im Nu ist ein kleines Kämpfchen im Gange, und die Kater kugeln auf dem ehrwürdigen Sitzmöbel herum, dass dieses schon bedenklich wackelt. Plötzlich springt Otto auf und rennt schlitternd durch den Raum in den Flur, verfolgt durch den flinken Nox, der ihm kurzerhand die Hinterbeine wegschlägt. Beide Kater landen mit Karacho im Schirmständer. Das fröhliche Raufspiel geht weiter, während der Mensch, von seiner Arbeit am Schreibtisch aufgeschreckt, bei dem Anblick nur kopfschüttelnd lacht.
Eine vielseitige Gesellschaft – Katzen und ihre Mitkatzen
Früher hielt man eine Katzengesellschaft für einen unmöglichen Begriff. Ausgewachsene Katzen scheinen auf den ersten Blick – mit Ausnahme des Löwen – tatsächlich Einsiedlernaturen ohne großes Anschlussbedürfnis zu sein. Heute wissen wir, dass Katzen keineswegs unfähig sind, soziale Bindungen zu Artgenossen einzugehen. Der große amerikanische Feldforscher G. B. Schaller meinte 1967 nach einem langen Beobachtungsaufenthalt in Indien kurz und bündig: »Sicher ist der Tiger ein Einzelgänger, aber kein ganz ungeselliger.«
Katzengruppen
Mittlerweile ist auch das Bild der sozialen Hauskatze durch telemetrische und direkte Beobachtungen an verwilderten Hauskatzen weiter vervollständigt worden. Man untersuchte Katzengruppen und -reviere in vielen Städten und Landstrichen fast aller Kontinente. Die Resultate dieser Forschungen gaben immer wieder Anlass für neue Überraschungen. Man entdeckte nämlich, dass keine zwei Katzenvergesellschaftungen genau die gleiche Ordnung haben. Ebenso wie streng solitäre Individuen gefunden wurden, gibt es auch Geschwistergruppen, Harems, löwenähnliche Rudelbildungen oder (sehr selten) Promiskuität.
Wir kennen die »Bruderschaft der Kater«; sie ist ein lockerer Verband mehrerer Kater mit einer absoluten sozialen Hierarchie. Junge Kater werden nach zahlreichen Kämpfen um die Rangordnung darin aufgenommen.
Zum »geselligen Beisammensein« treffen sich die Katzen aus der Umgebung abends und nachts oft stundenlang in der Nähe ihrer Reviere. Der Ort der Begegnung kann eine Wiese sein, ein bestimmtes Hausdach oder eine Waldlichtung. Diese unregelmäßig stattfindenden Treffen haben nichts mit der
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