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Was man so Liebe nennt

Was man so Liebe nennt

Titel: Was man so Liebe nennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baddiel
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Hintern zeigte?«
    »Das braucht dich nicht zu kümmern. Der Punkt ist, daß das Loch selbst...«
    »O bitte, führ es mir vor.«
    »...ein Ring aus Feuer war. Und wenn Onkel Jerry ging, dann sah es aus, als ob die beiden Männer ihm wirklich Feuer unterm Arsch machen würden.«
    Vic rückte ein Stück von ihr ab, sein Gesicht eine Maske ungläubiger Zärtlichkeit. »Ihr in Irland sorgt für eure eigene Unterhaltung, was?« Sie lachte; er fiel in einen Diddley-dee-Akzent. »Was machen wir heute abend, Seamus? Ich weiß, Jerry, Mann — laß die Hosen runter und lauf noch mal über den Dorfplatz für uns. Laß die Kohlen kullern, damit wir uns bebollern.«
    Sie prustete los, er auch. Als sie aufhörte zu lachen, streichelte sie wieder seinen Arm und fragte: »Welcher Engel ist es?«
    »Wie?«
    »Es gibt vier... Gabriel, Raphael, Michael... und noch einen, er fällt mir jetzt nicht ein. Das sind die mit einem Namen. Die Erzengel.«
    Er zuckte die Schultern und schüttelte den Kopf. »Weiß nicht. Wahrscheinlich ist es der Engel des Liebesblues — wenn man bedenkt, wo ich ihn herhabe. Der Poppers-Engel. Und der Engel von denen, die Fernsehen schauen und seufzen: >Klar, der da ist auch einer. <«
    Emma lächelte und küßte ihn auf die Schulter, womit sie gleichzeitig den Engel küßte, sein unergründliches Gesicht; dann richtete sie sich auf und blickte ins andere Zimmer hinüber, wo der immer noch offene Gitarrenkoffer stand.
    »Natürlich habe ich mich zuerst in dich verliebt, als du damals Gitarre spieltest«, sagte Emma. Sie hatte den Rücken gegen die Wand gelehnt und die Knie hochgezogen. Sie fröstelte leicht, obwohl der Gasofen aus den 6oer Jahren gegenüber dem Bett auf Hochtouren lief — aber um dem Ofen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, Emma war oft kalt, selbst wenn sich ihre Haut für Vics Hände warm anfühlte; sogar im Sommer brauchte sie dringend Wolldecken, Wärmflaschen, Plaids. Vielleicht war Wärme für sie keine bloße Frage der Temperatur.
    Vic, der auf dem Bauch lag, das Gesicht gegen ein klumpiges Schaumgummikissen gepreßt, blickte an ihrem Profil vorbei; auf dem Nachttisch neben ihr sah er ein beiges Telefon mit Wählscheibe stehen, das wahrscheinlich nicht mehr angeschlossen war, und dahinter den immer deprimierenden Anblick eines Schlafzimmerwaschbeckens. »Wann war das?«
    »Kurz vor Jacksons Geburt. Damals, als du zum Essen bei uns warst und sagtest, daß Musik gut für ungeborene Kinder sein soll.«
    »O jaah.« Er erinnerte sich deutlich daran. »Bloß ein Trick, mit dem ich bei dir Eindruck schinden wollte.«
    Sie lächelte. Sie wußte, es war das typische Liebesgeplänkel, bei dem der Wahrheitsgehalt nicht zählt, sondern nur die Freude daran, dem anderen von geheimen Sehnsüchten und Motiven in der Vergangenheit zu erzählen.
    »Wie lieb von dir!«
    »Es überrascht mich immer noch...«
    »Was?«
    Vic zögerte. Er wollte es sagen, fürchtete aber, damit flöge seine ganze Tarnung auf, obwohl er sich nicht mehr sicher war, ob er sich immer noch tarnen wollte.
    »Daß du dich überhaupt mit mir eingelassen hast. Ich dachte immer, du und Joe seid ein solcher Fels in der Brandung.« Er merkte, wie sich ein bescheidener Ausdruck in sein Gesicht schlich. »Ich dachte immer, du fändest mich zu... verantwortungslos.« Ein Satz, mit den Joe ihn einmal beschrieben hatte, fiel ihm ein: Ein Mann, dessen Sozialverhalten bereits erschöpft ist, wenn er an die Seite fährt und einen Ambulanzwagen vorbeiläßt.
    »Daß du ein Taugenichts bist, meinst du wohl?« sagte Emma in ihrer irischsten Stimme. Vic boxte sie in die Schulter. Sie streichelte sein Haar. »Ich weiß nicht, du gefielst mir einfach. Und als du dann dem Baby in meinem Bauch Gitarre vorgespielt hast, fragte ich mich auf einmal, ob du wirklich so ein Schuft bist, wie du immer gern tust. Ob du nicht hinter deiner Hard-Sex-Machine-Fassade bloß einer dieser hoffnungslosen Romantiker bist.«
    Vic lächelte und nickte, als sei es so, und fragte sich plötzlich, ob es vielleicht wirklich stimmte.
    »Und dann«, fuhr sie fort, »als ich an dem Tag von Dianas Tod bei dir vorbeikam und deine verweinten Augen sah, da wußte ich, daß ich recht hatte.«
    Er sah sie an, ein Lächeln spielte um ihren Mund — die Sache war jetzt lang genug her, daß sie beide mit leichter Ironie darüber reden konnten — , trotzdem, ihr Lächeln war nicht so, daß er es hätte riskieren können, ihr die Wahrheit zu sagen. Er küßte sie auf ihre weiche,

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