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Was man so Liebe nennt

Was man so Liebe nennt

Titel: Was man so Liebe nennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baddiel
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schmiegsame Wange.
    »Und dann hast du diese Sache mit Graham Whale erzählt«, sagte sie.
    »Was?« Er rückte von ihr ab, lächelnd und stirnrunzelnd.
    »Nachdem du meinem Bauch Gitarre vorgespielt hast.«
    Er lachte. »Jaah. Ich erinnere mich.«
    Emma sagte eine Weile nichts, und ihr Gesicht wurde plötzlich ernst. »Ich habe deinen Rat befolgt, weißt du«, sagte sie dann leise.
    »Wie? Wann?«
    »Bei der Geburt. Ich habe den Schmerz auf jemand anderen projiziert.« Ihre Augen wichen seinem Blick aus, so als schäme sie sich. »Ich glaube, es hat ein bißchen geholfen.«
    Vic nickte. »Wer?«
    »Was?«
    »Auf wen hast du den Schmerz projiziert?«
    Wieder der leicht beschämte Blick, aber koketter diesmal. »Das ist mein Geheimnis«, sagte sie, hüpfte aus dem Bett und wanderte ins andere Zimmer zurück. Vic sah ihr nach, genoß das Gefühl, daß sie ihm einen Blick auf die Kurven ihrer Pobacken gewährte, die sich unter dem Rand ihres grauen T-Shirts bewegten. Er streckte die Hand über die Bettkante und hob eine Gibson J-200 Akustik vom Boden auf. Seine Finger fuhren über das Griffbrett; er spielte nichts Bestimmtes, aber es zeigte sein Können, die Virtuosität seiner Finger. Er überlegte gerade, ob er »Shop Girl Queen« spielen sollte, als ihn vom anderen Zimmer her Klänge ablenkten, die sich anhörten, als spiele jemand auf einem Spinett. Er legte die Gitarre hin, wickelte das Bettuch um sich und ging nachsehen.
    In der Mitte des anderen Raums saß Emma auf einer großen Kiste, zwischen ihren Knien ein Instrument, das Vic bisher nur auf Guinessgläsern gesehen hatte: eine gälische Harfe. Emmas Augen waren geschlossen; ihre ausgestreckten Hände ruhten zu beiden Seiten des Instruments und warteten darauf, daß der Nachhall der letzten Note verklang, und dann zupften ihre Finger von neuem an den Saiten — wie zwei im Gleichtakt krabbelnde Spinnen, die mit ihrer hauchzarten Berührung der Harfe eine Art Trauertanz entlockten, der für Vic nur irgendein Stück irische Folkmusik sein konnte — nicht sein Fachgebiet.
    Aber er ließ sich forttragen von der Schönheit ihres Spiels, und wieder hatte er dieses sonderbare Gefühl wie neulich auf der Party.
    Mit einem langen, brausenden Akkord schloß Emma ihr Spiel und öffnete die Augen; Vic applaudierte, irgendwie verlegen, sich des Klischees bewußt. Sie sah zu ihm auf, und der konzentrierte Ausdruck in ihrem Gesicht wich langsam einem zärtlichen.
    »Ich wußte nicht, daß du das kannst«, sagte er.
    »Hm — muß ich jetzt nicht sagen >Es gibt eine Menge Dinge, die du nicht von mir weißt    Er lächelte, ging um die Kiste herum und setzte sich hinter sie. Er streckte die Arme an ihr vorbei und legte die Hände an die Saiten, und da spürte er, wie ihr Rücken sich plötzlich versteifte, so als sei ihr unbehaglich bei dieser Position.

    »Bitten dich Männer immer, Harfe für sie zu spielen?« fragte Joe, weil er nicht unter »ferner-liefen« rangieren wollte.
    »Nein« sagte sie. »Manchmal. Meistens mache ich es nicht, auch wenn sie mich darum bitten.«
    Joe, freudig, weil er so ein Glückspilz ist, legt ihr die Arme von hinten um die Taille, ihre Hände ruhen noch auf der Harfe.
    »Und warum die große Ausnahme?«
    »Du bist die große Ausnahme, Joe«, sagte sie, und sein Herz machte einen noch höheren Höhenflug.
    »Was für ein Lied war das eben?«
    »Es war ein Syngoch. Es gibt drei Liedarten. Das Syngoch, das Nongoch und das Jigoch. Syn bedeutet Weinen, also ist es ein Klagelied; Non — ist Schlaf — ein Schlummerlied; und Jigoch ist ein Freudengesang.«
    Spiel mir keine Jigochs, dachte Joe, der nur ergriffen und gerührt werden wollte.

    Aber dann sank ihr Rücken ganz weich gegen ihn, schmiegte sich den Linien seines Körpers an wie Flüssigkeit.
    »Herne Hill«, sagte sie und sah zum Fenster hinaus mit seinem Ausblick auf andere Fenster. »Ich dachte immer, es läge am Meer.«
    »Das ist Herne Bay.« Er küßte sie auf die Schulter, eher wie ein Kumpel als ein wie heimlicher Liebhaber. »Wie der Name schon sagt.«
    Sie stieß ein gespieltes höhnisches Schniefen aus. »Ja, ich weiß. Aber ich habe die beiden schon immer verwechselt.«
    Vic zuckte die Achseln, hob sie dabei leicht mit hoch. »Geographie ist nicht meine Stärke. Wo liegt Herne Bay? In Devon?«
    »Nein, ich glaube in Kent. Nicht mal so weit von hier.« Sie seufzte leise. »Ich wünschte, hier wäre Herne Bay.«
    »Vielen Dank.«
    Sie drehte ihr Gesicht zu ihm um. »Nein, das

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