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Was Oma und Opa noch wussten

Was Oma und Opa noch wussten

Titel: Was Oma und Opa noch wussten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Ulfkotte
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heimisches Wildgemü- se. Der Sauerampfer wurde schon im frühen Mittelalter in den deutschsprachigen Klosterschriften als Heilkraut und als Gewürz be- schrieben. Die Pflanze wird 30 Zentimeter bis einen Meter hoch. Die Blätter sind hell bis dunkelgrün, rosettenartig, pfeilförmig und unbe- haart. Die Blüten sind klein und braunrot, zweihäusig und bilden dreikantige Früchte, umhüllt von trockenen Kelchblättern. Saueramp- fer wächst in Europa wild auf Wiesen und in Lichtungen. Er gedeiht sowohl in der Sonne als auch im Halbschatten.
       Schon die Ägypter, Römer und Griechen nutzten den Sauerampfer als Ausgleich bei fetten Speisen. Auch im Mittelalter war der Sauer- ampfer in den Küchen weit verbreitet. Zudem nutzen ihn Seefahrer gegen Skorbut, denn Sauerampfer enthält viel Vitamin C und Vita- min A. Auch Julius Cäsars Legionen sollen durch die Speisung mit Sauerampfer von Skorbut geheilt worden sein. Über das Mittelalter bis in die heutige Zeit ist er mehr oder weniger bekannt geblieben und hat auch im Volksglauben eine feste Stellung eingenommen. So soll die Pflanze am Handgelenk junger Frauen für viele Kinder sorgen.
    Man kann ihn als Wildgemüse kochen oder auch roh essen. Doch Vorsicht: Wegen seines hohen Gehalts an Kaliumhydrogenoxalat können vor allem Kinder eine Oxalatvergiftung bekommen - dafür muss man jedoch viele Blätter essen. Vorsichtshalber sollte man Sau erampfer nicht auf überdüngten Wiesen sammeln. Und man nimmt dann auch nur Pflanzen mit makellosen Blättern. Vor allem ältere Ex- emplare mit rostbraunen Löchern im Blatt sind unbekömmlich. Ar- thritis-, Gicht- und Rheumapatienten, Menschen mit Nieren- oder Harnblasenbeschwerden sowie jene, die an Sodbrennen leiden, soll- ten generell auf Sauerampfer verzichten. Die Oxalsäure ist aber nicht nur schlecht: Klein gehackt, aufgekocht und 15 Minuten gezogen, können die Blätter als Tee getrunken werden. Dieser hilft aufgrund der Säure gegen Schuppenflechte.

    Sauerampfer wird wie Spinat zubereitet - man kann ihn auch mit Spi- nat mischen. Es gibt ebenfalls Sauerampfersalat und Sauerampfer- suppe, die man heiß und auch eisgekühlt essen kann. Junge Blätter werden in Salate geschnitten oder zu Omelettes in die Pfanne gege- ben.
       Die Erntezeit beginnt im zeitigen Frühjahr, wenn sich die ersten Blätter zeigen, und reicht bis zum Spätsommer. Der Geschmack ist säuerlich (daher der Name) und erinnert an Zitronen. Für Salate, So- ßen und Suppen werden vor allem Triebspitzen und junge Blätter verwendet. Sauerampfer verliert durch Trocknen sein Aroma; die Blätter lassen sich aber einfrieren oder in Öl haltbar machen. Wun- dern Sie sich nicht, wenn der Sauerampfer beim Erhitzen braun wird. Das ist völlig normal, die Aromen bleiben erhalten. Allerdings darf Sauerampfer nicht in Behältern aus Eisen oder Aluminium gekocht oder gelagert werden, da er deren metallischen Geschmack sofort an- nimmt und dadurch fast ungenießbar wird.
       Sauerampfer sollte möglichst frisch verwendet werden, weil er schnell welkt. Man sollte beachten, dass im Frühling gepflückte junge Blätter zarter und feiner schmecken. Kühle und feuchte Tage eignen sich für die Ernte besser als Perioden langer Trockenheit. Durch Re- gen und gemäßigte Temperaturen entfaltet Sauerampfer ein milderes
    Aroma. Der Geschmack bleibt beim
Kochen weitgehend erhalten. In
vergangenen Jahrhunderten galt
Sauerampfer als Mittel gegen Fieber.
Heute ist er vor allem für seine appe-
titanregende, blutreinigende und
harntreibende Wirkung bekannt.
Pfarrer Kneipp schrieb: »Saueramp-
fer ist nicht nur ein gutes Heilmittel,
sondern auch eine vorzügliche Kost
für Kranke, da er das Blut reinigt
und verbessert.« Der Saft des Sauer-
ampfers wurde früher zum Entfer-
nen von Rost-, Tinten- oder Schim-
melflecken aus weißer Wäsche
verwendet. Die Säure des Saueramp-
fers kann in der Küche in Krisenzei-
    ten Zitrone oder Essig ersetzen. Daher wird Sauerampfer auch gerne in Fischrezepten und für Saucen gebraucht. Früher wurden die Wur- zeln des Sauerampfers getrocknet und als Pulver für die Reinigung der Zähne verwendet.
    Wer keine Lust auf das »Wildsammeln« in den Wiesen hat, der kann den Sauerampfer auch gut im eigenen Garten anbauen. Die Pflanze ist winterhart und problemlos in der Pflege. Bei dem im Han- del erhältlichen Saatgut handelt es sich um den Garten-Sauerampfer (Rumex patientia), d er über eine sehr lange Zeitspanne geerntet wer- den kann und auch

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