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Was scheren mich die Schafe: Unter Neuseeländern. Eine Verwandlung

Was scheren mich die Schafe: Unter Neuseeländern. Eine Verwandlung

Titel: Was scheren mich die Schafe: Unter Neuseeländern. Eine Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Richter
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Mahlzeit gefreut, auch wenn Jamie Oliver mich dafür abstrafen würde. Tamara ist noch immer nicht aufgetaucht. Ich setze mich neben den kalten Kamin und fange an zu essen.
    Die anderen Hüttengäste – ein paar Amis, Australier, ein Japaner – kochen vor sich hin. Zwei sind junge Deutsche, ich habe sie beim Zwiebelschneiden leise schwäbeln gehört. Der Raum ist kühl. Einer der Wanderer versucht, ein Feuer zu entfachen. Er zerknüllt Zeitung, zerknickt kleine Äste, pustet. Überm Kaminofen hängt ein Gestell zum Wäschetrocknen von der Decke.
    »Hat jemand meine Socken gesehen?«, fragt eine Frau mit langem Zopf, rotem Fleecepulli und farblich passendem Sonnenbrand. »Die hatte ich hier aufgehängt.«
    Der Mann am Kamin grinst sie an. »Damit habe ich das Feuer angeheizt!«
    Sie muss lachen.
    »Woher kommst du? Auch aus Kanada?«
    »Yep, aus Alberta. Bin seit fünf Wochen unterwegs. Mache noch den Milford Track, dann geht es zurück.«
    Sie gestikuliert zu einem anderen Sonnenverbrannten und ruft quer durch den Raum: »Hey, Mark, hier ist noch jemand aus Kanada. Ihr seid fast Nachbarn!«
    Und zum Mann am Kamin: »Mark ist aus B. C., ich komme aus Toronto.« Sie strahlen sich an. Mark schlurft mit einem Becher Tee in der Hand zum Kamin. Er begutachtet die Flammen, die jetzt zündeln und prasseln.
    »Feuermachen bringen sie euch in Alberta schon im Kindergarten bei, was?«
    Die kanadische Runde lacht. Man plaudert in trauter Spontanverbrüderung, unbefangen und ohne einen Funken Sorge, dass sich irgendjemand an der Art, der Herkunft oder der Sprache stören könnte. Die Kanadier scheinen sich richtig zu freuen, ein paar Landsleute zu treffen. Ich spüre einen Stich. Es ist der alte Neid auf das Zusammengehörigkeitsgefühl, das mir immer gefehlt hat. Die beiden Schwaben in der Küche würden mich kaum mit der gleichen Euphorie begrüßen wie Mark den Mann aus Alberta. Jetzt reden die Kanadier über Bären. Ungelogen.
    »Also, dieser verrückte Typ, der war irgendwie so von Bären fasziniert und ging immer wieder in die Wildnis. Am Ende wurde er gefressen, während die Kamera lief. Der Ton war an. Irrer Film, und alles echt.«
    Mark nickt und pustet in seine Tasse, die Frau mit dem Zopf dreht den Hintern zum Feuer und schaut dabei freundlich in meine Richtung.
    »Das ist doch ›Grizzly Man‹ von Werner Herzog«, werfe ich ungefragt ein. Wie genial – Werner Herzog! Ein Deutscher zum Vorzeigen. Eleganter lässt sich kein Smalltalk anfangen. Klaus Kinski wartet schon auf seinen Einsatz. Wim Wenders. Vielleicht Fassbinder.
    Die Frau und ihre neuen Freunde blicken mich nichtssagend an.
    »Mhm, okay?«
    Falsches Stichwort. Werner wer? Ich hätte genauso gut Herbert Achternbusch erwähnen können. Die Gemütlichkeit am Kamin ist plötzlich dahin. Zeit fürs Stockbett. Aber Tamara ist noch nicht zurückgekehrt. Ich schaue mal besser, wo sie abgeblieben ist, immerhin wird es gleich dunkel.
    Die Lodge ist von außen ähnlich gebaut wie die Wanderhütte. Innen hat sie feinmelierten Teppichboden, frisch gestrichene Wände in sanften Erdtönen und warme Luft, die mir aus der Umluftpumpe entgegenpustet. Es riecht köstlich – nach gegrilltem Fleisch und Rosmarin. Schicke kleine Sofas, die auch in der Ankunftshalle vom Flughafen Queenstown stehen könnten, sind um Couchtische drapiert, auf denen Zeitschriften liegen. An zwei langen weißen Tischen sitzen sportlich wirkende Herrschaften vor ihren Tellern und reden miteinander. Jemand schenkt aus einer Karaffe Rotwein nach.
    Tamara steht vor der Durchreiche zur Küche. Sie dreht sich einmal um die halbe Achse und dann wieder zurück, als es aus der Küche »Hepp!« schreit und ein Pfannkuchen durch die Öffnung zu ihr geflogen kommt. Von dieser Nachtischtradition am letzten Tag des Routeburn-Tracks habe ich gehört. Tamara fängt den Pfannkuchen so schwungvoll auf, dass ihre langen Haare vors Gesicht fliegen. Sie juchzt und hält den Teller triumphierend hoch. Es geht ihr offensichtlich bestens.
    »Kann ich weiterhelfen? Die DOC -Hütte ist ein Haus weiter unten.« Jemand, der so aussieht, als ob er hier arbeitet, aber auch ein Fitnessstudio leiten könnte, ist auf mich zugetreten. Ich zeige auf Tamara. Jetzt hat auch sie mich gesehen.
    »Anke, hi!« Sie lächelt mich an, als ob wir dickste Freundinnen seien. Kann ja noch werden. »Es ist alles geregelt, ich bleibe über Nacht hier. Jordan ist ein Schatz«, sie strahlt den muskulösen Mann an, der mich

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