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Was sich kusst das liebt sich

Was sich kusst das liebt sich

Titel: Was sich kusst das liebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manning Sarra
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gepolsterten Umschläge mit ihrer Biografie und Lucys Kurzgeschichten und Gedichten abholte, war Neve noch ungeduscht und im Pyjama. Sie hatte auch keine Zeit mehr gehabt, um sich bei New Look nach einem anderen Kleid für Freitagabend umzusehen, also musste sie wohl oder übel das silberne Pailletten-Unding einpacken. Celia hatte sie noch mehrfach nachdrücklich darauf hingewiesen, dass sie unmöglich eines ihrer schwarzen Wickelkleider anziehen konnte. Mittlerweile war es zwanzig nach elf, und Max klingelte unten bereits Sturm. Neve beschloss, den Glitzerfummel später noch einmal mit einer figurformenden Strumpfhose anzuprobieren. Vielleicht war es ja gar nicht so schlimm, wie sie es in Erinnerung hatte.
    » Ich muss übrigens in Manchester noch zu Marks & Spencer«, sagte sie, als sie zu Max in den roten Mini Cooper stieg. » Haben wir dafür noch Zeit?«
    » Die nehmen wir uns«, versprach er und musterte sie von der Seite. » Du wirkst etwas unentspannt. Du wirst dich doch hoffentlich nicht aus dem Auto stürzen, sobald ich an einer roten Ampel stehen bleibe, oder?«
    » Ich hab’s durchaus schon in Erwägung gezogen.« In ihrem Versuch, für Lucy ihr Bestes zu geben, war ihr in den vergangenen 24Stunden keine Zeit für eine hochzeitsbedingte Panikattacke geblieben, aber die konnte sie ja jetzt noch nachholen. Sie dachte an Mandy und ihre Freundinnen, mit denen sie garantiert nichts gemeinsam hatte, an den Wellnesstag und den Discoabend… Was, wenn die zur Verfügung gestellten Bademäntel zu klein für sie waren? Und was, wenn…
    » Du bist ja ganz blass«, stellte Max fest. » Wird dir beim Autofahren schlecht?«
    » Nein, das ist es nicht.« Neve öffnete das Fenster. Sie brauchte frische Luft. » Ich will dir bloß keine Schande machen.«
    » Keine Sorge, das tust du nicht, solange du niemandem erzählst, dass dein Bruder Arsenal-Fan ist. Hey, war das etwa ein Lächeln?«
    » Könnte sein«, sagte Neve und legte Max eine Hand auf das Knie, weil sie es vermisst hatte, ihn zu berühren. Was lächerlich war, nachdem sie sich gerade mal drei Tage nicht gesehen hatten. Tja, sie hatte ihre sexuellen Bedürfnisse stets unterdrückt; vielleicht wollte ihr Körper jetzt das Versäumte nachholen. Und noch einiges mehr.
    Max schielte auf die Hand auf seinem Knie. » Mir fällt da gerade ein Song ein, der dich garantiert von deinen Sorgen ablenken wird«, verkündete er. » Willst du ihn hören?«
    » Ich wusste gar nicht, dass du singen kannst.«
    » Kann ich nicht, aber das dürfte den Unterhaltungswert nur noch zusätzlich steigern. Bist du bereit?«
    Natürlich war sie gänzlich unvorbereitet für seine Darbietung von It’s a Nice Day for a WAG Wedding, bei der er keinen einzigen Ton richtig traf. Seine laute, farblose Stimme klang fast so schauderhaft wie ihr eigenes näselndes, viel zu hohes Geschmetter, als sie nach ihrem anfänglichen Lachanfall mit einstimmte.
    Bis sie Birmingham passierten, hatten sie auf diese Weise bereits eine ganze Reihe weiterer Lieder verunstaltet, und Neve war so inspiriert, dass sie, einer plötzlichen Eingebung folgend, zum Refrain von Wonderwall » With her Fendi bag/She’s my wonder WAG « trällerte.
    Max hätte vor Lachen beinahe einen Unfall gebaut. Er kreuzte abrupt zwei Fahrspuren, um den Wagen auf den Standstreifen zu steuern, wo er mit heftig zuckenden Schultern vornübersank, die Stirn am Lenkrad, und versuchte, sich wieder zu beruhigen. Aber wann immer er aufhörte zu kichern, gab Neve eine weitere Zeile zum Besten.
    » Gnade«, flehte er schließlich, ganz heiser vor Lachen, ehe er den Motor wieder anließ.
    Als sie um kurz nach vier ankamen, hatten sie das schöne Wetter hinter sich gelassen. Das Malmaison Manchester entpuppte sich als elegantes Backsteingebäude, und gleich um die Ecke gab es einen Marks & Spencer. Hervorragend. Nachdem sie sich an den Paparazzi vorbeigekämpft hatten, die zu Neves großem Erstaunen vor dem Hotel herumlungerten, mussten sie an zwei verschiedenen Security-Schaltern ihre Reservierungsbestätigung, ihre Hochzeitseinladungen und ihre Ausweise vorlegen, erst dann wurden sie zum Empfang vorgelassen. Nach dem Einchecken geleitete sie ein Sicherheitsbediensteter zum Fahrstuhl, und dann durften Neve und Max ihre riesige Junior Suite betreten. Die Einrichtung war ganz in Weiß und Eisblau gehalten, selbst die gestreiften Tapeten, die vor Neves Augen zu verschwimmen begannen, als sie sie zu lange anstarrte. Die Ausstattung war topmodern, und

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