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Was sich kusst das liebt sich

Was sich kusst das liebt sich

Titel: Was sich kusst das liebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manning Sarra
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macht.« Sie wartete die Antwort gar nicht erst ab, sondern spurtete über den gepflegten Rasen, als wären ihr die Höllenhunde des Dschingis Khan auf den Fersen.
    Als sie das Ende des Rasens erreicht hatte, folgte sie in gemütlicherem Tempo einem Schotterweg und ließ den Blick über die hügelige Landschaft schweifen. Aus dem See zu ihrer Rechten ragte eine Insel empor, auf der ein kleiner Zierbau stand. Die Luft war frisch und klar, und Neve spürte, wie sich zum ersten Mal an diesem Tag der riesige Knoten in ihrem Magen etwas lockerte.
    Sie steigerte allmählich das Tempo, verbannte sämtliche Gedanken aus ihrem Kopf und konzentrierte sich ganz auf das Brennen in ihren Lungen und die Schmerzen in ihren Oberschenkeln. Und wann immer sie glaubte, aufhören zu müssen, weil ihr gleich die Beine wegknicken würden, nahm sie noch einmal ihre ganze Energie zusammen und zwang sich zu einer weiteren Runde um den See. Es war himmlisch, nur zu fühlen, ohne zu denken.
    » Nicht so schnell«, sagte plötzlich eine Stimme, und erst da registrierte Neve, dass Jacqui neben ihr herlief. » Noch eine Runde, und von der legst du das letzte Viertel im Schritttempo zurück, ja?«
    » Okay«, keuchte Neve, und als sie nun das Tempo wieder etwas drosselte, kam es ihr so vor, als würde sie stehen bleiben. » Sorry, dass ich… einfach losgelaufen bin… trainiere viel…«
    » Viel intensiver als diese Lahmärsche, schon klar.« Jaqui grinste. » Mandy ist ja ein ganz nettes Mädchen, aber eigentlich ist der ganze Trupp ein hoffungsloser Fall. So, auslaufen und stehen bleiben.«
    Neve wurde langsamer und blieb schließlich stehen. Die Hände auf die Knie gestützt, versuchte sie, wieder zu Atem zu kommen, während Jacqui zu den anderen zurückrannte. Sie dehnte noch ein wenig die hinteren Oberschenkelmuskeln, dann begab sie sich wieder zum Klubhaus, wo die Mädels in ihren rosa Jogginganzügen erschöpft über den Rasen verteilt dalagen.
    Sie mussten paarweise zusammengehen, was ihre Partnerin Chelsy sichtlich genausowenig freute wie Neve selbst. Sie sollten sich einander gegenüber aufstellen und einen Medizinball hin und her reichen, aber Chelsy wollte Neve den Ball partout nicht abnehmen. Von ihrem Make-up war inzwischen nicht mehr viel übrig, und die Haut, die darunter zum Vorschein kam, war grünlich. » Moment«, keuchte sie, wann immer Neve Anstalten machte, den Ball zu übergeben, und dann beugte sie sich vornüber und begann zu würgen.
    » Was hast du denn?«, fragte Neve hilflos und rieb ihr vorsichtig den Rücken. Sie konnte nicht einfach danebenstehen und zusehen, wenn es einem Mitmenschen nicht gut ging, selbst wenn dieser Mitmensch sehr unfreundlich zu ihr gewesen war.
    » Ich glaube, ich muss reihern, und ich habe höllisches Seitenstechen.«
    » Links oder rechts?«
    » Links.«
    » Dann streck deinen linken Arm in die Höhe und stütz dich mit der rechten Hand auf mir ab, so fest du kannst«, befahl Neve und richtete Chelsys Oberkörper auf. » Fester. Ich bin ziemlich kräftig, ich halte das schon aus.«
    » Ich fürchte, ich habe einen Kater«, flüsterte Chelsy verschwörerisch und spähte besorgt zu Jacqui hinüber, die gerade Emma anbrüllte, weil sie sich aus Angst um ihre Acrylnägel weigerte, den Medizinball zu berühren. » Ich hab mich gestern Abend volllaufen lassen.«
    Mit Max etwa? Bei dem Gedanken verspürte Neve ebenfalls einen stechenden Schmerz. Wer weiß, was die beiden sonst noch so getrieben hatten. Chelsy war sehr, sehr hübsch, und Max schien ja auf sehr, sehr hübsche Mädchen zu stehen.
    » Mandy glaubt, ich wäre um zwölf auf mein Zimmer gegangen, aber ich habe mich mit Billy, meinem Friseur, aus dem Hotel geschlichen. Wir waren bis drei Uhr nachts in einem Klub in der Canal Street und haben Mojitos getrunken.« Chelsy beugte sich wieder vornüber. » Oje, die Mojitos hätte ich nicht erwähnen sollen.«
    Der stechende Schmerz verschwand so plötzlich, wie er gekommen war, und Neve trottete zur Kühlbox, holte eine Flasche Wasser für Chelsy und schraubte den Deckel ab. » Hier, aber nicht alles auf einmal. Trink kleine Schlucke.«
    Als Chelsy endlich in der Lage war, den Medizinball zu übernehmen, war das Training fast vorüber. Sie machten noch fünf Minuten Dehnungsübungen, dann schlichen die WAG s zu Jacqui, umarmten sie und bedankten sich dafür, dass sie sie » noch einmal ordentlich gequält« hatte.
    Danach wurden sie von der Pilates-Trainerin, einer ruhigen, leise sprechenden

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