Was sich kusst das liebt sich
Zitrone, damit sie ihr Abendessen nicht gleich wieder von sich gab, während sich ihr Ex-Lover zwei Etagen tiefer mit einem Mädchen vergnügte, das selbst in klatschnassen Kleidern vermutlich kaum mehr als 45Kilo auf die Waage brachte.
Wieso war Max eigentlich überhaupt hier?
Neve riss die Hintertür auf und kletterte hastig über die wackelige Feuerleiter hinunter in den Garten, wobei sie in der Eile beinahe über ein knutschendes Pärchen stolperte.
Es war nicht schwer, Celia zu finden; sie überragte alle anderen Mädchen um einen ganzen Kopf, und außerdem waren ihre geisterhaft weißen Beine, die im Schein der flackernden Teelichter förmlich in der Dunkelheit leuchteten, gut zu erkennen.
» Celia!«, rief Neve quer durch den halben Garten, und ihre Schwester fuhr herum. » Warum ist er hier? Warum hast du ihn eingeladen?«
» Wen denn?«
» Max! Er ist mit irgendeiner spindeldürren Schickse aufgekreuzt, deren Shorts so kurz sind, dass man sie auch für eine Unterhose halten könnte.«
Celia sah an ihren eigenen Shorts herunter, sagte aber nichts. » Ich habe ihn nicht eingeladen, Neve. Ich schwör’s. Wie kann er es wagen, hier einfach so aufzukreuzen? Soll ich ihn rauswerfen?«
Neve sah eigentlich nicht ein, dass sie den Rest des Abends in ihrer Wohnung hocken sollte– und sie hatte definitiv keine Lust, sich unters Volk zu mischen und so tun, als wäre alles bestens, wenn er ihr in die Arme lief. Doch dann malte sie sich aus, welchen Empfang man Celia am Montagmorgen bei Skirt bereiten würde, wenn sie einen der wichtigsten freien Autoren vor die Tür gesetzt hätte. Wahrscheinlich würde man sie offiziell abmahnen. » Nein, lass mal. Aber du könntest ihm einen Drink übers Hemd kippen.«
» Mach ich«, knurrte Celia und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Sie wirkte irgendwie aufgebracht, und erst als Neve die angespannte Miene ihres Bruders bemerkte, der direkt hinter Celia stand, ging ihr auf, dass sich die beiden gestritten haben mussten.
» Was ist denn los?«
» Nichts«, antwortete Dougie zu rasch und versuchte, sich an Celia vorbeizuschieben, doch sie packte ihn am Handgelenk.
» Hiergeblieben, du Wichser!«, rief sie. » Rate mal, was er getan hat, Neve!«
» Was denn?« Die Möglichkeiten waren schier unbegrenzt.
» Hör zu, Celia, das geht euch beide überhaupt nichts an.«
» Er hat mit einer von Yuris Freundinnen geknutscht!«, platzte Celia hervor. Neve konnte ihre Empörung nur zu gut nachvollziehen.
» Was?« Neve schnappte nach Luft. » Du bist verheiratet!«
Douglas warf den Kopf in den Nacken und gab einen Laut von sich, der halb Stöhnen, halb Knurren war. » Na, und? Ihr könnt Charlie doch auf den Tod nicht ausstehen, also tut jetzt nicht so, als hättet ihr Mitleid mit ihr.«
» Hab ich schon erwähnt, dass du verheiratet bist?«, Neve hatte keinerlei Mitleid mit Charlotte, im Gegenteil; es wäre ihr sogar sehr recht, wenn ihre Schwägerin im Urlaub von einer Springflut hinweggespült wurde. Aber ihre weibliche Solidarität gebot, dass sie trotzdem wütend war. Wohl eine weitere seltsame Nebenwirkung der Entschlackungskur. » Du hast ihr die Treue geschworen, und kaum ist sie weg, baggerst du andere Frauen an, als würde sie dir rein gar nichts bedeuten. Du besudelst all die schönen Augenblicke, die ihr zusammen erlebt habt. Du solltest dich schämen!«
» Tu ich aber nicht!«, brüllte Douglas. Inzwischen waren sie von Schaulustigen umringt, die die Szene interessiert verfolgten. » Ihr hasst sie doch beide! Möchte mal wissen, wie lange ihr es aushalten würdet, mit ihr verheiratet zu sein!«
Damit machte er sich vom Acker, wobei er Neve zur Seite schubste, sodass sie gegen Celia taumelte. Celia legte ihr einen Arm um die Schulter, den Neve sogleich abschüttelte– sie wollte jetzt auf keinen Fall berührt werden.
» Was für ein Scheusal!«, zeterte sie. » Wie konnte er nur! Selbst wenn ich Charlotte hasse.«
» Ich hasse sie genauso sehr wie du«, sagte Celia vorsichtig. » Aber kann es sein, dass du dich wegen Max so hineinsteigerst? Und weil du schon ewig nichts Vernünftiges gegessen hast? Du weißt ja, was ich davon halte.«
» Wenn ich mich doch bloß aufs Abnehmen konzentriert hätte, statt mich von diesem Beziehungskram ablenken zu lassen!« Neve schnippte sich wütend eine Haarsträhne über die Schulter. » Diese Pfannkuchenbeziehung war totale Zeit- und Energieverschwendung, und Max kann es meinetwegen treiben, mit wem er will. Ich bin
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