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Was sich kusst das liebt sich

Was sich kusst das liebt sich

Titel: Was sich kusst das liebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manning Sarra
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Aber jemand wie du kann natürlich nicht verstehen, wie beängstigend und verwirrend Sex und Beziehungen und Dates sein können, wenn man absolut unerfahren ist.«
    Sie war den Tränen nahe und schniefte laut, ehe sie fortfuhr: » Ich habe so lange in diesem Teufelskreis aus Fresssucht und Selbsthass festgesteckt, dass mir jetzt die Zeit davonläuft. Ich muss ausgehen, versuchen, jemanden kennenzulernen, mit ihm flirten und über seine Scherze lachen…« Sie zuckte mit den Achseln. » Und dann geht das Theater erst richtig los: Man verabredet sich, und nach dem Date muss man zwei Tag verstreichen lassen, ehe man anruft… So etwas kann sich wochenlang hinziehen. Ich möchte das alles überspringen und gleich eine Beziehung haben– eine, bei der die ersten drei Monate schon rum sind.«
    Herrje, was faselte sie denn da? Aber Max schien jedem ihrer Worte hingebungsvoll zu lauschen. Erst jetzt bemerkte sie, dass er ein zerknittertes Blatt Papier in der Hand hielt, das ihr schrecklich bekannt vorkam. » Was ist eine Pfannkuchenbeziehung?«, wollte er wissen und deutete mit der Fingerspitze auf die entsprechende Zeile.
    » Ach, das ist eine dämliche, total überstrapazierte Analogie…«
    » Ich liebe überstrapazierte Analogien. Das sind mir sogar die allerliebsten.«
    Machte er sich über sie lustig? Schwer zu sagen.
    » Also, wenn man Pfannkuchen macht, dann schmeckt der erste zwar ganz okay, aber im Grunde probierst du damit lediglich die Konsistenz des Teiges aus. Er wird immer zu dick oder irgendwie unförmig, deshalb wirft man ihn weg.«
    Max runzelte verwirrt die Stirn. » Man wirft den ersten Pfannkuchen weg? Das ist mir neu.«
    » Na ja, ich esse gar keine Pfannkuchen mehr, und früher habe ich den ersten auch immer gegessen«, erinnerte Neve sich trocken. » Und den zweiten und den dritten, und so weiter, bis kein Teig mehr übrig war. Aber normale Leute, die keine Essstörungen haben, werfen den ersten weg. Das ist eine Pfannkuchenbeziehung, und genau das brauche ich.«
    » Also eine Beziehung, die ganz okay ist, aber noch nicht das Wahre, und dann schickst du den armen Kerl in die Wüste, sobald der andere Kerl von wo auch immer zurückkommt«, fasste Max zusammen. Er lächelte dünn und nahm das Bierglas zur Hand.
    » So formuliert klingt es ziemlich herzlos, aber es ist ja nichts Ernstes, bloß eine kurze Affäre. Wenn es Zeit ist, trennt man sich einvernehmlich wieder, ohne großes Drama.«
    » Und was ist für den Pfannkuchenkerl drin? Weiß er überhaupt, dass du ihm früher oder später den Laufpass gibst oder tust du so, als wäre er deine große Liebe und…«
    » Hör auf! Bitte, hör auf.« Neve nahm ihre Tasse, aber der Tee war eiskalt. Sie hätte zu gerne nach Bridie gerufen und sich einen neuen bestellt, nur damit Max aufhören musste zu reden, wenn sie hereinkam. Aber nach den Geräuschen nebenan zu schließen hatte die Spannunskurve bei Inspector Barnaby gerade den Höhepunkt erreicht, und Neve brachte es nicht übers Herz, Bridie ausgerechnet jetzt zu stören. » Zugegeben, der Plan ist noch etwas unausgegoren. Aber laut Celia sind 99Prozent aller Männer Beziehungsphobiker, und eine dreimonatige Affäre ohne jegliche Verpflichtungen ist ohnehin das Einzige, mit dem sie klarkommen.«
    » Schon möglich, aber ich bezweifle, dass du mit einer Affäre ohne Verpflichtungen klarkommen würdest«, bemerkte Max, und plötzlich fühlte Neve sich ebenso nackt und verletzlich wie neulich Nacht. Es verbarg sich eine unglaublich scharfe Beobachtungsgabe hinter all diesem abgedroschenen Charme und den verknitterten Klamotten. » Wie soll diese Pseudo-Beziehung denn aussehen?«
    Neve hatte nicht vor, noch ein einziges weiteres Wort zu dem Thema zu verlieren, aber im Geiste driftete sie bereits ab zu langen Spaziergängen am Sonntagnachmittag, selbst bei Regen, weil es immer noch besser war, mit Begleitung im Regen spazieren zu gehen als allein, und wenn man dann nach Hause kam und sich abgetrocknet hatte, gab es Tee und Toast und einen SchwarzWeiß-Film mit Bette Davis auf BBC 2. Oder man löste gemeinsam ein Kreuzworträtsel… Bei Schönwetter konnte man aufs Land fahren und historische Gebäude besichtigen, die der National Trust vor dem Verfall bewahrt hatte… » Ich muss unbedingt Mitglied im National Trust werden«, hörte sie sich verträumt sagen.
    Sie blinzelte und kehrte unsanft in die Realität zurück, als sie bemerkte, dass Max sie musterte, als hätte sie Chinesisch mit ihm gesprochen.
    »

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