Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was sich kusst das liebt sich

Was sich kusst das liebt sich

Titel: Was sich kusst das liebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manning Sarra
Vom Netzwerk:
Hände sinken. » Gott, ich hasse diese Frau.«
    Neve rieb ihm den Rücken. Hoffentlich erkannte er den Unterschied zwischen einer tröstlichen Berührung und der Berührung einer Frau, die ihn vernaschen wollte. » Keine Sorge, das wird schon«, versicherte sie ihm, obwohl sie das natürlich nicht wissen konnte, aber es schien ihr in diesem Augenblick das Richtige zu sein. Sein Rücken glühte.
    » Das ist jetzt ein etwas abrupter Themenwechsel, aber hat dir schon mal jemand gesagt, dass mit deinem inneren Thermostat etwas nicht stimmt?«
    » Was?« Max hob den Kopf und starrte sie an, als hätte sie ihm gerade eröffnet, dass sie ins Bett gemacht hatte.
    » Du bist so heiß«, sagte Neve und fügte in Anbetracht seines selbstgefälligen Grinsens hinzu: » Ich meine deine Körpertemperatur. Und im Schlaf wirst du noch heißer, und wenn du dich dann an mich kuschelst, komme ich mir vor wie ein Hummer, der bei lebendigem Leibe gekocht wird.«
    Er verschränkte die Arme vor der Brust. » Willst du mir etwa unterstellen, dass ich eine Bettklette bin?«
    » Ich unterstelle dir gar nichts, und es geht mir auch gar nicht ums Kuscheln.« Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. » Könntest du… Ach, ich weiß auch nicht. Wäre es möglich…«
    » Ich soll meine Körpertemperatur senken? Ich fürchte, das liegt nicht in meiner Macht. Wie wär’s, wenn du dich etwas leichter anziehst? Etwas Kurzärmeliges zum Beispiel? Und lass die Socken weg.«
    » Die Socken sind schon weg, und die Wärmflasche und die Steppdecke auch. Wenn ich noch mehr weglasse, erfriere ich.« Das hatte doch alles keinen Sinn. Wer hätte gedacht, dass ihnen ausgerechnet ihre inkompatiblen Körpertemperaturen zum Verhängnis werden würden! Von Max’ Angewohnheit, sie im Schlaf zu begrapschen, mal ganz abgesehen. » Vielleicht sollten wir ein Kissen zwischen uns legen.«
    » Dann können wir auch gleich in getrennten Betten schlafen.«
    » Nun, ich kann ohnehin nicht schlafen, wenn du neben mir liegst.« Neve hob hilflos die Arme. » Ich bin mit meinem Latein am Ende.«
    Max musste ihr die Antwort schuldig bleiben, denn sein BlackBerry begann wieder zu summen. » Ich muss rangehen.«
    » Ich weiß.« Neve war schon halb aus dem Bett. » Und ich bin nicht sauer auf dich, ehrlich, aber ich schlafe auf dem Sofa.«

Kapitel 17
    Neves Albtraum erwies sich als prophetisch: Als sie tags darauf ihren PC einschaltete, wartete in ihrer Mailbox eine Nachricht ihres Vaters ( Bin Mitte April in der Stadt, tropft deine Dusche noch?) und eine nachdrückliche Erinnerung daran, dass sie verpflichtet war, der Jahreshauptversammlung des LLA in der kommenden Woche beizuwohnen.
    Und weil aller guten Dinge immer drei sind, erhielt sie auch noch einen Brief von William, was normalerweise ein Grund zur Freude war, doch in diesem Fall hatte er auf jegliche blumig formulierte Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit in Oxford verzichtet und sich auf drei sehr knappe Sätze beschränkt.
    Muss mich beeilen, meine Vorlesung fängt gleich an. Hast du die Kekse und den Tee schon abgeschickt? Wenn nicht, wäre ich dir sehr verbunden, wenn du das baldmöglichst nachholen könntest.
    Mit keinem Wort erwähnte er ihren letzten Brief, an dem sie mehrere Stunden gesessen hatte. Sie hatte darin sehr akribisch Parallelen zwischen ihrer Freundschaft und der Beziehung zwischen Rainer Maria Rilke und Lou Andreas-Salomé gezogen, samt Zitaten und allem Drum und Dran.
    Neve war derart schlecht gelaunt, dass sie Mr Freemont anschnauzte, als er sie rügte, weil sie zu spät aus der Mittagspause zurückkam. Sie hatte bei Sainsburys ewig an der Kasse gestanden, und alles nur wegen Williams Tee und den Keksen, die er mehr liebte als sein Leben– und definitiv mehr als sie.
    Mr Freemont anzuschnauzen war nicht besonders klug gewesen, vor allem in Anbetracht der bevorstehenden Jahreshauptversammlung, der prekären Finanzlage und der Tatsache, dass kein unbedeutender Literat den Anstand gehabt hatte, das Zeitliche zu segnen.
    Neve hatte nichts zu archivieren oder zu transkribieren, was für sie normalerweise Grund genug gewesen wäre, sich ein paar friedliche Stunden in der British Library zu gönnen, doch sie hatte das ungute Gefühl, dass sie ganz oben auf der Abschussliste stand. Warum sonst sollten ihr Chloe und Rose aus dem Weg gehen? Selbst Philip hatte sich in ihre Intrigen hineinziehen lassen, und wann immer sie die Küche oder Roses Büro betrat, diskutierten sie sogleich auffällig laut, wer als

Weitere Kostenlose Bücher