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Was sich kusst das liebt sich

Was sich kusst das liebt sich

Titel: Was sich kusst das liebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manning Sarra
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verpissen.«
    Neve hörte ein Geräusch aus der Wohnung unter ihr und erstarrte. Eine Tür wurde zugeknallt, doch die Schritte auf der Treppe wurden nicht lauter, sondern leiser. Trotzdem senkte sie die Stimme. » Das hätte ich nicht gesagt; schon weil ich solche Ausdrücke nicht verwende.«
    » Naja, du hättest es vermutlich etwas vornehmer ausgedrückt.« Er gluckste. » Warum flüsterst du eigentlich? Ist jemand bei dir?«
    » Ich bin in meiner Wohnung«, flüsterte Neve. » Ich glaube, Charlotte hat gerade das Haus verlassen. Sie streitet sich schon die ganze Woche mit Douglas und setzt den Besen noch öfter als sonst ein, deshalb arbeite ich neuerdings im Bad. Da hört sie mich nur, wenn sie mal muss.«
    » Das ist doch kein Leben, Süße«, sagte Max sanft. » Du solltest dir von ihr nicht so viel gefallen lassen.«
    Neve hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Sein » Süße« gerade eben hatte ausnahmsweise nicht wie ein gedankenlos ausgesprochener und spöttisch gemeinter Kosename geklungen, sondern so, als hätte er genau das gesagt, was er empfand. » Ich weiß, aber ich habe keine Ahnung, wie ich den Teufelskreis, in dem wir uns befinden, durchbrechen soll.«
    » Klingt fast wie diese dämlichen Auseinandersetzungen, die wir zwei immer haben, nicht?« Das hatte Neve nun wirklich nicht erwartet. » Hör zu, Neve, ich rede wie ein Wasserfall, und das meiste davon ist totaler Mist, den du dir nicht zu sehr zu Herzen nehmen solltest.« Jetzt, am Telefon, und dank der Akustik in ihrem Badezimmer, die jedes Schnüffeln und Schniefen und jeden seiner Atemzüge vervielfachte, konnte Neve die Befangenheit in seiner Stimme hören. » Aber am Montagmorgen hast du richtig niedergeschlagen und traurig gewirkt. Mache ich dich denn so unglücklich?«
    Neve schüttelte ungläubig den Kopf. » Aber nein. Nein! Ich meine, es macht mich fertig, dass ich nicht neben dir schlafen kann, und überhaupt ist dieser ganze Beziehungskram viel schwieriger als erwartet, aber das war nicht der Grund für meine Laune am Montagmorgen.« Sie stockte. » Es… Es hatte mit meinem Job zu tun. Aber jetzt ist alles wieder gut.«
    » Was war denn los?«
    » Nett, dass du fragst, aber wir wissen doch beide, dass mein Job kein sonderlich spannendes Gesprächsthema ist.«
    » Du machst mich fertig, Neve«, stöhnte Max. » Würdest du mir jetzt bitte erzählen, was da bei euch im Archiv los war?«
    Er legte sich richtig ins Zeug, und er hatte das LLA nicht » Bücherei« genannt, dabei hatte Neve längst zugestimmt, den Hundesitter für Keith zu spielen. » Also gut. Wir hatten unsere Jahreshauptversammlung mit dem Kuratorium«, begann sie zögernd, und dann berichtete sie Max vom Geflüster ihrer Kollegen und von ihrem paranoiden Misstrauen und ihren absurden Befürchtungen. Sie erzählte von dem Putsch gegen Mr Freemont und von der Biografie und davon, dass sie nun, da sie ein zweiseitiges Exposé verfassen sollte, plötzlich nicht mehr weiterwusste. » Ich verstehe das nicht. Ich habe sechs Kapitel der Biografie geschrieben, und jetzt habe ich eine Schreibblockade. Schlimmer noch! Eine Schreiblähmung! Und ich fürchte, Jacob Morrison wird von Lucys Roman nicht sonderlich begeistert sein, und von meinem amateurhaften Versuch, eine Biografie zu verfassen noch viel weniger. Aber ich muss es zumindest versuchen. Oh Gott, ich weiß nicht, ob ich das schaffe.«
    Max versicherte ihr nicht, dass sie es schaffen würde, und er sagte auch nicht, sie solle sich zusamenreißen. Er sagte nur: » Warum hast du mir nichts davon erzählt?«
    » Keine Ahnung. Meine Arbeit ist eben nicht besonders interessant, und außerdem glaubst du ja, bei uns würden sich nur Lesben in Wolljäckchen tummeln.«
    » Ich frage mich, ob du eine schlechte Meinung von mir hast oder eine schlechte Meinung von dir selbst.« Max seufzte. » Und wie gesagt, gib nicht so viel auf mein Gelaber.«
    » Tut mir leid«, murmelte Neve. » Ich wünschte, ich wäre nicht so… so anstrengend und langweilig.«
    » Du bist nicht langweilig, Neve«, widersprach Max, und es klang ernst gemeint. » Und es ist sauschwer, ein Exposé zu schreiben. Ich hasse Exposés. Schreib einfach alles auf, was dir wichtig erscheint, und dann lass es mindestens vierundzwanzig Stunden liegen, ehe du dich ans Korrigieren machst.«
    » So habe ich es in Oxford immer gemacht, wenn ich einen Aufsatz schreiben musste. Gute Idee, danke.«
    Aber Max war noch nicht fertig. » Und du kannst mir solche Sachen ruhig

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