Was sich liebt das raecht sich - Roman
Damit wandte er sich zum Gehen, und sofort tauchte der Ober wieder bei ihr auf. »Kann ich noch etwas für Madam tun?«
»Nein, danke. Kennen Sie diesen Mann?«, wollte sie von ihm wissen und hielt ihm die Visitenkarte hin.
»O ja, Madam. Mr. Lafferty ist einer unserer besten Kunden und gibt immer ein großzügiges Trinkgeld, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.« Er nickte in die Richtung, in die der Gast verschwunden war. »Außerdem ist er ein gewiefter Geschäftsmann und steht in dem Ruf, ausnehmend fair zu sein.«
»Ist er … verheiratet?«
Der Empfangschef schüttelte den Kopf. »Geschieden.
Eine Frau müsste schon etwas ganz Besonderes sein, um ihn noch einmal von seiner Arbeit fortzureißen«, fügte er hinzu, machte eine leichte Verbeugung und zog sich diskret wieder zurück.
Savannah starrte die Visitenkarte an, verließ das Restaurant und entdeckte draußen eine schlanke schwarze Limousine mit Conrads Initialen auf den Türen und einem Chauffeur in einer schicken grünen Uniform. Er öffnete die Tür des Fonds, hielt sie höflich auf, und wortlos stieg Savannah ein, blickte auf die Kaffeemaschine und die teuren Champagnerflaschen, lehnte sich vergnügt zurück und fragte sich, weshalb zum Teufel ausgerechnet sie von einem Mann wie diesem Conrad angesprochen worden war.
»Kitty?«
Da er sich nicht konzentrieren konnte und da Freitag war, hatte Leo früher mit der Arbeit aufgehört. Er hatte nicht sofort nach Hause fahren wollen, denn entweder wäre Lexi wieder einmal unterwegs oder – was noch schlimmer wäre – sie wäre daheim, und er müsste sie fragen, seit wann sie ihn betrog. Deshalb hatte er den Umweg über Maidenview gemacht.
Er hatte nicht damit gerechnet, irgendwen zu treffen, den er kannte, aus dem Grund war er völlig überrascht, als ihm plötzlich Kitty Harrington entgegenkam. Unweigerlich bemerkte er, wie bleich sie war, und ihm wurde bewusst, dass es außer ihm noch andere unglückliche Menschen gab.
Kitty, die genau wie er vor ihrem Elend in die Stadt geflüchtet war, fuhr erschrocken zusammen, da ihr plötzlich ein Bekannter gegenüberstand. »Leo, nicht wahr? Schön, Sie zu sehen.« Sie hatte nach Savannahs Ankunft tagelang geheult und wusste, sie sah entsetzlich aus.
Leo fragte sich, was wohl der Grund für ihre rot verquollenen Augen war. »Na, was führt Sie in die Stadt?«
Kitty wandte sich verlegen ab. »Haben Sie es etwa noch nicht gehört? Dabei spricht inzwischen das gesamte Dorf davon, dass die uneheliche Tochter meines Mannes bei uns eingezogen ist.«
Leo riss die Augen auf. »O Gott. Nein, das hatte ich noch nicht gehört. Ich war ein bisschen …« Er brach ab, weil im Vergleich zu Kittys Elend sein eigenes Unglück kaum der Rede wert war. »Himmel, Sie müssen sich total verraten fühlen. Sie sagen, dass das Mädchen bei Ihnen zuhause eingezogen ist?«
»Offen gestanden kann ich nicht mal sagen, was ich deswegen empfinde. Schließlich hat mir Judd im Verlauf der Jahre bereits viele schlimme Dinge angetan.« Sie errötete und fragte sich, warum sie einem völlig Fremden gegenüber derart ehrlich war. Vielleicht lag es an seinem mitfühlenden Blick, oder vielleicht war es einfach nett, mit jemandem zu sprechen, der vollkommen unbeteiligt war.
»Hören Sie, haben Sie vielleicht Lust auf eine Tasse Kaffee … oder etwas Stärkeres?«, fragte er, denn Kitty sah so aus, als bräuchte sie dringend einen Freund.
Sie sah ihn mit einem unsicheren Lächeln an. »Das ist wirklich nett von Ihnen, aber Sie haben doch sicher Besseres zu tun.«
»Nein, ganz und gar nicht.« Er wies in Richtung einer Weinbar auf der anderen Straßenseite und fügte hinzu: »Und ich könnte selbst durchaus ein Glas vertragen.«
Kitty zögerte, schlug dann allerdings alle Bedenken in den Wind, sagte sich, ein Drink täte ihr sicher gut, und folgte Leo in die kleine, heimelige Bar.
»Wie wäre es mit einem Chablis?«, schlug Leo höflich vor und nahm ihr gegenüber in einer freien Nische Platz.
Kitty nickte, schälte sich verlegen aus dem Regenmantel, den sie trug, und wünschte sich, sie hätte nicht ihr langweiliges dunkelblaues Etuikleid und die flachen Schuhe an.
»Sie sind Anwalt, nicht wahr?«, eröffnete sie das Gespräch. »Genau wie mein Sohn Sebastian.«
»Ja, genau wie Ihr Sohn Sebastian«, stieß Leo zähneknirschend aus. Doch die arme Kitty wusste sicher nichts vom Verhältnis ihres Sohns mit seiner Frau, und so holte er tief Luft und setzte abermals ein Lächeln
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