Was sich liebt das raecht sich - Roman
erschrocken.
»Nein, natürlich nicht.« Leo lächelte. Er liebte ihren Bostoner Akzent. »Sie können essen, was Sie wollen. Das Boeuf en Daube ist exzellent, genau wie die Bouillabaisse.« Lachend brach er ein Stück von einem frisch gebackenen Brötchen ab. »Rindereintopf und Fischsuppe. Aber die französischen Bezeichnungen klingen einfach exotischer, finden Sie nicht auch?«
Der Eigentümer des Restaurants trat an ihren Tisch, schlug Leo zur Begrüßung kraftvoll auf die Schulter und schenkte ihnen beiden Rotwein in zwei Gläser ein. »Der geht aufs Haus«, erklärte er.
»Danke, Didier.« Leo lächelte. »Ich möchte keine Vorspeise, sondern nehme gleich das Boeuf. « Er sah Kitty fragend an, und als sie nickte, fügte er hinzu: »Und meine Begleitung auch.«
»Sehr wohl, Monsieur Leo.« Er zwinkerte Leo verschwörerisch zu, und der rollte mit den Augen.
»Diese verdammten Franzosen denken immer gleich, dass ein Mann mit jeder Frau, mit der er essen geht, ein Verhältnis hat.«
Kitty wurde puterrot.
Dann bemerkte Leo, dass ein Faden vom Ärmel seines Pullovers hing. »Himmel, das Ding fällt langsam, aber sicher auseinander. Genau wie ich«, stellte er nüchtern fest, und Kitty schob einen Arm über den Tisch und riss den Faden ab.
Beim Anblick des Tellers mit aromatischem Rindfleisch, den Didier mit einer schwungvollen Verbeugung auf den Tisch gestellt hatte, fragte sich Leo, ob er überhaupt noch in der Lage war, sich normal zu unterhalten. Er hatte nicht allein essen wollen und verbrachte wirklich gerne Zeit mit Kitty Harrington, weil er mit niemand anderem so gern sprach wie mit ihr, doch er war sich nicht sicher, ob sie es ertragen könnte, wenn sie erfuhr, dass Lexi die Geliebte ihres Sohnes war. Er nahm seine Gabel in die Hand, und plötzlich fiel ihm auf, dass er vollkommen ausgehungert war.
Schweigend genossen sie ihr Mahl und leerten mehrere Gläser Wein, bevor Kitty von ihm wissen wollte: »Haben Sie schon etwas Neues von Lochlin gehört? Ich war in Pembleton, als er umgefallen ist.«
»Das hat Tavvy mir erzählt.« Leo leerte sein Glas. »Aber wissen Sie, es war nicht ihre Schuld. Die Ärzte haben Tavvy erklärt, dass dieser Herzinfarkt bereits seit Längerem im Anzug war.«
»Es ist wirklich schrecklich«, stellte Kitty seufzend fest. »Offenbar stand er bereits seit einer ganzen Weile furchtbar unter Stress, und ich weiß, dass Judd dahintersteckt.« Sie beendete ihr Mahl und legte ihr Besteck auf ihrem Teller ab. »Hm. Das war wirklich köstlich.«
Abermals erschien Didier an ihrem Tisch und verbeugte sich erneut. » Merci, Madame. Falls Sie noch einen Nachtisch möchten – das Schokoladensoufflé für zwei ist exquisit. Es dauert ein bisschen, bis es fertig ist, doch das Warten lohnt sich auf jeden Fall.«
Als Leo das Leuchten in Kittys Augen sah, nickte er zustimmend. »Klingt gut«, und während er verfolgte, wie Didier wieder in Richtung Küche ging, fügte er kopfschüttelnd hinzu: »Er ist davon überzeugt, dass wir beide zusammen sind. Vielleicht hat er gehört, was man sich im Dorf alles über meine Frau erzählt.«
Kitty bedachte ihn mit einem mitfühlenden Blick. Nachdem sie selber jahrelang bei gesellschaftlichen Anlässen in Los Angeles darunter gelitten hatte, dass selbst ihre Freunde hinter vorgehaltenen Händen über sie und ihren Mann geflüstert hatten, wusste sie genau, was für ein Gefühl es war, im Mittelpunkt eines Skandals zu stehen. Sie beide tranken noch ein wenig Wein, bis das Schokoladensoufflé, ein wackelnder Turm mit weichen, mit glänzender Kouvertüre überzogenen Schokoladengipfeln, mit großem Trara serviert wurde, tauchten ihre Löffel in den Berg, sahen, wie er leicht in sich zusammenfiel, und machten sich mit Genuss über die Süßspeise her.
»Lexi ist schwanger. Aber nicht von mir«, vertraute Leo Kitty plötzlich an. Der Bordeaux hatte seine Zunge gelöst.
Kitty riss entsetzt die Augen auf. »Oh, Leo, warum haben Sie das nicht schon eher gesagt? Das ist ja schrecklich. «
Er zuckte mit den Schultern. »Ja, nicht wahr? Anscheinend hat sie eine Vorliebe für Anwälte.« Er stieß ein kurzes Lachen aus, dann wurde ihm jedoch bewusst, was er gesagt hatte, und eilig zahlte er die Rechnung, ehe er Kitty in ihren Mantel half.
»Sind Sie … sind Sie sicher, dass das Baby nicht von Ihnen ist?« Kitty wurde rot, weil ihr die Frage peinlich war.
Als er nickte, fielen ihm die blonden Haare in die Stirn. »Hundertprozentig. Nun, wahrscheinlich
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