Was sich liebt das raecht sich - Roman
er.
»Warum sind wir nach England gekommen, Judd?«
Er sprang zornig auf und schenkte sich frischen Whiskey nach. »Du weißt, warum. Damit ich meinen Verlag gründen und die Musikbranche im Sturm erobern kann.«
Sie ging nicht auf seinen Sarkasmus ein. »Sei doch bitte einmal ehrlich. Du bist zurückgekommen, da du dich an den Maguires rächen willst … du bist Tavvys wegen wieder hier.«
Judd fuhr zu ihr herum. »Was willst du damit sagen?« Eine hässliche Röte stieg ihm ins Gesicht.
»Alle wissen, dass es so ist«, klärte sie ihn seufzend auf. Sie hatte ihn nie zuvor derart nervös erlebt. Seine Mundwinkel fingen an zu zucken, und in seinen Augen flackerte ein Hauch von Furcht. »Das heißt, ich glaube, der einzige Mensch, der noch nichts davon mitbekommen hat, ist Tavvy selbst.«
»Und woher willst du wissen, was sie weiß?« Kittys Worte hatten Judd aus dem Gleichgewicht gebracht. Plötzlich kam sie ihm wie eine Fremde vor. Sie wirkte vollkommen gelassen und sah alles andere als ängstlich aus.
»Weil sie meine Freundin ist«, erklärte sie ihm knapp.
Judd zuckte zusammen. Von dieser Antwort war er völlig überrascht. »Seit wann?«
»Es geht dich nichts an, mit wem ich befreundet bin.« Kitty trat ans Fenster, doch obwohl die Aussicht einfach herrlich war, lösten der Anblick des frisch gemähten Rasens und der sorgsam angelegten Beete keinerlei Gefühle in ihr aus. Ihr war klar, dass ihr das Anwesen nicht fehlen würde, wenn sie ginge, denn es war ein Teil von Judd, für den sie nicht mehr das Mindeste empfand. Schließlich drehte sie sich wieder zu ihm um. »Der Gedanke, dass du vielleicht zu weit gegangen bist, ist dir noch nie gekommen, stimmt’s? Du bist mit deinen Verbrechen so lange durchgekommen, dass du dich für unverwundbar hältst.«
Wieder zuckte Judd zusammen. Da er keine Ahnung hatte, ob Kitty den Ausdruck Verbrechen wörtlich oder nur im übertragenen Sinn verwendet hatte, überspielte er seine Verlegenheit, indem er einen möglichst großen Schluck von seinem Whiskey trank.
Kitty fiel sein Unbehagen gar nicht auf. Sie hatte sich so lange auf diese Rede vorbereitet und würde nicht zulassen, dass er sie unterbrach. »Du hast dir alle Menschen in deiner Umgebung zu Feinden gemacht. Wir alle sind mit dir durch dick und dünn gegangen, doch das hast du nie zu schätzen gewusst.« Sie ging langsam auf ihn zu. »Du hast mich immer wieder zum Narren gehalten, und ich habe mich vor lauter Angst vor dir nie dagegen gewehrt. Und was ist mit deinen Kindern? Du sagst, dass Sebastian eine Enttäuschung für dich ist, aber er ist genau wie du! Es wundert mich, dass dir die Ähnlichkeiten noch nie aufgefallen sind.«
»Du machst einen Riesenfehler«, schnauzte er sie an.
»O bitte.« Sie lachte verächtlich auf. »Ich habe in meinem Leben viele Fehler gemacht, diese kleine Rede gehört allerdings ganz eindeutig nicht dazu.« Sie schüttelte den Kopf. »Auch wenn es dir nicht klar ist, ist Sebastian die Kopie von dir, die du immer haben wolltest, obwohl du dich nicht in ihm erkennst. Elliot hast du vertrieben, und sogar Savannah hast du deutlich zu verstehen gegeben, dass sie deinen absurd hohen Ansprüchen nicht genügt.«
»Sie ist eine undankbare, geldgierige Schlampe«, brüllte Judd.
»Nein, das ist sie nicht«, gab Kitty entschieden zurück. »Sie ist fürsorglich und rücksichtsvoll und vor allem wesentlich bodenständiger als du.« Sie sah sich traurig um. »Was also bleibt dir noch? Ein kaltes, seelenloses Haus, das bald außer dir keine Bewohner mehr haben wird.« Sie wandte sich zum Gehen, blickte aber noch einmal
über die Schulter und fügte in beiläufigem Ton hinzu: »Übrigens möchte ich die Scheidung.«
Judd klappte die Kinnlade herunter. »Du? Du willst dich von mir scheiden lassen?«
Die Dreistigkeit von diesem Kerl war einfach nicht zu überbieten, ging es Kitty durch den Kopf.
»Ist das so schwer zu glauben? Du bist ja wohl kaum ein vorbildlicher Ehemann, oder? Du hast mich betrogen, mich geschlagen und sämtlichen Menschen, die mir wichtig sind, übel mitgespielt.« Judd wurde rot, und Kitty wusste, dass er kurz vor dem Explodieren war. »Und bevor du anfängst, über Geld zu sprechen, lass mich dir eins versichern: Mir ist klar, dass du mir erklären wirst, mich ohne einen Penny auf die Straße zu setzen. Was du jedoch nicht kannst, weil nämlich das Gesetz auf meiner Seite ist. Aber davon abgesehen wird mir mein Vater helfen, noch einmal von vorne
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