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Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)

Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)

Titel: Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Lipton
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sie, ein Lachen zu unterdrücken, und nahm an, dass sie gerade dachte, dass Abbys eigene Kochkünste von der im Krankenhaus nicht weit entfernt waren. Da musste er ihr zustimmen.
    Es gab auch gute Neuigkeiten von Abbys Ärzten: Die Tests zeigten keine Anzeichen für einen leichten Schlaganfall, und sie schlossen daraus, dass ihr Sturz einfach nur ein Unfall gewesen war. »Gehen Sie nach Hause, Miss Sedgwick«, sagte einer. »Sie werden uns vermutlich noch alle überleben.«
    Luke brachte seine Großtante ins Bett, wo sie auf ihren aufgeschüttelten Kissen ruhte, und Peggy trug ein Tablett mit Tee und Crackern nach oben, und zusammen leisteten sie ihr bis in den frühen Abend Gesellschaft, während sie ihnen von ihrer privilegierten Kindheit, von den Sommerfesten draußen auf der Wiese und den Schlittenfahrten im Winter und den Versteckspielen mit den Dienstbotenkindern erzählte.
    »Den Sedgwicks ging es besser als den meisten anderen«, sagte sie, kurz bevor sie einschlief. »Ich habe den Wert eines gesparten Pennys schätzen gelernt. Ein paar eingesparte Pennys können sich mit der Zeit ansammeln, hört ihr. Vergesst das nicht.«
    Peggy zog sich wortlos in ihr eigenes Zimmer zurück, und es dauerte nicht lange, da hörte Luke das leise Geräusch eines einseitigen Telefongesprächs. Er zog sich selbst in den Ballsaal zurück, in den Lichtkegel seiner Schreibtischlampe, und brütete über seinem Budget, bis die Zahlen bedeutungslos wurden. Dann wandte er sich von seinem Computer ab und begann zu schreiben.

 
Witwe im Wald

 
Einhundert Jahre schon ihre Krone sie beugt
Im Sturm, in der Sonne, im Wind mondbeschienener Nacht
Überlebte, was immer das Schicksal mit ihr gemacht,
Eng gewebt das Zweigwerk, wie ein Schleier es zeugt
Von der Krone zum Stamm dieses sterbenden Holzes
Das knarrt, das zerfällt schon bei leichtem Wind,
der Januardunst zieht herauf, legt geschwind
plötzlich violette Schatten auf den Grund.
Was sie denken mag -
du glaubst es - über dunkle Wendungen, verbittert
Allein die vielen Jahre, bedrückt, verzagt
Ihr toter Baumgefährte, nur Moos noch, zersplittert.
Allein ist sie nicht, doch du fühlst die Trauer
der dämmrigen Brise; Liebe reicht nicht, ist nicht von Dauer
Nickt die Witwe dir zu; ihre Zweige klagen.

 
    Am Himmel wurde es schon hell, als er am Sonntagmorgen fertig war.
    Er hätte erschöpft sein müssen, aber er fühlte sich so energiegeladen wie zuletzt - an Heiligabend. Er las das fertige Sonett zweimal, dreimal, viermal. Und diesmal wollte er kein Wort ändern oder es in den Papierkorb werfen.
    Er mied Peggys Zimmer und ging über die hintere Treppe in den ersten Stock, um nach Abigail zu sehen, die unter ihrer Hudson's-Bay-Decke gleichmäßig schnarchte, mit Quibble, der sich zu ihren Füßen zusammengerollt hatte. Dann lief er weiter in die Küche, wo er sich an den kalten Tisch setzte und den Kopf in die Hände stützte. »Was machst du da?«
    Luke blinzelte. Peggy stand in der Küchentür. Winterliches Sonnenlicht fiel auf den Pullover und den Rock, den sie oft zur Kirche trug.
    »Deine Großtante möchte Tee und ein pochiertes Ei auf Toast. Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, sie genießt es, bedient zu werden.« Peggy nahm einen Topf vom Regal. »Ich wünschte, ich wüsste, was ›pochiert‹ eigentlich bedeutet.«
    Luke wünschte, er wüsste, wie Peggy um fünf Uhr morgens schon so munter sein konnte. Er wünschte, er wüsste, wie Peggy um diese Zeit schon wach sein konnte. Oder wie die Sonne grell am Himmel stehen konnte, wo sie doch vor wenigen Sekunden noch gar nicht aufgegangen war. »Wie spät ist es?« Seine Kehle war trocken und seine Stimme heiser.
    »Halb zehn.« Sie nahm einen Laib Original Pepperidge-Farm-Weißbrot aus der Brotdose, das gleiche Brot, das Abigail schon Lukes ganzes Leben lang aß. »Was ist mit dir los? Hast du die ganze Nacht hier geschlafen?«
    »Ich habe nicht geschlafen.« Aber das musste er getan haben. Und jetzt hatte Peggy ihn erwischt.
    Peggy steckte zwei Scheiben Brot in den Toaster. »Ich dachte, ich gehe allein zur Kirche, wenn es dir nichts ausmacht, deiner Tante ihr Frühstück zu bringen. Und ich habe die Annullierungspapiere unterschrieben. Sie liegen auf der Kommode in meinem Zimmer. Aber sag Lowell, er soll ja dafür sorgen, dass Geri sie nicht sieht.«
    »Danke.« Luke wusste, dass Peggy nicht ahnen würde, wie schmerzhaft es für ihn war, dieses Wort zu sagen. Er war dazu erzogen worden, seine Gefühle für

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