Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)
Staubflocken in alle vier Himmelsrichtungen flogen, und seitwärts durch die Tür bugsierten. Peggy konnte sie die fünf Treppen hinunterstolpern hören.
»Wir kaufen ihm eine neue.« Bex starrte den leeren Platz an, wo die Couch gestanden hatte. »Ich kann ihren bösen Geist noch spüren.« Sie stand auf einem Bein, das andere hatte sie auf den todgeweihten Couchtisch gestellt. »Weißt du, was wir im Laden verkaufen sollten? Rituelle Produkte. Wie Kerzen, die die dämonischen Spuren auslöschen, die von hässlichen Möbeln hinterlassen werden. One-Night-Stand-Ausradierungs-Kissenspray. Böse-Nachbarn-Hinfort-Bodylotion mit Knoblauch und Citronella.«
Peggy lachte. »Ein Lufterfrischer mit dem Namen Exorzismus. Den ich sofort für Sedgwick House kaufen würde.«
»Du glaubst doch nicht wirklich, dass es dort spukt.«
»Nicht im wörtlichen Sinne.«
Dennoch waren seit dem Hochzeitsempfang zwei Wochenenden vergangen, zwei Wochenenden, die sie in tiefem Unbehagen in diesem Haus verbracht hatte, vier Vormittage in der Küche, während derer sie Miss Abigails angesetzten Kaffee getrunken hatte, während Luke sich hinter der Zeitung versteckte, Stunden des vergeblichen Wartens auf eine Entschuldigung für sein schäbiges Verhalten ihr gegenüber auf der Party. Je länger er schwieg, desto wütender wurde sie. Sie hatte die meiste Zeit im zweiten Stock verbracht, die endlos vielen Hochzeitsgeschenke ausgepackt und katalogisiert, dann jede Vase, jeden Kerzenleuchter und jede Teekanne wieder in die mit Papier ausgeschlagenen Kisten verpackt, die sie dann in das leere Zimmer neben Lukes räumte. Wenn das Jahr und ihre Ehe vorüber waren, würden Luke und sie jedes Geschenk dem Schenker zurückgeben müssen. Sie schrieb Dankesbriefe auf Briefpapier, das Lukes Großtante für sie herausgesucht hatte - laut Miss Abigail dasselbe Briefpapier, das schon Lukes Mutter als junge Braut benutzt hatte. Peggy kam sich mit jedem Wort, das sie auf das cremefarbene Papier schrieb, mehr wie eine Betrügerin vor. »Liebe Liddy, vielen Dank für den hübschen silbernen Cocktail-Shaker. Luke und ich würden uns freuen, wenn ihr uns bald mal besuchen würdet.«
Am vergangenen Sonntag hatte sie, um Luke und den Dankesbriefen zu entkommen, einen Wecker mitgenommen und war rechtzeitig aufgewacht, um Miss Abigail in die Kirche zu begleiten - das Gemeindehaus, wie Lukes Großtante es nannte -, aber zum Durchschnaufen blieb ihr nicht viel Zeit. Sie hatte extra ein schwarzes Kleid gewählt, das ihr sehr züchtig erschienen war, doch sie war sich trotzdem extrem auffällig vorgekommen, als sie Miss Abigail zur Sedgwick-Bank in der ersten Reihe folgte und als zu Beginn des Gottesdienstes ein Kirchgänger, den Peggy nicht kannte, aufstand und sagte, er müsse eine Ankündigung machen, und Mrs. Peggy Sedgwick in der Gemeinde willkommen hieß. Beim anschließenden Kaffeetrinken hatte Peggy hölzern gelächelt, während entzückte Stadtbewohner ihr die Hand schüttelten und ihr gratulierten und sich dann nach Luke umsahen.
»Sie kennen doch meinen Großneffen. Er geht nicht viel in die Kirche. Aber« - Miss Abigail hatte sich verschwörerisch zu Peggy und den anderen vorgebeugt - »ich baue darauf, dass seine Frau ihn zur Vernunft bringen wird.« Und die Angst rieb sich wie eine Katze an der Innenseite von Peggys Lungenflügeln. Selbst wenn Luke mehr als einsilbige Sätze an sie gerichtet hätte, wäre sie die Letzte gewesen, die ihn zurück zur First Congregational Church von New Nineveh bringen konnte. Abgesehen von ein paar Hochzeiten und Beerdigungen hatte Peggy keine Erfahrungen mit organisierter Religion. Ihr Vater, ein jüdisch aufgewachsener Atheist, hatte seit seinem dreizehnten Geburtstag keinen Fuß mehr in eine Synagoge gesetzt; ihre Mutter war eine vage Christin. Peggy kannte die Geschichten von Abraham und Isaak und Jona und dem Wal in groben Zügen, fühlte sich jedoch wie eine Betrügerin, während sie stotternd die Lieder sang und von dem Gottesdienst-Blatt ablas, was alle anderen auswendig konnten: »Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.« Nachdem sie den Abendmahls-Traubensaft (nicht den erwarteten Wein) getrunken hatte, ließ sie aus Versehen ihr fingerhutgroßes Glas fallen. Es war nicht kaputt gegangen, aber es war mit einem lauten Klick-klack auf den Holzboden des Gemeindehauses gefallen. Zumindest musste sie nicht aus einem Gemeinschafts-Kelch trinken. Sie
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