Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)
wieder die Hände aller Anwesenden schütteln. Ihre waren vom Punsch ganz verklebt.
»Liddy«, korrigierte sie Kyles Frau und wandte ihren Blick von Tiffany ab. »Keine Sorge - du musst dir wirklich eine Menge Namen merken. Das ist Tom Ver Planck, Tiffanys Mann. Das sind Topher und Carrie Eaton und Bunny und Creighton Simmons.« Um ihre Augen bildeten sich Lachfältchen, als sie den Kopf zurücklehnte und ein außergewöhnlich hübsches Paar ansah, das wie Bruder und Schwester wirkte. »Bunny und Creighton waren immer unsere Frischvermählten, aber Luke und du, ihr habt sie entthront.«
»Ich bin sicher, das stimmt nicht, Bunny«, sagte Peggy zu der Frau, deren Knopfaugen in dem Make-up-freien Gesicht von einem Haarreifen und winzigen Goldohrringen umrahmt wurden.
»Das ist Creighton«, korrigierte sie Liddy. »Er ist Bunny.«
Der Kreis brach in Gelächter aus. Peggy sah Luke hilfesuchend an, aber das Gespräch war ihm völlig entgangen. Er und Tom Ver Planck hatten sich in eine ruhigere Ecke zurückgezogen und schienen in ein ernsthaftes Gespräch vertieft. Sie umklammerte mit ihren Punsch-Händen ihre Ellbogen, ließ sie dann jedoch hastig wieder sinken. Diese Leute mussten nicht wissen, wie unwohl sie sich fühlte.
»Mir fiel es zuerst auch schwer, die beiden auseinanderzuhalten«, flüsterte Tiffany mitfühlend. »Sie sehen sich so ähnlich.«
Der Aufgedunsene, Kyle Hubbard, räusperte sich. »Aber wo waren wir? Ah, ja. Hör auf, über Geschäfte zu reden, Kollege, und trag uns ein kleines Gedicht vor.«
Luke sah zu ihnen herüber und runzelte die Stirn.
»Du lässt mir keine Wahl.« Kyle stellte sein Glas ab und schlug das Buch auf, blätterte es durch.
»Du hältst es falsch herum«, erklärte ihm Topher, was erneut für Gelächter sorgte.
Kyle drehte das Buch richtig herum und fing mit leiernder Stimme an zu lesen:
Bist du einst alt und grau und voller Schlaf
Und nickst am Feuer ein, dann nimm dies ...
Er hielt inne. »Mein Gott, ist das öde.«
»Das ist Yeats.« Peggy war nicht bewusst, dass sie laut gesprochen hatte, bis sie merkte, dass Kyle sie ansah. »Das ist eines der romantischsten Gedichte, die jemals geschrieben wurden.« Sie fügte nicht hinzu: Und du verschandelst es.
»Dann sollte es doch unbedingt von deinem Angetrauten zu Ende gelesen werden. Sei kein Spielverderber, Sedgwick«, rief Kyle laut. »Deine Braut möchte, dass du dieses Sonett vorliest oder was immer es ist.«
»Das will ich eigentlich gar nicht«, protestierte Peggy. Und es ist kein Sonett.
»Also gut.« Kyle schniefte und rieb sich über seine Augen mit den Tränensäcken. »Dann mache ich es. ›Bist du einst verschimmelt und grau, dann nimm dies Buch ...‹« Alle außer Tom, Tiffany, Luke und Peggy lachten.
»Leg das weg, du Banause.« Luke kehrte in den Kreis zurück.
Kyle hielt das Buch außerhalb von Lukes Reichweite. »Du liest es oder ich tue es.«
»Komm schon, Luke. Erlös ihn von seinen Qualen«, meinte Creighton.
Luke presste die Lippen aufeinander, als müsse er sich davon abhalten, etwas Unhöfliches zu sagen, und nahm Kyle das Buch aus der Hand. Er schob die Brille auf seiner Nase nach oben, reckte seinen langgliedrigen Körper und begann:
Bist du einst alt und grau und voller Schlaf
Und nickst am Feuer ein, dann nimm dies Buch.
Lies langsam, träume dich zurück und such,
Wie mich dein Aug mit seinem Schatten traf.
Er sah nicht glücklich aus, aber er rezitierte das Gedicht mit einem Ausdruck, der zeigte, dass er es kannte. Peggy sah wieder hin und merkte, dass er es gar nicht las, sondern es auswendig aufsagte, und ihr wurde ganz schwindelig.
Wie viele liebten dich im heitren Licht
Und, weil du schön warst, sahn dich mit Begier,
Doch einer liebt' das Pilgerherz in dir,
Die Trauer in dem wechselnden Gesicht.
Er sah gut aus. Seine ruhige Melancholie ließ Brocks breitschultrige Attraktivität überzeichnet und belanglos wirken. Er beugte konzentriert den Kopf nach vorn, und eine Haarsträhne fiel ihm über die Augen. Er trug denselben dunklen Anzug wie damals, als Peggy neben ihm in Vegas aufgewacht war. Es war nicht der modischste Schnitt, aber ihm stand er gut.
Das ist mein Mann, dachte Peggy. Er ist mein Mann, und er sieht gut aus, und er kennt Yeats. Ihre Beine fühlten sich an, als würden sie unter ihr nachgeben.
Und wenn du dich hinunterneigst zur Glut,
Dann flüstre traurig: wie die Liebe floh
Und auf den Berg hinanschritt irgendwo
Und ihr Gesicht verbarg in
Weitere Kostenlose Bücher