Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)
sich auf dem Rücksitz abwickeln und um seinen Hals legen. »Wir brennen durch und ziehen nach New York oder Paris, und ich schreibe Gedichte und du kannst an deiner Kunst arbeiten.«
Sie drehte sich mit Tränen im Gesicht zu ihm um, die wie winzige Halbmonde unter ihren aufgeblähten Nasenlöchern hingen, und auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck von ... Luke konnte ihn nicht deuten. Keine Trauer. Definitiv kein Glück.
Er wollte Nicole Pappas nicht heiraten. Aber wenn sie Ja sagt, dann tue ich es. Ich tue es, weil es so richtig ist.
Nicki öffnete den Mund, schloss ihn wieder, blinzelte die Tränen weg. Luke wurde klar, wie sie aussah - als hätte man sie bei einer Lüge ertappt. Der gleiche Ausdruck musste auf seinem Gesicht gelegen haben, als er sechzehn war und seine Großtante ihn auf die Blumentöpfe angesprochen hatte. Dann dämmerte ihm eine größere Wahrheit. Sie will mich nicht heiraten. Ich habe sie erwischt.
Nicki zog eine Zigarette aus der Packung.
»Mach die nicht in meinem Auto an«, sagte er.
Der Bann war gebrochen.
Nicki holte das besondere Garn vom Rücksitz. »Bis dann, Luke. Es war lustig mit dir.« Sie schwang ihre langen Beine aus dem Auto. »Ein schönes Leben noch.« Sie trat auf den Bürgersteig und machte sich nicht die Mühe, die Autotür zu schließen.
Luke sah ihr nach, diesem verführerischen Körper mit dem roten Haar, das in der Sonne glänzte. Er griff unter den Sitz nach dem mit Asche gefüllten Reisebecher. Er lehnte sich hinüber, schloss die Autotür und lenkte den Wagen zurück nach New Nineveh.
Peggy ging zur Ecke Neunundsiebzigste West und Amsterdam und kaufte in ihrem Lieblings-Bioladen zwei Avocado-Käse-Sandwiches für sich und Bex. Hier in New York merkte man kaum etwas vom herannahenden Herbst, und es gab Tage - wie heute -, wo es noch warm genug war, um ohne Mantel draußen zu sitzen. Plötzlich zu hungrig, um zu warten, beschloss Peggy, ihr Sandwich in dem kleinen Park hinter dem Naturkundemuseum zu essen. Sie machte es sich auf einer leeren Bank gemütlich und wickelte das Brot aus, wippte mit den Füßen auf und ab. An Sommerwochenenden war hier alles voll mit Museumsbesuchern, aber an einem Nachmittag in der Woche im Herbst war es ruhig. Ein Kindermädchen ging mit zwei Kindern vorbei. Eine Obdachlose schlief auf der Bank nebenan; ihr Hund, der zusammengerollt auf einem Haufen Lumpen und wertloser Sachen lag, hob den Kopf, als ein Mann mit einem nicht in die Jeans gesteckten Hemd vorbeilief und sich angeregt mit einem unsichtbaren Gesprächspartner unterhielt. Peggy beobachtete diesen Mann mit schwachem Interesse, bis klar wurde, dass er nicht mit sich selbst sprach, sondern in das elektronische Teil, das cyborgmäßig an seinem Ohr befestigt war.
Der Cyborg blieb vor der Bank stehen. »Na, sieh mal an, wen haben wir denn da.«
Peggy, die gerade in ihr Sandwich beißen wollte, hielt in der Bewegung inne. Wie es schien, wollte er von Angesicht zu Angesicht mit ihr sprechen.
»Die Uhr, erinnern Sie sich?« Er streckte den Arm aus, und Peggy erkannte ihn als den Mann, den sie vor drei Wochen bei Brattie's getroffen hatte. Er hatte einen Bart - eigentlich keinen richtigen Bart, vielmehr akkurat rasierte Drei-Tage-Stoppeln. An seinem Gürtel blinkte in einem Lederetui ein elektronisches blaues Licht. Er sagte: »Ich bin Jeremy.«
Peggy schluckte und stellte sich vor, wobei sie eine Hand vor ihren Mund hielt, für den Fall, dass Alfalfa-Sprossen zwischen ihren Zähnen klebten. Sie rutschte zur Seite, um auf der Bank Platz zu machen. Er schien das von ihr zu erwarten.
Er setzte sich neben sie. Selbst hier draußen erkannte sie sein Aftershave, eine Mischung aus Limone und Zeder, das, da war sie sich sicher, von Gaia Apothecary stammte. Er sagte: »Zum zweiten Mal seit einer Ewigkeit bin ich nördlich der vierzehnten Straße und beide Male treffe ich Sie. Das ist doch ein Essen wert, finden Sie nicht?«
Seit sieben Jahren hatte sie niemand mehr zum Essen eingeladen. Ein Anruf ersparte ihr jetzt eine Absage. Sie wartete darauf, dass Jeremy sich wieder seinen Ohrhörer einsetzte und ranging, aber er deutete auf ihre Tasche: Es war ihr Handy, nicht seins.
Es war vermutlich Bex, die sich fragte, was mit ihr passiert war. »Ich sollte rangehen.« Peggy fand das Handy beim vorletzten musikalischen Klingelton.
»Hast du Feld der Träume gesehen?«, fragte Luke im Telefon.
Jeremy holte den blinkenden Apparat aus der Tasche an seinem Gürtel und sah darauf. Peggy
Weitere Kostenlose Bücher