Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)
Tiffany Ver Planck darauf, trotzdem zum Äpfelpflücken zu gehen. Luke wartete, während die beiden versuchten, den Besitzer der Bethlehem Farms, der Apfelmost und Donuts hinter der Theke seines Farmstandes verkaufte, davon zu überzeugen, ihnen einen Korb und einen Apfelpflücker zu geben. Der alte Hase hatte sie gewarnt, dass keine Früchte mehr übrig sein würden, zumindest keine, die schmeckten. Aber er gab ihnen trotzdem, was sie haben wollten, und Peggy und Tiffany setzten sich in Ver Plancks riesigen schwarzen Escalade rechts und links neben das schlafende Kind der Ver Plancks, während Luke auf dem Beifahrersitz saß und Ver Planck die hundert Meter zur Apfelplantage fuhr. Die beiden Frauen verschwanden hinter einer Anhöhe in den nebligen Samstagnachmittag.
Luke und Ver Planck liefen über den Parkplatz der Plantage, einen Schlammplatz mit Reifenspuren, und ließen dabei eine Autotür aufstehen, falls Milo aufwachte. »Äpfel zum Selberpflücken - das ist genial«, meinte Ver Planck. »Du pflanzt die Bäume, und die Leute zahlen für das Privileg, sich wie Wanderarbeiter fühlen zu dürfen. Niedrige Fixkosten, niedrige Lohnkosten.«
Luke watete durch eine Schlammpfütze. »Niedrige Gewinnspanne.«
»Das ist wahr.« Ver Planck blieb stehen, um die vom Nebel eingehüllte Farm und die Reihen von Obstbäumen zu betrachten, die sich mit den Hügeln erhoben; sonnengelbe Vogelscheuchen-Köpfe mit bedrohlichen Augen wachten auf Drähten, die über abgeerntete Felder gespannt waren. Er formte mit seinen Fingern ein Rechteck und blickte hindurch wie durch einen Sucher. »Lieber abreißen und besser aufteilen.«
Luke entdeckte keine Ironie in der Bemerkung seines Freundes. Er ging voraus zur Kuppe des Hügels. Unter ihm flogen die puppengroßen Gestalten von Tiffany und Peggy von Baum zu Baum wie Schmetterlinge. In der Ferne hinter ihnen lagen im Norden und Osten Hartford und Providence und Plymouth Rock und Provincetown und der Atlantik und schließlich England, wo die Gebeine von Silas Sedgwicks Vorfahren ruhten.
Ver Planck trat zu ihm. »Dir gehört doch das Land neben diesem Pilgrim Plaza an der Route 202? Es gehört zu den Holdings, die du verwaltest, stimmt's? Du kannst damit machen, was du willst?«
Luke nickte. Das Land, das Ver Planck meinte, war der letzte Teil des Sedgwick-Besitzes, der der Familie noch gehörte - zwanzig Morgen brachliegende Weide hinter einer verfallenen Steinmauer. Eine Gruppe von Demonstranten, die Annette und Angelo Fiorentino organisierten, hatte während der Bauphase des Pilgrim Plaza im angrenzenden Wald, der vor einem halben Jahrhundert ebenfalls den Sedgwicks gehörte, ihre Plakate aufgestellt.
»Hast du je daran gedacht, es zu bebauen?«, fragte Ver Planck. »Ich habe letzten Monat mit Grant Atherton in Sebonack Golf gespielt. Du kennst ihn.«
»Der Name kommt mir bekannt vor.« Eine Krähe landete ein paar Meter von Luke entfernt und hüpfte ein paar Schritte auf dem verlassenen Feld. Und es bewegten sich nur/die Augen der Amsel, dachte Luke: Wallace Stevens.
»Atherton war ein paar Jahre unter dir in Andover. Er leitet die Abteilung für neue Gebäude bei Budget Club. Ich habe ihm gesagt, dass er mit dir reden soll. Sie wollen in dieser Gegend ein Geschäft bauen.«
»Du findest, auf dem Land meiner Familie sollte ein riesiger Discounter stehen?«
»Warum nicht? Das Land liegt doch nur da und wird nicht genutzt. Du verpachtest es für neunundneunzig Jahre an Budget Club, dann kannst du es immer noch dein Eigentum nennen. Dieses Einkaufszentrum daneben zieht schon Kunden an, es gibt eine neue Ampel - genau die Infrastruktur, die ein Einzelhändler wie Budget Club sucht.« Er schlug Luke auf die Schulter. »Denk drüber nach.«
Luke dachte darüber nach. Eine halbe Sekunde lang. »Nein danke«, sagte er. Die Krähe krächzte, als würde sie über sie beide lachen.
Der Farmer hatte nicht gelogen: An den Bäumen hing nichts mehr. Peggy lief durch die Obstplantage und suchte die krummen, kahlen Äste ab. Es musste doch noch ein schöner Apfel übrig sein. Sie wollte nur einen.
Sie hatte sich sehr gefreut, als heute Morgen das Telefon der Sedgwicks geklingelt hatte und Miss Abigail ins Esszimmer gekommen war, wo sie gerade einen Dankesbrief an Mrs. Digby Twombly für zwei herbstlich bestickte Geschirrtücher schrieb. »Tom Ver Plancks Frau für dich, Liebes«, hatte Miss Abigail verkündet. Es war der erste Anruf im Haus gewesen, der ihr gegolten hatte. Sie war Miss
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