Was sich neckt, das küsst sich (German Edition)
danach sehnte, ihn zu berühren.
Bilder der letzten Nacht stiegen vor ihrem geistigen Auge auf. Sinnliche Erinnerungen, die sie dazu verleiteten, sich noch einmal das Gefühl seiner Berührungen vorzustellen. Sie konnte förmlich seinen Duft wahrnehmen und seine sinnlichen Küsse spüren, was sie ganz schwach machte.
Ohne es zu wollen, schaute sie zu ihm. Er blinzelte und schenkte ihr ein wissendes Lächeln. Sie wusste nicht, ob sie schreien oder weinen sollte. Die widersprüchlichsten Gefühle stürmten auf sie ein, aber bevor eines von ihnen die Oberhand gewinnen konnte, fuhr ein weiterer großer Truck vor.
„Was hast du denn noch bestellt?“, wollte Rafe wissen und ging durch den Vorraum nach draußen.
„Nichts.“ May folgte ihm. „Nur den Ofen. Diese Woche werden keine neuen Tiere mehr geliefert.“
Aber nächste Woche? dachte Heidi, machte sich aber nicht die Mühe, nachzufragen. Sie wollte es gar nicht wissen.
Sie ging den beiden nach und sah einen Mann um den Truck herum zu dem Pferdeanhänger gehen, den er hinter sich herzog. Der Anhänger sah teuer aus, hatte eine kombinierte Heiz- und Klimaanlage auf dem Dach und viele Luftschlitze.
Der Mann selbst wirkte irgendwie vertraut. Groß, mit dunklem Haar und einem ähnlichen Körperbau wie Rafe. In der Zeit, die May brauchte, um aufzuschreien und zu ihm zu laufen, erkannte Heidi ihn von den Bildern aus dem Wohnzimmer. Shane Stryker hatte beschlossen, sich zu seiner Familie in Fool‘s Gold zu gesellen. Sie Glückliche.
„Mom hat mich gebeten, zu kommen“, sagte Shane, als sie alle im Wohnzimmer saßen.
„Seit wann hörst du auf sie?“, wollte Rafe wissen. Doch er freute sich, seinen Bruder zu sehen. Er und Shane hatten sich immer gut verstanden.
„Es ist an der Zeit, dass ich endlich den großen Schritt wage. Ich habe lange genug für andere gearbeitet. Jetzt baue ich meine eigene Zucht auf. Ich habe bereits einen neuen Hengst, und er ist perfekt.“ Shane nahm noch einen Schluck aus seiner Bierflasche. „Abgesehen von seinem Temperament. Doch das gewöhne ich ihm auch noch ab.“
Rafe schaute in Richtung Küche, wo May fröhlich das Abendessen zu Ehren ihres mittleren Sohnes zubereitete. „Hat Mom erwähnt, dass uns die Ranch noch nicht offiziell gehört? Theoretisch könnte die Richterin immer noch zu Heidis Gunsten entscheiden.“
„Theoretisch.“ Shane grinste. „Komm schon, das wirst du doch nicht zulassen.“
„Stimmt, aber bis wir sicher sein können, solltest du keine Pläne schmieden.“
„Ich habe Vertrauen in dich, großer Bruder. Du hast bisher doch immer gewonnen, das wird dieses Mal nicht anders sein.“
Rafe schaute zur Decke. Die Unterhaltung war ihm ein wenig unangenehm. Obwohl er vorhatte, als Sieger aus der Sache hervorzugehen, wollte er nicht, dass Heidi davon erfuhr. Vor allem nicht nach der vergangenen Nacht.
Allein der Gedanke an das, was zwischen ihnen passiert war, weckte in ihm den Wunsch, wie ein Idiot zu grinsen. Mit Heidi zusammen zu sein war noch besser gewesen, als er es sich vorgestellt hatte, und er hatte sich eine ganze Menge vorgestellt. Das Bild von ihr in seinem Bett brachte sein Blut sofort wieder in Wallung. Eine Gefühlsregung, die er hier im Wohnzimmer bei seinem Bruder nicht gebrauchen konnte. Also lenkte er das Gespräch auf die Pferde, die Shane abgeladen hatte.
„Du bist mit sechs Rennpferden den ganzen Weg von Tennessee aus hierher gefahren?“, fragte er.
„Die Fluggesellschaften wollten mir für sie keine Sitzplätze verkaufen, also blieb mir keine große Wahl. Sie haben es gut überstanden. Jetzt können sie sich hier eingewöhnen, während ich meine Geschäfte an der Ostküste abwickle.“
„Du verlässt uns schon wieder?“
„In ein paar Tagen fahre ich zurück, ja.“
„Was ist mit den Pferden?“
Shane trank noch einen Schluck Bier und grinste. „Lustig, dass du das fragst.“
„Oh nein. Auf keinen Fall kümmere ich mich um sie.“
„Irgendjemand muss es aber tun.“ Shane wirkte eher genervt als besorgt. „Was hast du denn den ganzen Tag hier zu tun, dass du dich nicht um meine Pferde kümmern kannst?“
„Zum Beispiel eine Firma leiten?“ Shane musste ja nicht wissen, dass er dem immer weniger Zeit widmete. Seltsam, er war nur wenige Stunden von San Francisco entfernt, und doch schien es eine ganz andere Welt zu sein, an die er sich kaum noch erinnerte. Fool‘s Gold nahm langsam einen Platz in seinem Herzen ein, und ihm war das eigentlich ganz recht.
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