Was sie nicht weiss
»Nick und ich haben auch seine Termine der letzten Wochen gecheckt. Viele waren’s nicht: ein paar Lehrerkonferenzen und zwei, drei Mal Essen mit Freunden im Restaurant. Die Vernissage von Maaike Scholtens Ausstellung hat am 18. November stattgefunden; für den Tag hatte er nichts notiert, weder im Taschenkalender noch auf dem Handy. Er scheint also nicht vorgehabt zu haben hinzugehen, was die Frage aufwirft, warum er dann die Ankündigung aufbe wahrt hat. Oder aber, er war dort und wollte nicht, dass seine Freundin es mitkriegt. Vielleicht ist diese Maaike Scholten ja eine alte Liebe von ihm, und er hat heimlich wieder Kontakt mit ihr aufgenommen. In diesem Fall könnte sie vorgegeben haben, ihn nicht zu kennen, damit die Affäre nicht auffliegt.«
»Wir sollten seiner Freundin mal auf den Zahn fühlen, ob sie in dieser Hinsicht einen Verdacht hatte.«
»Ach ja, und dann war da noch eine Verabredung mit einer Fotografin am 11. November, bei Hoogland zu Hause. Im Taschenkalender stand: ›14.30 Uhr, Foto, Tamara.‹ Nick und ich waren am Sonntag bei Frau van Dijk. Sie hat uns das Foto gezeigt, es hängt im Wohnzimmer an der Wand. So ein kitschiges Bild, weißt du, sie an ihn gelehnt, er die Arme um ihre Schultern verschränkt. Jedenfalls bestätigt es unseren ersten Eindruck, dass die Beziehung gut war. Wer heimlich in eine andere verliebt ist, lässt nicht so ein Foto machen.«
»Manche Männer schon«, sagt Lois. »Und es würde auch erklären, warum Hoogland mit dem eigenen Penis im Mund aufgefunden wurde.«
»Ich weiß nicht recht … Wenn Cynthia van Dijk ihren Freund umgebracht hat, weil er fremdgegangen ist, warum sucht sie ihn dann, wenn er länger als sonst nicht nach Hause kommt?«
»Das hat sie doch am Freitag schon gesagt: weil der Hund allein zurückkam. Es wäre seltsam, wenn sie da nicht suchen geht. Sie musste wohl oder übel.«
»Und der Hund? Warum ist er nicht mit ihr nach Hause gelaufen, nachdem sie Hoogland umgebracht hat? Schließlich ist sie sein Frauchen.«
»Vielleicht hat sich das Tier darüber erschrocken, was Frauchen mit Herrchen angestellt hat. Außerdem wissen wir ja nicht, ob der Hund wirklich allein nach Hause kam.«
»Du und Fred, ihr wart doch bei dieser Künstlerin. Was für ein Motiv könnte sie gehabt haben?«
»Wenn sie eine Affäre gehabt haben sollten, dann könnte es sein, dass Hoogland ihr den Laufpass gegeben hat, weil er bei seiner Freundin bleiben wollte, und das hat sie nicht akzeptiert. Aber diese Scholten kommt mir nicht wie je mand vor, der in blinder Wut einen Mord begeht. Die würde eher heulend auf dem Sofa sitzen und ihren Liebeskummer mit Schokolade betäuben.«
Claudien lacht. »Du weißt so gut wie ich, dass es jede Menge netter, sanfter Frauen gibt, die furchtbare Verbrechen begangen haben.«
»Ich würde gern mal mit der Fotografin reden. Tamara heißt sie, oder? Sie hat das Paar fotografiert und kann uns bestimmt einiges erzählen, zum Beispiel, wer von den beiden sie beauftragt hat und wie sie miteinander umgegangen sind.«
»Das könnte aufschlussreich sein. Aber leider wissen wir ihren Nachnamen nicht. Als wir bei Frau van Dijk waren, hab ich nachgesehen, ob auf der Rückseite des Fotos ein Aufkleber oder so etwas ist, aber da war nichts. Und in Hooglands Taschenkalender steht, wie gesagt, nur Tamara. Wie wär’s, wenn wir die hiesigen Fotogeschäfte anrufen und fragen, ob sie eine Angestellte namens Tamara haben? Oder eine freiberufliche Fotografin kennen, die so heißt?«
»Hoogland und seine Freundin müssen sie doch bezahlt haben, vielleicht gibt es eine Überweisung in seinen Unterlagen.«
»Stimmt, das muss überprüft werden. Die Kontobewegungen sind meines Wissens noch nicht ausgewertet. Wir können ja Frau van Dijk fragen, wenn sich nichts ergibt, aber ich würde es zunächst ohne sie probieren, damit wir ihr nicht zeigen, in welche Richtung ermittelt wird. Als Erstes suchen wir mal im Internet, da werden wir sie schon finden«, meint Claudien optimistisch.
Die Internetrecherche nach einer in Alkmaar ansässigen Fotografin namens Tamara hat nichts gebracht, ebenso wenig die Nachfragen bei Fotogeschäften, und im Register der Handelskammer ist sie auch nicht verzeichnet.
»Möglicherweise hat sie einen ganz anderen Beruf«, gibt Claudien zu bedenken. »Es könnte doch sein, dass sie den beiden von Bekannten empfohlen wurde, als Hobbyfotografin, die nicht viel Geld nimmt und trotzdem gute Arbeit liefert.«
»Dann fahrt doch mal
Weitere Kostenlose Bücher