Was sie nicht weiss
sich an, als hätte er seine Freundin sehr geliebt«, sagt Lois.
»Er war verrückt nach ihr. Deshalb hat er sich ja auch so verändert, seit sie zusammen waren. Er hat mit dem Kiffen aufgehört, ging kaum mehr aus und hat sogar sein Motor rad verkauft. Unvorstellbar! Ich meine, ich bin auch öfter mal schwer verliebt, aber dass ich alles aufgebe, was mir Spaß macht, so weit hat mich noch keine gekriegt. Getroffen haben David und ich uns natürlich weiterhin: Donnerstags hatten wir unseren festen Kneipenabend, daran hat keine Freundin je was geändert.«
»Kennen Sie zufällig die Frau, die das Paarfoto von Herrn Hoogland und seiner Freundin gemacht hat?«
»Tamara? Ja, aus der Kneipe. Wir kamen mit ihr ins Gespräch, redeten irgendwann über Fotografie, und da hat David gefragt, ob sie ihn und Cynthia fotografieren würde. Sie haben auch gleich einen Termin abgemacht.«
»In welcher Kneipe war das?«
»Im Ossenhooft, an der Platte Stenenbrug.«
»Ist sie öfter dort?«
»Das weiß ich nicht. Ich hab sie jedenfalls noch nie vorher gesehen. Mir ist nur aufgefallen, dass sie sich die ganze Zeit in unserer Nähe aufhielt und uns sofort ansprach, sobald sich eine Gelegenheit ergab.«
»Können Sie die Frau beschreiben?«
»Dunkles Haar, nicht besonders lang, ungefähr so wie Ihres, und sie war auch etwa so groß wie Sie«, sagt Julian nach einem Blick auf Lois. »Irgendwie kam sie mir bekannt vor, obwohl mir der Name Tamara nichts sagte. Dabei kenne ich fast jeden in Alkmaar. Wie auch immer, ich hab nicht groß auf sie geachtet, weil ich schon ziemlich einen in der Krone hatte. Und als David sich dann länger mit ihr unterhielt, bin ich gegangen.«
»Wenn Sie ihr einmal wieder begegnen sollten, würden Sie uns dann bitte benachrichtigen? Wir möchten gern mal mit ihr reden.« Claudien reicht ihm ihre Karte.
Er nimmt sie, betrachtet sie nachdenklich, und als er wieder aufblickt, wirkt er betroffen. »Hat diese Tamara denn etwas mit dem Mord zu tun?«
»Das wissen wir nicht, daher ist es wichtig für uns, mit allen Leuten zu sprechen, die in den Wochen vor Herrn Hooglands Tod Kontakt mit ihm hatten.«
»Das leuchtet ein. Obwohl mir nach wie vor rätselhaft ist, weshalb er umgebracht wurde. David war ein prima Kumpel, immer gut gelaunt, großzügig und hilfsbereit. Ich versteh das einfach nicht …«
Er steckt die Visitenkarte in die hintere Hosentasche seiner Jeans, nickt den beiden Frauen zu und geht dann mit hängenden Schultern in sein Büro.
Er tut Lois leid, aber für Gefühle ist jetzt keine Zeit. Sie müssen schnellstens die geheimnisvolle Tamara finden. Hat es etwas zu bedeuten, dass sie Hoogland in der Kneipe angesprochen hat, oder verfolgen sie womöglich eine falsche Spur?
Claudien lässt versonnen den Blick über die nagelneuen glänzenden Autos gleiten. »Guck mal, das schicke Cabrio da drüben. Wär das nicht was für dich?«
»Wenn ich mal Kommissarin bin. Bis dahin muss mein Seat Ibiza genügen.«
»Sehr vernünftig.« Claudien lacht. »Immer schön das Geld zusammenhalten. Komm, wir fahren zum Revier, vielleicht haben die anderen ja was rausgefunden.«
Das ist nicht der Fall. Bei der Besprechung am frühen Nachmittag wird klar, dass sie Gefahr laufen, auf der Stelle zu treten. Weder hat einer der Befragten etwas ausgesagt, das den Fall voranbringen könnte, noch hat die Überprüfung von Hooglands Festnetztelefon und privatem Computer irgendwelche Anhaltspunkte ergeben, und sein Konto weist auch keine Abbuchung zugunsten einer Tamara auf.
Immerhin ist der Obduktionsbericht inzwischen da. Daraus geht hervor, dass sich die Wunde am Hinterkopf relativ weit unten befand, eventuell ein Hinweis, dass der Täter unter 1,80 m groß ist. Als Tatwerkzeuge dienten vermutlich ein Hammer und später dann ein Messer, sodass Totschlag ausgeschlossen werden kann. Es war Mord.
Der Täter wusste anscheinend, wo Hoogland wohnte und um welche Uhrzeit er abends mit seinem Hund unterwegs war, und hatte ihm an dem nebligen Abend am Seeufer aufgelauert.
Was das Motiv angeht, tappen sie jedoch nach wie vor im Dunkeln.
Am Körper des Opfers wurden laut Obduktionsbericht fremde DNA -Spuren gefunden, doch deren Auswertung wird einige Zeit in Anspruch nehmen.
Es frustriert Lois, dass sie nicht vorankommen. Je mehr Zeit verstreicht, desto geringer wird die Chance, den Täter zu finden.
Kurz nach der Besprechung geht sie mit Fred nach Hause zu einem späten Mittagessen. Seine Frau Nanda beordert ihn auch in
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