Was sie nicht weiss
bei Cynthia van Dijk vorbei und fragt nach«, meint Fred, der die letzten Sätze mitbekommen hat. »Ich würde gern mitgehen, aber auf meinem Schreib tisch türmen sich die Akten. Seid so nett und informiert mich hinterher.«
Lois und Claudien holen ihre Jacken, verlassen das Gebäude und fahren nach Daalmeer, ein Stadtteil mit vielen Reihenhäusern, die um Innenhöfe herum angeordnet sind. Der Kompasweg liegt ein wenig versteckt. Wäre Lois nicht schon einmal dort gewesen, hätten sie ihren Navi zurate ziehen müssen.
Am Rand einer Grünanlage stellen sie das Auto ab und gehen unter der fahlen Wintersonne die gewundene Straße entlang.
Cynthia van Dijk sitzt gerade mit den Eltern ihres Freundes und dem Bestattungsunternehmer zusammen.
»Würden Sie bitte kurz warten? Ich bin gleich bei Ihnen.« Sie deutet auf das Sofa im Wohnzimmer.
Lois und Claudien nehmen Platz. Cynthia geht wieder in den Essbereich und schließt die bleiverglaste Schiebetür.
Gedämpfte Stimmen dringen herüber. Man bespricht wohl die Begräbnisformalitäten.
Lois steht auf, geht im Raum auf und ab und bleibt schließlich vor dem Paarfoto an der Wand stehen. Claudien hat recht: Das Bild ist mehr als kitschig. Die Fotografin hat ein Weichzeichnerobjektiv benutzt, sodass das Ergebnis fast schon surrealistisch romantisch anmutet. Sie selbst hatte zu Hause lange ein Foto von sich und Brian hängen, wie sie bei einem Rockkonzert abtanzen. Seit ein paar Monaten liegt es in einem Karton auf dem Dachboden.
Lois nimmt das Foto von der Wand und dreht es um. Kein Aufkleber auf dem Rahmen, nichts.
Nach einer Viertelstunde geht die Schiebetür auf. Der Bestatter verabschiedet sich, und während Cynthia ihn zur Haustür bringt, stellen Lois und Claudien sich den Eltern vor.
Sie wirken sehr angeschlagen, nicken aber, als Lois sich erkundigt, ob sie sich in der Lage fühlen, ein paar Fragen zu beantworten.
»Ich habe keine Ahnung, wie David an diese Fotografin gekommen ist«, sagt Cynthia, als Claudien nach einer Weile auf das Bild zu sprechen kommt. »Ich wollte schon länger ein Foto von uns beiden, und auf einmal hatte er diesen Termin gemacht. Erst dachte ich, wir müssten dazu in ein Studio, aber die Frau kam ins Haus. Sie hat hier im Wohnzimmer ein großes weißes Tuch aufgespannt und Lampen und Reflektorschirme aufgestellt. Das Ganze wirkte sehr professionell.«
»Wir haben bei der Handelskammer nachgefragt, dort ist keine Fotografin namens Tamara registriert. Und sie ist auch bei keinem Fotogeschäft angestellt. Deshalb gehen wir davon aus, dass es sich um eine Bekannte Ihres Lebensgefährten handelt. Beziehungsweise Ihres Sohns.« Lois’ Blick geht von Cynthia zu den Eltern.
»Dazu kann ich leider nichts sagen.« Rien Hoogland fährt sich seufzend durch das graue Haar. »Ist es denn wichtig?«
»Möglicherweise. Bisher haben wir noch keinen konkreten Hinweis auf den Täter, darum müssen wir jeder Spur nachgehen.«
»Das kann nur ein Verrückter getan haben!« Lucia Hooglands Stimme zittert. Die kleine dunkelhaarige Frau hat sichtlich Mühe, die Tränen zurückzuhalten. »Wer, um Him mels willen, sollte einen Grund haben, unseren Jungen umzubringen? Kein Mensch!«
»Ich verstehe gut, dass Sie außer sich sind, Frau Hoogland. Es könnte zwar ein Verrückter gewesen sein, aber sehr wahrscheinlich ist das nicht. Und ein Raubmord kommt auch nicht in Betracht, sonst hätte die Brieftasche mit dem Geld gefehlt. Also müssen wir herausfinden, ob Ihr Sohn mit irgendjemandem einen Konflikt hatte.«
Frau Hoogland schüttelt energisch den Kopf. »Das hatte er garantiert nicht! Sonst hätte ich es gewusst, David hat uns jede Woche besucht und mir immer alles erzählt.«
»Wirklich alles? Auch wenn es um eine Auseinandersetzung mit einem Freund ging oder um Probleme mit Eltern seiner Schüler?«, hakt Claudien nach.
»Jedenfalls alles, was ihm wichtig war. Letztes Jahr hat er versehentlich einen Motorradfahrer gestreift, der wütend auf ihn losging, als er aus dem Auto stieg. David hat sich das sehr zu Herzen genommen, er kam damals sofort zu mir, um sich auszusprechen. So war er!«
»Dem Foto nach zu urteilen, war Ihre Beziehung gut«, wendet Claudien sich nun an Cynthia. »Trifft das zu? Hatten Sie tatsächlich keine Probleme? Oder gab es in der Vergangenheit welche?«
»Zwischen David und mir war alles bestens. Wir haben in letzter Zeit sogar öfter mal über Kinder gesprochen und … und …« Sie stockt und wischt sich die Augen.
Frau
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