Was sie nicht weiss
Hoogland nimmt tröstend ihre Hand.
»Ihr Freund war Ihnen also treu? Hatten Sie nie den Verdacht, dass er eine Geliebte haben könnte?«, fragt Lois.
Völlig entgeistert blickt Cynthia auf. »Nein! Natürlich nicht. Hätte ich sonst ein Kind von ihm gewollt? Warum fra gen Sie?«
»Reine Routine. Ich verstehe gut, dass es Ihnen unangenehm ist, trotzdem müssen wir danach fragen. Jetzt aber etwas anderes: Wie haben Sie die Fotografin bezahlt: bar oder per Überweisung?«
Cynthia zuckt die Schultern. »Um unsere Finanzen hat sich immer David gekümmert.«
»Wenn Sie uns Ihre Bankverbindung geben, prüfen wir nach, ob es eine Abbuchung gab.«
Cynthia nennt auswendig die Kontodaten, die Lois rasch notiert.
»Fürs Erste wissen wir genug und wollen Sie nicht länger belästigen. Viel Kraft in dieser schweren Zeit.« Lois und Claudien stehen auf und verabschieden sich.
»Nichts, was uns irgendwie weiterbringt«, resümiert Lois, als sie den Kompasweg entlanggehen.
»Ich rufe noch heute bei der Bank an, vielleicht kommen wir ja so der Fotografin auf die Spur. Auch wenn nicht gesagt ist, dass sie etwas mit Hooglands Tod zu tun hat.«
»Ich weiß nicht recht … Es irritiert mich, dass wir so gut wie nichts über sie wissen und finden. Sieht ganz so aus, als hätte Hoogland doch ein Geheimnis vor seiner Freundin gehabt.«
»Du meinst, was Maaike Scholten betrifft? Mit Tamara hatte er ja wohl eher nichts. Man heuert doch nicht jemanden zum Fotografieren an, mit dem man eine Affäre hat.«
»Ich nicht, aber es gibt bestimmt Idioten, die genau so etwas lustig fänden.«
Claudien seufzt tief. »Tja, der Penis wurde ihm sicher nicht grundlos abgeschnitten. Meiner Meinung nach war es eine Beziehungstat. Wir sollten Hooglands Freundes- und Bekanntenkreis gründlich unter die Lupe nehmen.«
12
Auf Lois’ Bitte hin hat Cynthia van Dijk eine Liste von Davids Freunden und Bekannten erstellt, und Silvan von der IT -Forensik hat sich gleich damit an den Computer gesetzt. Silvan ist erst Mitte zwanzig und noch nicht lange bei der Polizei, aber ein absoluter Computercrack. Auf Facebook hat er noch ein paar weitere Leute ausgemacht, die mit David Hoogland regelmäßig Kontakt hatten.
Die nächsten Tage sind Lois und ihre Kollegen damit beschäftigt, sämtliche Personen zu Hause beziehungsweise an ihrer Arbeitsstelle aufzusuchen und zu befragen.
Die Gespräche ergeben jedoch nichts Neues. Alle bestätigen, dass Cynthia und David ein Traumpaar waren. Auch sein bester Freund, Julian van Schaik, hält einen Seitensprung für ausgeschlossen.
»Das war echt nicht sein Ding«, sagt er. »Früher hat David ja gern mal auf den Putz gehauen, aber in den letzten Jahren ist er ruhiger geworden, auch häuslicher, und nur noch selten ausgegangen. Manchmal hab ich ihn damit aufgezogen und gesagt, er stehe ganz schön unter Cynthias Pantoffel, aber darüber hat er nur gelacht.«
Julian van Schaik ist Geschäftsführer eines Autohauses, in dem Lois und Claudien ihn nun befragen. Sie stehen vor seinem Büro, das an den Showroom mit den neuen Modellen grenzt.
»Sagt Ihnen der Name Maaike Scholten etwas?«, fragt Lois.
Er schüttelt den Kopf. »Wer soll das sein?«
»Eine junge Malerin. Herr Hoogland hatte ein Faltblatt von ihrer Ausstellung im Kunstverein bei sich.«
»Wie bitte? Von einer Gemäldeausstellung?« Auf seinem Gesicht zeichnet sich Verwunderung ab. »Mit Kunst hatte David nun wirklich nichts am Hut. Er hat nie verstanden, dass ich Geld dafür ausgebe, und meinte, das sei doch hirnrissig. Zu Hause an den Wänden hatte er nur so 0 8 /15-Bilder, wie man sie fertig gerahmt bei IKEA bekommt. Die reichten ihm völlig.«
»Seit wann kannten Sie sich? Frau van Dijk meinte, Sie seien sein ältester Freund, stimmt das?«, fragt Claudien.
»Wir kannten uns seit der Grundschulzeit und waren auch später am Gymnasium in der gleichen Klasse. In der Freizeit haben wir auch viel gemeinsam gemacht. Ich kann’s noch immer nicht fassen, dass er jetzt tot ist.« Julian schluckt.
Lois sieht ihn mitfühlend an, setzt die Befragung aber fort: »Sie sagten gerade, David Hoogland habe mit Kunst nichts am Hut gehabt. Können Sie sich einen Grund denken, warum er den Flyer trotzdem bei sich trug?«
Julian zuckt die Schultern. »Vielleicht wollte er Cynthia und sich malen lassen. Das kann ich mir zwar nur schwer vorstellen, aber schließlich hat er auch dieses unsägliche Kitschfoto machen lassen. Warum also nicht ein Gemälde?«
»Das hört
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