Was sie nicht weiss
unkomplizierte, fröhliche Kinder, von denen keines nennenswerte Lernprobleme hat.«
Lois und Fred stellen noch ein paar weitere Fragen, erhalten aber stets die gleiche Antwort: David Hoogland sei über jeden Verdacht erhaben.
»Irgendwie habe ich den Eindruck, dass die Frau mauert«, sagt Lois, als sie sich verabschiedet haben. »Sie tut ja gerade so, als wäre sie persönlich für das Verhalten eines jeden Schülers und Lehrers verantwortlich.«
Sie spürt ein paar Regentropfen und hebt den Blick. Der Himmel ist bewölkt, und nun fegt auch noch ein kalter Wind durch die Straße.
»Es geht ihr um den Ruf der Schule.« Fred zieht den Reiß verschluss seiner Jacke zu. »Sobald in der Öffentlichkeit das Wort ›Missbrauch‹ fällt, melden die Eltern ihre Kinder ab.«
»Hältst du es für möglich, dass sie um der Schule willen lügt?«
»Gelogen wird aus vielerlei Gründen. Von daher gesehen: Ja, ich halte es für möglich.«
Lois seufzt. »Na toll. Wenn wir also rausfinden wollen, ob Hoogland sich an einem Kind vergangen hat, müssen wir sämtliche Schüler befragen.«
»Ich denke, das ist vorerst nicht nötig, mehr als eine Vermutung ist es ja nicht. Mich interessiert vielmehr der Flyer, den Hoogland in der Tasche hatte.«
»Über die Kunstausstellung?«
»Ja. Er muss einen Grund gehabt haben, das Ding aufzuheben. Lass uns doch mal zum Kunstverein fahren.«
Kaum sind sie ins Auto gestiegen, da geht ein wahrer Wolkenbruch nieder. Bis Alkmaar prasselt der Regen laut an die Scheiben, doch als sie die Innenstadt erreichen, hat es aufgehört.
Der Kunstverein befindet sich in einer ehemaligen Gewerbeschule am Bergerweg. Parkplätze sind dort rar, deshalb stellen sie den Wagen verbotenerweise direkt vor der Tür ab. Beim Aussteigen tritt Lois in eine tiefe Pfütze und kann nicht anders als zu fluchen.
»So ein Scheißwetter! Wenn doch endlich Frühling wäre!«
»Da musst du dich noch ein paar Wochen gedulden«, sagt Fred. »Was ist, gehen wir rein? Oder musst du erst noch deinen Fuß trocken wedeln?«
Mit einem Seufzer folgt Lois ihrem Kollegen.
Die Eingangshalle mit ihrem prachtvollen Terrazzo fußboden atmet die Atmosphäre längst vergangener Tage. Links geht es zum Regionalarchiv, stellen sie fest, und rechts zum Kunstverein. Fred hat bereits die Hand an der Türklinke.
»Guten Tag«, sagt er zu der Frau am Empfangstresen und zückt seinen Dienstausweis. »Wir sind von der Kripo. Mein Name ist Fred Klinkenberg, und das hier ist meine Kollegin Lois Elzinga. Wir kommen wegen Maaike Scholten.«
Die Frau sieht sie leicht irritiert an. »Sie interessieren sich für ihre Arbeiten?«, fragt sie mit unsicherer Stimme.
»Nein, für sie selbst«, sagt Lois.
»Was möchten Sie wissen?«
»Stimmt es, dass Frau Scholten zurzeit hier ausstellt?«, fragt Fred.
»Ja, die Bilder hängen in unserem Ausstellungssaal, der von der Eingangshalle aus zugänglich ist. Momentan ist er geschlossen, aber ich kann Sie gern reinlassen, wenn Sie möchten.«
»Führen Sie eine Liste der Personen, die die Ausstellung besuchen?«
»Nein, wer Interesse hat, kommt einfach rein und sieht sich um.«
»Wir möchten Frau Scholten gern persönlich sprechen«, sagt Lois. »Können Sie uns ihre Adresse geben?«
»Tut mir leid, die habe ich nicht. Wir schützen die Privatsphäre unserer Künstler.« Die Frau blickt so hilflos drein, als stünde sie vor einem unlösbaren Problem.
»Irgendjemand weiß doch bestimmt, wo sie zu erreichen ist. Könnten Sie denjenigen nicht kurz anrufen?«, hilft Fred ihr auf die Sprünge.
Sie greift zum Telefonhörer.
Nach einem kurzen Gespräch teilt sie mit, der Direktor des Kunstvereins komme gleich.
Wenige Minuten später betritt ein sehr großer, hagerer Mann den Raum.
»Clemens Leistra«, stellt er sich vor. »Was kann ich für Sie tun?«
»Wir möchten gern mit Maaike Scholten sprechen«, sagt Lois freundlich. »Sicherlich können Sie uns sagen, wo sie zu erreichen ist.«
Nachdem Leistra ihr einen flüchtigen Blick zugeworfen hat, wendet er sich an Fred: »In welcher Angelegenheit bitte?«
»Wir haben ein paar Fragen an sie.«
»Fragen wozu?«
»Privater Natur. Haben Sie ihre Anschrift?«
Leistra macht ein indigniertes Gesicht. »Nun, Maaike ist eher der bohemienhafte Typ, wenn Sie wissen, was ich meine«, beginnt er. »Natürlich nicht in dem Sinn, dass sie einen ausschweifenden Lebensstil pflegt. Im Gegenteil, sie ist höchst diszipliniert. Allerdings hat sie keinen festen
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