Was sie nicht weiss
erinnern?«
»Sonja de Nooij … der Name kommt mir bekannt vor.«
»Sie hat uns erzählt, dass David Hoogland früher mal in Sie verliebt war.«
Diesmal lässt die Reaktion auf sich warten. Gedankenverloren spielt Maaike mit dem leeren Zuckertütchen herum, den Blick auf den hellgrünen Tischläufer gerichtet.
»Stimmt das, Frau Scholten?«, hakt Lois nach. »Haben Sie David Hoogland gekannt, und war er in Sie verliebt?«
Widerwillig hebt Maaike den Blick. »Ja«, sagt sie leise. »Ich hab ihn gekannt, aber nicht besonders gut. Er war hinter mir her, als ich vierzehn und er sechzehn war. Warum er sich gerade mich ausgeguckt hatte, hab ich nie verstanden, denn in seiner Clique gab es viel hübschere Mädchen. Ich war als Teenager eher zurückhaltend, für Make-up, Mode und was Mädchen in dem Alter so beschäftigt, hab ich mich kaum interessiert. Aber wer weiß, vielleicht hat ihm gerade das gefallen. Jedenfalls lief er mir eine Zeit lang regelrecht nach.«
»Sie haben ihn also nicht ermutigt, wenn ich recht verstehe?«
»Bestimmt nicht. Ich hatte ganz andere Dinge im Kopf. Meine Eltern sind gestorben, als ich elf war, und von da an wohnte ich bei meinen Großeltern. Die waren aber schon ziemlich alt, und wir sind nicht gut miteinander zurechtgekommen, weil sie mir aus Sorge so ziemlich alles verboten. Ich durfte nicht mal abends eine Freundin besuchen.«
»Haben Sie sich dagegen aufgelehnt?«
»Eigentlich nicht. Nur manchmal. Ich hatte meine Großeltern gern. Dazu kam die Angst, sie könnten mich in ein Heim stecken, wenn ich aufsässig würde.«
Lois nickt verständnisvoll. »Und wie ging es mit David Hoogland weiter? Hat er irgendwann die Hoffnung aufgegeben?«
»Er hat mich zu einem Schulball eingeladen. Ich wusste nicht recht, ob ich mitgehen sollte, denn irgendwie gefiel David mir doch. Das heißt, ich fühlte mich geschmeichelt, denn es war das erste Mal überhaupt, dass sich ein Junge für mich interessierte.«
»Und sind Sie mit ihm ausgegangen?«
»Nein«, sagt Maaike nach kurzem Schweigen. »Ich habe ihn versetzt, und das hat er, glaube ich, sehr übel genommen, denn danach war es mit seiner Verliebtheit vorbei.«
»Warum haben Sie ihm nicht gleich abgesagt?«, fragt Claudien.
»Ich war mir nicht sicher, wie schon gesagt.«
»Hing das damit zusammen, dass es ein Gerücht gab, er habe ein Mädchen vergewaltigt?«, fragt Lois.
Sekundenlang starrt Maaike sie an. »Woher wissen Sie das?«, kommt es gepresst.
»Von Sonja de Nooij, sie hat davon gesprochen.«
»Es hatte tatsächlich damit zu tun.«
»Glaubten Sie, dass David es getan hatte?«
Mit festem Blick sieht Maaike Lois an. »Ja, ich hab’s geglaubt«, sagt sie. »Und nicht nur geglaubt, sondern auch gewusst.«
»Woher?«
»Von dem betroffenen Mädchen selbst. Sie hat mir erzählt, was David ihr angetan hat. Ich habe ihr geraten, zur Polizei zu gehen, aber das wollte sie nicht. Meines Wissens hat sie David nie angezeigt.«
»Und wie heißt das Mädchen, das er vergewaltigt hat?«, fragt Lois, nun höchst gespannt.
»Tamara.«
»Und weiter? Der Nachname?«
»Den weiß ich nicht. So gut kannte ich sie nun auch wieder nicht.«
Lois’ Aufregung wandelt sich in Enttäuschung, vermischt mit leichtem Ärger. »Wie? Sie kannten einander kaum, und trotzdem hat Tamara Ihnen ein so schlimmes und demütigendes Erlebnis anvertraut? Entschuldigen Sie, aber das klingt nicht besonders glaubhaft.« Ihr Tonfall ist schärfer als beabsichtigt.
Maaike wird ein wenig rot. »Das war Zufall. Dass wir uns getroffen haben, meine ich. Außerdem war es gerade erst passiert.«
»Sie sprechen von der Vergewaltigung?«, fragt Claudien nach. »Sie haben das Mädchen also kurz nach der Vergewaltigung kennengelernt?«
Maaike beißt sich auf die Unterlippe. »Es ist auf einer Party passiert, bei der ich auch war. Spät in der Nacht, als nicht mehr viele Leute da waren.«
»Und Sie haben es mit angesehen?«
»Ja, nur war mir nicht so recht klar, was da vorging.«
»Wie bitte? Sie haben gesehen, wie ein Mädchen ver gewaltigt wurde, und wollen nicht kapiert haben, was lief?«
»Es war ein ziemlich chaotischer Abend. Viele waren betrunken und haben rumgeschrien und gestritten. Ein paar spielten Strip-Poker und hatten dabei Sex. Ich hab gesehen, wie David auf Tamara lag, aber nicht, dass er sie vergewaltigte.«
»Könnten Sie sich bitte etwas klarer ausdrücken?«, fordert Claudien sie auf.
»Nun ja, es hätte ja auch sein können, dass Tamara freiwillig
Weitere Kostenlose Bücher