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Was sie nicht weiss

Was sie nicht weiss

Titel: Was sie nicht weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone van Der Vlugt
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Wie auch? Tamara ist nicht dumm und hat ihre Sachen garantiert gewaschen oder weggeworfen.
    Mühsam steht Maaike auf. Noch immer ist ihr leicht schwindlig, deshalb hält sie sich auf dem Weg nach unten am Treppengeländer fest.
    Im Flur fällt ihr Blick auf einen gelben Regenmantel an der Garderobe, der so gar nicht zu Tamaras Kleidungsstil passt. Hastig fasst sie in die Taschen. Leer.
    Um sich zu vergewissern, dass sie auch nichts übersehen hat, geht sie ein zweites Mal ins Wohnzimmer. Als ihr Blick an der Kamera auf dem Tisch haften bleibt, verstärkt sich der Schwindel. Sie blinzelt mehrmals, unschlüssig, ob sie sich die Aufnahmen anschauen soll. Dass Tamara die Toten fotografiert hat, kann sie sich eigentlich nicht vorstellen, aber wissen kann man nie. Irgendwann hat sie gelesen, dass es Mörder gibt, die etwas von ihrem Opfer mitnehmen, eine Haarlocke zum Beispiel oder ein Schmuckstück. Eine Fotografin könnte also durchaus der Versuchung erliegen, die Kamera zu zücken, bevor sie den Tatort verlässt.
    Maaike rückt einen Stuhl zurecht und setzt sich. Sie greift nach der Kamera und schaltet sie an.

29
    Der Anruf kommt am späten Nachmittag. Lois hat mit Silvan, Claudien und Jessica die Bänder der Überwachungskameras in der Nähe von Hooglands Stammkneipe in Augenschein genommen. Auf einem ist zu sehen, wie eine Frau über die Platte Stenenbrug auf das Ossenhooft zugeht. Sie hat die gleiche Größe wie jene auf den Aufnahmen aus dem Autohaus und trägt die gleichen Stiefel.
    »Na ja, viel lässt sich damit nicht anfangen«, bemerkt Silvan und reibt sich die vom langen Bildschirmstarren angestrengten Augen. »In Alkmaar gibt es unzählige Frauen mit dieser Körpergröße, und die Stiefel sind auch nicht gerade einzigartig.«
    »Wir können nicht zu hundert Prozent sicher sein, dass sie es ist, da hast du recht, aber einiges spricht dafür«, sagt Lois. »Und es würde Julian van Schaiks Aussage bestätigen, dass er und Hoogland sie im Ossenhooft kennengelernt haben. Wenn wir Glück haben, geht sie mal wieder hin. Die wenigsten Leute wissen, dass es in der Altstadt von Überwachungskameras nur so wimmelt.«
    »In der Kneipe abwechselnd Wache halten können wir nicht«, meint Claudien, »aber du hast doch schon bei unserem Besuch den Barkeeper gebeten, uns zu benachrichtigen, sobald sie auftaucht?«
    »Ja, habe ich«, sagt Lois. »Bleibt zu hoffen, dass er es auch tut. Nähere Auskünfte konnte ich ihm nicht geben, und die meisten Männer melden nicht gern hübsche junge Frauen bei der Polizei, schon gar nicht, wenn sie keinen Anlass dazu sehen.« Sie dreht sich um, weil die Tür aufgeht.
    Fred tritt ein. »Maaike Scholten liegt im Krankenhaus. Sie ist an der Zeglis in den Kanal gefallen und wäre fast ertrunken.«
    »Du lieber Himmel! Wie geht’s ihr?«
    »Man hat mir gesagt, dass sie am Leben ist, mehr weiß ich nicht. Momentan ist sie noch in der Notaufnahme. Kommst du mit?«
    Sofort springt Lois auf und schnappt sich ihre Jacke.
    »Kann ich auch mitkommen?«, ruft Jessica, aber die beiden sind bereits im Flur.
    »Ist sonst noch irgendetwas bekannt?«, fragt Lois auf dem Weg zum Klinikum.
    »Nicht viel. Zwei Kollegen sind hingefahren, als die Meldung reinkam. Aber die wussten erst nicht, um wen es ging. Erst als Frau Scholten dem Sanitäter ihren Namen sagte, ist der Groschen gefallen. Die beiden haben in der Nachbarschaft rumgefragt, aber anscheinend hat niemand mitbekommen, was passiert ist. Der Mann, der sie aus dem Wasser gezogen hat, sagte, er sei gerade mit seiner Frau aus dem Auto gestiegen und habe es platschen hören. Ein Glück, dass er so geistesgegenwärtig reagiert hat.«
    »Allein wäre sie bei der hohen Kaimauer wohl nicht rausgekommen.«
    »Sie hätte sich an einem Boot hochziehen können, aber ob sie das bei der Kälte geschafft hätte? Bei den Temperaturen ist man binnen weniger Minuten unterkühlt.«
    Eine Weile sagen sie nichts.
    »Könnte es auch bloß ein Unfall sein?«, fragt Lois unvermittelt, als sie fast bei der Klinik sind. »Dass sie dicht am Wasser stand und ausgerutscht ist oder so?«
    »Du klingst nicht gerade überzeugt.« Fred steuert den Taxistandplatz neben dem Haupteingang an. Als ein Taxifahrer wütend an die Scheibe klopft, hält er seinen Dienstausweis hoch. Der Mann hebt entschuldigend die Hand und geht wieder zu seinem Wagen.
    »Es kommt mir zumindest ziemlich merkwürdig vor«, gibt Lois zu. »Dass Kinder beim Spielen versehentlich zu nah ans Wasser geraten,

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