Was Sie schon immer über 6 wissen wollten
wie beim 911er – ein Eigenleben als Produktnamen, bei denen die psychologische Wirksamkeit stärker in den Vordergrund tritt. Gerade beim Autobau führt die Notwendigkeit zahlreicher Entwicklungsstufen und Prototypen dazu, dass jeder Hersteller seine eigenen Typenbezeichnungen und Zahlenfolgen entwickelt, die zum erkennbaren Signum seiner Automarken werden. Bei BMW ist es die auf Bob Lutz, Anfang der 1970er Jahre Marketingchef der Firma, zurückgehende Stufenfolge der 3er-, 5er-, und 7er-Modelle, ergänzt um jeweils zwei Ziffern für die Größe des Hubraums. Das Dreiklassen-Schema der kleinen ungeraden Zahlen hat sich eingeprägt, auch wenn die Produktpalette später um 1er, 6er und 8er-BMWs erweitert wurde.
Der schwedische Hersteller Saab setzt ganz auf die 9. Der erste, 1947 vorgestellte Prototyp des Saab trug die Seriennummer 92001. An der 001 läßt sich sein Status als Vorstudie erkennen, in Serie ging er dann als Saab 92. Die zweistellige Nummerierung wurde bis in die 1980er Jahre durchgehalten. Der Saab 92 wandelte sich im Laufe der Jahre zum Saab 93 und später zum Saab 96. Im Jahr 1968 kam mit dem Saab 99 ein etwas größeres Modell hinzu. Damit schienen die zweistelligen 9er-Nummern ausgeschöpft. Kein Problem, hängen wir einfach eine weitere Ziffer dran, dachten sich die Schweden wohl: Die nächste Weiterentwicklung wurde 1978 als Saab 900 auf den Markt gebracht. Und als 1985 ein neues Modell der oberen Mittelklasse entwickelt wurde, verfolgte man diese Logik mit dem Saab 9000 konsequent weiter. Gegen Ende der 1990er Jahre wandte man sich vondiesem Pfad der stellenmäßigen Erweiterung wieder ab. Die 9 blieb erhalten, doch heißen die Modelle jetzt 9-5 oder 9-3X.
Eine bewusste Entscheidung für eine bestimmte Art der Ziffernkombination findet sich auch beim französischen Autobauer Peugeot. Bis in die 1930er Jahre verfolgte das Unternehmen eine simple fortlaufende Nummerierung seiner Modelle. Man begann mit Type 1 und arbeitete sich bis Type 192 vor. Dann wechselte Robert Peugeot die Strategie und führte dreiziffrige Modellnummerierungen ein, die immer eine 0 in der Mitte hatten. Das erste Modell war der 201, dessen Name sich der Tatsache verdankte, dass es das zweihundertste Projekt der Entwicklungsabteilung war. Die Mittel-0 wurde fortan zum neuen Markenzeichen der Fahrzeugklassen von Peugeot und markenrechtlich geschützt, was 1963 zu einem Rechtsstreit mit Porsche führte, das den Porsche 901 daraufhin in 911 umbenennen musste – und so eine ebenfalls legendär gewordene Zahlenmarke schuf.
Auch Softwareprodukte haben zahlengesättigte Namen. Hier sind es keine Modellreihen sondern Versionsnummern, die einem festgelegten Muster folgen. Betriebssysteme oder Programmpakete wie Microsofts Office-Suite bestehen aus vielen Millionen Zeilen Programmcode. Um bei solch komplexen Projekten, an denen Hunderte Programmierer beteiligt sind und die fortlaufend weiterentwickelt werden, die Übersicht zu behalten, erhält jede Version eine mehrstufige Nummer, z.B. 5.3.12. Bei Fehlerbehebungen, sogenannten Patches, wird der letzte Ziffernblock um 1 erhöht. Der mittlere Block ist für kleinere Updates reserviert. Bei größeren Änderungen, den Major Releases , erhält die Software vorne eine höhere Versionsnummer. So weit die Theorie und Praxis der Programmierer. Angeboten wird Software heute hingegen häufig unter anderen alphanumerischen Bezeichnungen. Auch hier haben Marketing und zahlenpsychologische Überlegungen die Namensgebung überformt. So äußert Harry McCracken im Blog technologizer.com die These, dass Versionsnummern schon lange keine Versionsnummern mehr seien, sondern „Waffen des Marketing“. Das wird deutlich, wenn man die unterschiedlichen Strategien der Versionsnummerierung von Betriebssystemen bei Microsoft und Apple miteinander vergleicht.
Die Marke Windows hat im Laufe ihrer Evolution mehrere Mutationen durchgemacht: Bis zu Windows 3.11 folgte der Konzern weitgehend dem üblichen Versionsnummernschema, mit dem Erscheinenvon Windows 95 wurde dann das Jahr der Veröffentlichung namensgebend (ebenso bei Windows 98 und Windows 2000). 2001 verabschiedete sich der Konzern mit Windows XP zwischenzeitlich ganz von den Zahlenmarkennamen und einer expliziten Kennzeichnung der Versionsnummer. 2007 folgte Windows Vista. Ende 2009 kam dann als jüngstes Produkt Windows 7 auf den Markt. Microsoft hat somit alles durchprobiert, von mehrstufigen Versionsbezeichnungen über Jahresdaten und
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