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Was soll denn aus ihr werden?

Was soll denn aus ihr werden?

Titel: Was soll denn aus ihr werden? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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was er gemacht haben könnte«, fuhr Dori fort, »es ist nur etwas in dem Brief, sowie wenn Giacomo nicht recht herausreden wollte. Warum soll er auch gar nichts von dem Gärtner bekommen, wenn er so arbeiten muß, wie er sagt? Und was er sagt, ist gewiß so, ich meine nur, er sagt nicht alles heraus, da könnte nicht alles in Ordnung sein.«
    »Das ist nichts so Sonderbares, daß er keinen Lohn erhält«, meinte Dorothea, »wenn er Gärtner werden will,so wird er in die Lehre eingetreten sein, da hat keiner Lohn für die erste Zeit.«
    »Es ist aber gar nicht so, als sei er in der Lehre, wenn er tun muß, was keiner der Angestellten tun will; oder dann tut der Meister mit ihm, wie es nicht recht ist. Vielleicht kommt's besser im nächsten Brief.«
    Dori war in diesem Augenblick gar nicht geneigt, schweren Gedanken nachzuhängen; so war sie froh, daß die Mutter die Sache anders ansah, und freute sich gern mit darüber, daß es der alten Maja und ja auch den Kindern wohl ging. So steckte Dori schnell ihren Brief ein und sagte: »Ich meine, ich sollte nun die Nonna wieder einmal besuchen.«
    Dorothea lächelte. »Ja wohl, tu du das nur, Kind«, sagte sie beistimmend, »ich muß mich nur verwundern, daß es dir nun so oft einfällt, du solltest die Nonna besuchen, und früher mußte ich dich immer treiben dazu.«
    »Das ist wirtlich wahr, Mutter«, bestätigte Dori, »aber jetzt ist auch alles so anders geworden hier, es ist ja gerade wieder wie damals, als wir mit dem Vater lebten, so herrlich und so reich ist jeder Tag, daß man sich nur immer freuen kann vom Morgen auf den Abend und wieder auf den kommenden Tag. Eine ganze neue Welt ist vor mir aufgegangen in den vierzehn Tagen, da der Herr Doktor mit mir liest und mich so viel Neues, Schönes, Herrliches kennen lehrt. O es ist wieder ganz wie mit dem Vater! Alles kennt er und macht es mir klar und sagt mir, was ich weiter darüber lesen kann. O wie ist das so anders, als wenn ich allein die Bücher vom Vater lesen wollte und überall anstand, weil ich so vieles nicht verstehen konnte. Und siehst du, Mutter, jeden Tag geht etwas Neues, Schönes vor meinen Augen auf und in mir selbst, und alles um mich und in mir wird wie weiter und größer und reicher. O es macht mich so glücklich und froh, ich möchte nur immer laut aufsingen, den ganzen Tag.«
    »Das tust du auch nahezu«, schaltete Dorothea hier ein.
    »Und nun will ich dir sagen, Mutter, warum ich allezwei Tage zur Nonna laufe«, fuhr Dori in ungedämpftem Eifer fort. »Ich gehe ja schon gern zu ihr, sie ist immer so gut und freundlich, aber ich bleibe dann gar nicht so lange bei ihr, wie ich fortbleibe, ich denke nur, ich muß doch einen Grund haben, wenn ich so fortlaufen will. Aber siehst du, es ist mir eigentlich mehr ums Hinauslaufen, als um den Besuch zu tun. Dort auf der Höhe über der Brücke wird es nun so schön, es kommen alle Blumen heraus, die Enzianen, die goldenen Sonnenröschen und die roten Steinnelken. Manchmal setz ich mich dort mitten auf den Boden hin auf der sonnigen Weide, und es ist so wonnig zu sehen, wie sie herausquellen zu ganzen Büschen, von einem Tag auf den andern, die rot und blau und gelb schimmernden Blumen, und die Augen so gern zur Sonne auftun, daß sie warm hineinleuchte. Und nachher lauf ich den Berg hinauf, und dann kommt der Weg oben auf der Höhe gegen die Häuser von Vulpera hin, der ist mir so lieb geworden! Da geht es so dem Abendlicht entgegen und ringsum ist's so still und schön. Da geh ich immer langsam, es reut mich jedesmal, wenn ich am Ende bin und die Häuser kommen. Aber dort mach ich gewöhnlich noch einen Halt und der freut mich immer, dort, wo links am Weg die einzelne Villa steht. Dort arbeitet nun fast jeden Tag der Gärtner Melchior in dem kleinen Garten. Er schneidet das Gebüsch und die Bäumchen zurecht. Er soll alles ordnen, daß es ringsum ein wenig freundlich aussieht. Ein kranker Herr hat die Zimmer gemietet, sagt Melchior, und da er nicht weit gehen kann, möchte er's doch im Garten ein wenig nett haben. Mit dem Melchior habe ich dann jedesmal ein Gespräch, wenn er dort ist. Den habe ich so gern! Und immer sagt er etwas, worüber man nachdenken muß. Nachher lauf ich dann aus allen Kräften zum Kurhaus hinunter und den Waldweg zurück hierher. Dort wird es nun auch schön geworden sein, aber ich stehe nicht mehr still, ich bin immer so spät, daß ich nur zu rennen habe, um heim zu kommen, bevor es Nacht wird.«
    »Nun begreif ich, warum du

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