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Was soll denn aus ihr werden?

Was soll denn aus ihr werden?

Titel: Was soll denn aus ihr werden? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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ich gar nichts mehr, zur Mutter will ich«, gab Marie Lene zurück. »Aber keinen Schritt ginge ich mehr, weder der Alten noch viel weniger der Jungen nach, wenn es nicht um eines Verwandten willen wäre, der nun einmal den Kopf auf die Sache gesetzt hat, warum, weiß kein Mensch. Vernünftig mit ihnen reden über das Kapitel kann man nur gar nicht, sie verstehen alle beide von einem anständigen Dasein und einem ehrenhaften Hauswesen soviel, wie eine Geiß vom Himmelreich.«
    »Es scheint mir, du machst auch in Gleichnissen«, sagte Melchior gelassen und machte die Tür auf, um einzutreten.Marie Lene zog sofort Dorothea beiseite, sie hatte mit ihr allein zu sprechen, die beiden gingen nach der Nebenstube.
    Melchior setzte sich zu Dori hin. »Ich habe eine Frage an dich, Dori«, begann er gleich. »Der alte Herr droben in der Villa ist kränker geworden, er ist so schwach, daß ihn der Doktor nicht heimreisen lassen will. Jetzt, da alle anderen Kurgäste abreisen, hat er dem Kranken eben gesagt, er müsse den September durch noch dableiben, wenn nicht noch länger, von einer so langen Reise, wie seine Heimreise wäre, dürfe für einmal keine Rede sein. Er hat die Frau Anne zur Pflegerin, die meint es gut. Sie bringt dem Kranken immer wieder große Teller voll Rauchfleisch herbei und meint, wenn er recht tüchtig dem guten Bündtnergericht zusprechen würde, so kämen ihm die Kräfte schon wieder. Aber weiter weiß sie nichts. Ich habe nun gedacht, wenn du so jeden Nachmittag ein wenig zu dem kranken Herrn hinauf gingest und ihm etwas läsest und ihn ein wenig unterhieltest, so wäre es doch auch etwas anderes für ihn, er könnte es eher ein wenig vergessen, daß er so allein ist und fern von seiner Heimat.«
    »Aber Melchior, Ihr habt mir selbst gesagt, daß es ein so feiner und gebildeter alter Herr ist«, warf Dori schnell ein. »Ein Herr, der soviel weiß und der von allem sprechen kann, der wollte doch gewiß lieber auch einen gebildeten Menschen um sich haben, und Ihr wißt ja doch, daß ich nichts kann und nichts weiß.«
    Melchior fuhr ruhig fort: »Als ich ihm sagte, daß ich ein junges Mädchen kenne hier in der Gegend, das ich gerne zuweilen in seiner Krankenstube wüßte, es müßte diese ein wenig erhellen, da sagte er gleich so traurig lächelnd: Was mir denn einfalle, ein junges Mädchen werde bald Lust haben, einen alten kranken Mann aufzusuchen und ihre schöne Zeit bei ihm zu verlieren. Junge Mädchen wissen ihre Tage erfreulicher zuzubringen, als in einer Krankenstube bei einem langweiligen Alten zu sitzen.«
    »Wenn es so ist, und Ihr meint, es würde ihm Freude machen, so geh' ich gleich morgen. Wie sollte ich nicht gern einen Kranken besuchen, der keinen Menschen aus seiner Heimat um sich hat und sich so verlassen fühlen muß! Gleich morgen geh' ich«, versicherte Dori.
    »Das habe ich dir zugetraut«, sagte Melchior erfreut und drückte Dori die Hand. Dann stand er auf und ging.
    Gleich nach ihm verließ auch Dorothea mit der Base das Haus, nachdem sie Dori zugerufen hatte, sie werde nicht lange fortbleiben. Diesem Versprechen kam Dorothea nicht sehr genau nach, denn der ganze Abend verging, bevor sie wiederkehrte. Sie hatte viel zu berichten. Die Nonna hatte sie zu einer Zusammenkunft mit den Verwandten holen lassen, um festzusetzen, was nun getan werden müsse in der hängenden Angelegenheit. Niki Sami hatte bestimmt erklärt, er gehe nicht ab, er wisse schon, daß er am Ende Meister werde. Die Nonna suchte einen Weg aufzufinden, der für beide gut wäre. »Ein halbes Jahr lang sollte nun alles so bleiben, wie es jetzt ist«, berichtete Dorothea weiter. »Niki Sami sollte nie zu uns kommen und nie mit dir reden, so würde dir am allerehesten die Lust kommen, wieder von ihm aufgesucht zu werden. Du werdest während der Zeit auch noch heimischer in unserem Lande und werdest manches noch anders kennen und schätzen lernen, als du jetzt tust. Niki Sami murrte ein wenig, aber er ging in den Vorschlag ein. Ich tat dasselbe für dich, das konnte ich doch tun, nicht wahr?«
    »Von dir aus schon, Mutter«, entgegnete Dori, »ich hätte es nicht getan, denn ich hätte sagen müssen, daß diese Angelegenheit bei mir keine hängende, sondern eine abgetane Sache ist, eine überstandene Angst, an die ich nicht mehr zurückdenke und im innersten Herzen froh bin, daß ich nicht mehr daran denken muß. Das Liebste an eurer Übereinkunft ist mir, daß man doch nun sicher ist, ein halbes Jahr lang von dieser

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