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Was Soll Ich Tun

Was Soll Ich Tun

Titel: Was Soll Ich Tun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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den Verheißungen, die uns heute manche therapeutischen oder esoterischen Bewegungen vor Augen halten. Es braucht im Umgang mit uns selbst die alten Haltungen der Demut und des rechten Maßes. Nur dann werden wir einen Weg finden, uns mit uns auszusöhnen, Ja zu sagen zu uns, so wie wir sind, und zugleich die Hoffnung nicht aufzugeben, dass wir innerlich weiter wachsen werden und immer mehr in die Gestalt hinein geformt werden, die sich Gott von uns gemacht hat.
    Bei den Fragen um die persönliche Selbstfindung wird häufig das Thema der Spiritualität genannt. Dieser Begriff wird heute gerne gebraucht, aber unscharf. Jeder versteht etwas anderes darunter. Spiritualität meint eigentlich: Leben aus dem Geist. Und als Christen ist es für uns der Heilige Geist, der uns durchdringt und aus dessen Quelle wir leben möchten. Viele verstehen unter Spiritualität heute, sich mit geistigen Dingen zu beschäftigen, sich auf Meditation einzulassen oder spirituelle Kurse zu belegen. Das sind immer konkrete Weisen, wie sich Spiritualität ausdrücken kann. Viele fühlen sich von ihrer Umgebung nicht verstanden, wenn sie einen spirituellen Weg gehen. Sie verunsichern mit ihrer spirituellen Suche ihre Umgebung. Denn in jedem von uns steckt diese tiefere Sehnsucht – letztlich nach einem Leben aus Gott und mit Gott. Aber wir verdrängen diese Sehnsucht häufig. Wenn sich nun jemand in unserer Nähe auf den spirituellen Weg begibt, dann erinnert er uns an diese verdrängte Sehnsucht. Wir wollen unsere Sehnsucht nicht wahrhaben. Dann stehen wir in Gefahr, diespirituelle Suche des anderen zu entwerten. Es sind vor allem Menschen, denen es nur um Geld und Erfolg geht, die die Spiritualität anderer lächerlich machen müssen, um nicht mit dem eigenen schlechten Gewissen in Berührung zu kommen. Denn in ihnen gibt es eine Stimme, die ihnen sagt, dass Geld und Erfolg allein nicht das Leben ausmachen.
    Ein spirituell Suchender braucht großes inneres Vertrauen, um sich von diesen Entwertungen nicht bestimmen zu lassen. Umgekehrt gibt es natürlich auch Übertreibungen auf dem spirituellen Weg. Manchmal sind die kritischen Anfragen von außen durchaus berechtigt. Sie mahnen uns, uns zu fragen, ob wir mit unserem spirituellen Weg nicht vor den Herausforderungen des Alltags fliehen. Für die frühen Mönche war die Realitätskontrolle immer ein wichtiges Kriterium. Wenn ich mich der Wirklichkeit stelle und sie mit dem Geist Gottes durchdringe, dann ist es ein guter spiritueller Weg. Wenn ich mich jedoch der Verantwortung in der Familie oder in der Firma durch meine spirituelle Praxis entziehe, dann ist es nicht die Spiritualität, die uns Jesus verkündet hat.
    Ein wichtiges Thema bei der Selbstfindung ist die Aussöhnung mit dem Älterwerden. Da ist einmal die Krise der Lebensmitte, die viele spüren. Die Krise der Lebensmitte, die C. G. Jung zwischen 35 und 45 Jahren ansetzt – inzwischen liegt sie vermutlich eher zwischen 40 und 50 –, ist für viele ein Einbruch. Sie kommen mit sich nicht mehr zurecht. Sie fragen sich nach dem Sinn des Lebens. Zugleich werden sie in dieser Zeit oft auch offen für spirituelle Themen. Sie spüren, dass Geld allein nicht glücklich macht, dass sie nichtnur erfolgreich sein können. C. G. Jung meint ja einmal, der Erfolg sei der größte Feind der Verwandlung. Wer sich nur auf äußeren Erfolg stützt, der verliert die Beziehung zu seinem wahren Selbst. Er verkümmert innerlich und bleibt in seiner Selbstwerdung stehen. Die Lebensmitte lädt uns ein, nach innen zu gehen und dort einen neuen Grund für unser Leben zu suchen. Letztlich suchen wir nach Gott als dem tragfähigen Grund, auf den wir unser Lebenshaus bauen können.
    Schon in der Lebensmitte werden wir mit dem Älterwerden konfrontiert. Spätestens nach der Pensionierung wird uns dieses Thema von neuem gestellt. Da tauchen Ängste auf, wie wir mit dem eigenen Älterwerden, mit den typischen Gebrechen des Alters oder gar mit Alzheimer und Demenz umgehen können, wenn es uns trifft. Wir sollen uns in diese Angst nicht hineinsteigern. Aber wenn sie auftaucht, will sie uns daran erinnern, wer wir eigentlich sind und was unsere tiefste Identität ausmacht. Was ist das Geheimnis des Menschen, der im Alter schwächer wird und sterben wird? Welche Lebensspur wollen wir in diese Welt eingraben, wenn wir nicht mehr im Mittelpunkt stehen? Was trägt uns, wenn uns unsere Gesundheit nicht mehr trägt? Die Konfrontation mit dem Älterwerden ist immer auch

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