Was Soll Ich Tun
eine spirituelle Herausforderung. Letztlich können wir uns mit dem Älterwerden und Schwächerwerden nur aussöhnen, wenn wir einen tieferen Grund in uns entdecken, wenn wir Gott in uns finden. Wenn Gott in uns wohnt, wenn Gott in uns herrscht – das meint der Begriff des Reiches Gottes –, dann sind wir frei von den Maßstäben der Welt, dann haben wir auch dann, wenn wir nach außennichts mehr leisten, alles, was wir brauchen. Gerade im Alter können wir immer durchlässiger werden für Gott. Dann bekommt unser Altwerden einen neuen Sinn: Zeuge zu sein für den Gott, der die Toten lebendig macht, für den Gott der Hoffnung und der Liebe.
Ein anderes Thema, das immer wieder im Zusammenhang mit dem Alter auftaucht, ist der Umgang mit den alten Eltern. Da gibt es die Sorge um die Eltern und die Bereitschaft, sie zu pflegen, wenn sie hilfsbedürftig sind. Aber es gibt auch die Angst, mit der Pflege überfordert zu sein. Ganz gleich, ob wir die alten Eltern selber pflegen oder uns um sie kümmern, wenn sie im Altenheim sind, immer geht es auch darum, uns mit ihnen auszusöhnen, eine neue Beziehung zu ihnen aufzubauen, um auf gute Weise von ihnen Abschied zu nehmen. Der Umgang mit den alten Eltern konfrontiert uns mit dem eigenen Älterwerden. Und er stellt uns die Aufgabe, die eigenen Wurzeln zu bedenken, für die guten Wurzeln dankbar zu sein, die wir von den Eltern empfangen haben, und die Wunden, die wir auch erlitten haben, in etwas Kostbares zu verwandeln. Gerade die letzte Wegstrecke, die wir mit den alten Eltern gehen, kann ein Weg der Versöhnung, der Dankbarkeit und der Liebe sein. Und wir sollten die Gelegenheit nutzen, das Geheimnis der Eltern zu entdecken. Woraus haben sie gelebt? Was hat sie getragen? Warum haben sie so gehandelt? Wie haben sie die Verletzungen ihrer Kindheit bewältigt? Was hat sie getragen? Wenn wir die Eltern erzählen lassen, tut es ihnen gut. Und wir erfahren mehr von ihrem Geheimnis und dadurch letztlich auch über uns und unsere Wurzeln, aus denen wir leben.
Ich merke bei mir, bei aller Hektik, die ich aufbringe, um meine alltäglichen Dinge irgendwie zu bewältigen, immer wieder ein Gefühl der „Wurstigkeit“ für alles – ich habe zu nichts mehr richtig Lust. Ich komme mit mir selber nicht mehr klar, und auch meine Beziehung zu Gott ist nicht mehr da.
Was kann ich
für mich und für mein
spirituelles Leben tun?
Fragen Sie sich,
wonach sich Ihre
Seele sehnt.
Lassen Sie sich Zeit ,
in sich selbst
hinein zu horchen.
Zunächst sollten Sie sich selbst nicht verurteilen. Sie können vielmehr das Gefühl der „Wurstigkeit“ ernst nehmen. Das hat ja einen Sinn. Damit wollen Sie sich schützen gegen eine zu große Überforderung. Und dann fragen Sie sich, wonach sich Ihre Seele sehnt. Wo beginnt sich Ihre Seele zu regen? Ist es die Musik, ist es die Stille oder ein gutes Buch oder ein Spaziergang? Gönnen Sie sich das, wonach sich Ihre Seele sehnt. Vielleicht haben Sie den Eindruck, dass Sie gar nicht wissen, wonach Sie sich sehnen. Dann lassen Sie sich Zeit, in sich selbst hinein zu horchen. Was will mir die „Wurstigkeit“ sagen? Wogegen schütze ich mich? Was will ich nicht wahrhaben? Will ich nicht akzeptieren, dass mein Leben momentan nicht stimmt, dass ich wieder mit meinem wahren Selbst in Berührung kommen sollte?Dann überlegen Sie, was Ihrem geistlichen Leben gut tun könnte. Sind es Rituale, ist es die Meditation oder wieder die Teilnahme am Gottesdienst? Oder ist es ein spiritueller Kurs? Aber bevor Sie nach konkreten Schritten fragen, die Sie tun möchten, sollten Sie sich überlegen, was für Sie Spiritualität bedeutet. Wonach sehnen Sie sich, wenn Sie von Spiritualität sprechen? Ist es die persönliche Beziehung zu Gott oder zu Jesus Christus? Die Beziehung kann man nicht einfach herstellen. Aber Sie können sich und Ihre Wahrheit in der Stille Gott oder Jesus hinhalten. Stellen Sie sich vor, dass Sie mit allem, was Sie sind, auch mit Ihrer Leere und „Wurstigkeit“ von Gottes Liebe umgeben sind, dass Sie ganz und gar angenommen sind. Dann kann in Ihnen ein tiefer Friede entstehen. Und Sie ahnen, was es heißt, von Gott geliebt zu sein. Da ist dann etwas von einer persönlichen Beziehung zu spüren. Aber Sie sollen sich nicht zu Gefühlen zwingen. Manche meinen, sie müssten die gleichen Gefühle zu Gott haben, die sie in der Jugend hatten. Wir können die Gefühle nicht hervorrufen. Doch wenn wir uns und unsere Wirklichkeit Gott hinhalten, dann
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