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Was Soll Ich Tun

Was Soll Ich Tun

Titel: Was Soll Ich Tun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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guten Freunden zu genießen. Aber das können Sie nur, wenn Sie sich Ihr Bedürfnis eingestehen: Ich bin mir selbst nicht genug. Ich brauche auch Menschen. Und geben Sie die Hoffnung nicht auf, den Menschen zu treffen, mit dem Sie Ihr Leben teilen möchten.
    M anchmal streite ich mit meinem Partner und merke dabei, wie der Sog der Aggression uns immer tiefer hineinzieht. Ich spüre direkt, wie die Lust am Dagegenhalten etwas Böses und Zerstörerisches an sich hat und am Ende fast zum Hass wird. Aber ich komme dann ab einem bestimmten Moment nicht mehr davon los. Es ist dann so, als ob es nie Vertrauen oder Nähe zwischen uns gegeben hätte.
    Was kann ich tun, um dieses
    Hineinschlittern zu vermeiden?
    Erschrecken Sie nicht
    über Ihre Aggression .
    Sie ist gesund.
    Es ist wichtig, dass Sie sich auch unabhängig von den Streitereien Ihrer Aggression bewusst werden. Zur Liebe gehört immer auch die Aggression. Die Aggression will das Verhältnis zwischen Nähe und Distanz regeln. Sie ist ein Anruf, sich nicht einfach anzupassen und sich durch die Anpassung selbst aufzugeben. Wenn Sie die Lust spüren, entgegen zu halten, dann steckt darin durchaus etwas Gesundes: Sie wollen nicht immer klein beigeben. Sie wollen Sie selbst sein. Sie wollen sich jetzt nicht anpassen, sondern zeigen, dass Sie eine eigenständige Person sind. Aber weil Sie das zu lange vernachlässigt haben, kommt es auf einmal in einer Weise hoch, die Sie auch als böse und zerstörerisch erleben. Wenn etwas böse wird, ist es immer ein Zeichen, dass da etwas zu lange verdrängt oder unterdrückt worden ist. Söhnen Sie sich also aus mit Ihrer Aggression. Und überlegen Sie sich, wie Siedie Aggression im Alltag leben wollen. Wenn Sie Ihre Aggression spüren, ist es immer ein Zeichen: Jetzt muss ich wachsam sein, damit ich ich selber bleibe und mich selbst nicht aufgebe. Erschrecken Sie nicht über Ihre Aggression. Sie ist gesund. Sie zeigt Ihnen, dass eine Beziehung nur gelingt, wenn beide sich nicht aufgeben, sondern sie selber bleiben. Zur Liebe gehört immer beides: das Angezogensein durch den andern, die Sehnsucht, mit ihm zu verschmelzen, und zugleich das Wissen, dass ich ich selbst bleiben muss. Sonst würde ich mich verlieren. Je bewusster Sie Ihre Aggression wahrnehmen, desto besser können Sie mit ihr umgehen. Sie wird dann nicht mehr zerstörerisch wirken, sondern fruchtbringend und belebend. Aber verabschieden Sie sich auch von dem Anspruch, immer gegenhalten zu müssen. Sich auf den Wunsch des Partners einzulassen, kann auch ein Zeichen von Stärke sein. Sie sind frei genug, auch einmal den eigenen Wunsch loszulassen und sich auf den anderen einzulassen, so wie er ist. Aber Ihr Dagegenhalten geht ja nicht nur auf gemeinsame Vorhaben, sondern offensichtlich auch auf die Person Ihres Partners. In Ihrer Aggression steckt der Wunsch, zu bestimmen, wie der andere sein soll. Malen Sie sich diesen Wunsch aus. Dann werden Sie merken, dass er unrealistisch ist. Ihre Aggression ist dann die Einladung, den anderen so zu nehmen, wie er ist, mit seinen Stärken und Schwächen, mit seinen Licht- und mit seinen Schattenseiten.
    M ein Mann leidet unter seinem Beruf, der ihn nicht befriedigt und auch überfordert. Er wird zu Hause immer aggressiver und lässt seinen Frust an mir und den Kindern aus. Ich komme auch nicht mehr richtig an ihn heran. Gesprächen geht er aus dem Weg. Er trinkt seit einiger Zeit mehr als ihm gut tut. Er hat mir zwar immer wieder einmal versprochen, damit aufzuhören, aber er kommt davon nicht los. Was soll ich tun?
    Wie kann ich meinem Mann
    – und mir – helfen?
    Sie sollen seine Aggressionen
    nicht persönlich nehmen,
    sondern als Hilfeschrei
    seiner Seele hören.
    Ihr Mann schämt sich, dass ihn sein Beruf nicht befriedigt und dass er seinen Frust in der Familie auslässt. Weil er sich schämt, weicht er jedem Gespräch aus und versucht, mit Trinken den Frust loszuwerden. Doch das enttäuscht ihn noch mehr. So wird er immer verschlossener. Wichtig ist, dass Sie ihm nicht mit Vorwürfen begegnen, sondern ihn einfach fragen, wie es ihm geht. Und wenn er über den Beruf schimpft, dann fragen Sie ihn, welche Konsequenzen er ziehen möchte, welche anderen Wege es gäbe. Fragen Sie, ohne ihm Vorwürfe zu machen. Und wenn Sie sehen, dass er auch den Fragen ausweicht und nicht über sich sprechen will, dann raten Sie ihm, dass er mit einer Person seines Vertrauens, einem Freund oder einem Therapeuten darüber sprechen solle. Er soll

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