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Was Soll Ich Tun

Was Soll Ich Tun

Titel: Was Soll Ich Tun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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Ambivalenz zwischen der Sehnsucht nach Nähe und der Angst vor zu großer Nähe erleben nicht nur Sie allein. Das geht vielen Menschen heute so. Zunächst sollen Sie sich selbst nicht verurteilen. Sie sprechen davon, dass Sie eine Lust haben, das, wonach Sie sich sehnen, zu zerstören. In dieser Selbstzerstörung liegt immer auch Selbstverurteilung. Es ist wichtig zu akzeptieren, dass Sie sich nach Nähe sehnen und zugleich Angst vor der Nähe haben. Dann können Sie mit Ihrer Angst sprechen. Was sagt Ihnen die Angst? Wovor haben Sie Angst? Ist es die Angst, der andere könnte Sie verlassen, wenn er Ihnen wirklich nahe kommt und Sie so kennenlernt, wie Sie sind? Dann würde die Angst Sie erkennen lassen, dass Sie sich selbst zu pessimistisch sehen. Sie meinen, mankönne Sie nur lieben, wenn Sie perfekt sind. Aber so, wie Sie sind, könne keiner Sie wirklich lieben. Diese aus der Nähe betrachtete Angst lädt Sie also ein, sich selbst so zu lieben, wie Sie sind, sich zu erlauben, dass Sie so sind, wie Sie sind. Wenn Sie sich das erlauben, dann werden Sie nicht soviel Angst vor der Nähe eines anderen haben. Häufig ist eine weitere Angst damit verbunden: Die Angst, ich könnte verlassen werden. Und das würde mir einen so großen Schmerz bereiten, dass ich lieber von vorne herein allein bleibe. Diese Angst ist verständlich. Es tut weh, verlassen zu werden. Doch eine Beziehung wächst ja. Sie müssen ja am Anfang noch nicht alles zeigen. Je mehr das Vertrauen wächst, desto näher kommen Sie sich. Und je stärker das Vertrauen wird, desto weniger müssen Sie Angst haben, verlassen zu werden. Natürlich macht Liebe immer auch verletzlich. Aber sie heilt auch Wunden.
    Noch etwas Drittes will die Angst sagen: Ich darf dankbar sein für die Beziehung und Freundschaft. Ich werde dadurch beschenkt. Aber ich darf nicht meinen Wert, mein ganzes Selbst, davon bestimmen lassen. Denn selbst wenn die Freundschaft aus irgendeinem Grunde nicht gelingen sollte, wird mir dadurch nicht das Fundament meines Lebens entzogen. Denn ich habe mein Lebenshaus nicht allein auf den Freund gebaut, sondern auf Gott. Ich habe in mir einen Grund, den mir niemand streitig machen kann.
    Ich bin in meinem Beruf sehr eingespannt und engagiere mich da auch sehr. Aber ich leide sehr unter Einsamkeit. Oft bringe ich die Wochenenden und die Feiertage allein zu. Wie kann ich da herauskommen?
    Soll ich lernen,
    mit der Einsamkeit zu leben?
    Einsamkeit ist beides :
    die Chance, tiefer in
    das eigene Herz und in
    die eigene Seele zu gelangen,
    aber auch:
    der Schmerz darüber,
    allein zu sein.
    Wenn Sie an Ihrer Einsamkeit leiden, dann ist das eine Herausforderung, den Beruf zu relativieren und sich das Bedürfnis einzugestehen, einen Partner oder eine Partnerin zu haben. Sie können nicht immer nur geben. Sie haben auch Bedürfnisse. Und ein wichtiges Bedürfnis ist die Erfahrung von Liebe, von Partnerschaft oder Freundschaft. Wenn Sie sich dieses Bedürfnis eingestehen, dann können Sie sich überlegen, welche Schritte Sie tun möchten, um Menschen zu treffen, die Ihre Wellenlänge haben. Sie können nicht nur im Beruf aufgehen, Sie sollen auch Ihr Leben gestalten. Der eine Weg geht über das Aufbauen einer Freundschaft und Partnerschaft. Der andere Weg geht auch darüber, die Einsamkeit bewusst wahrzunehmen. Die Einsamkeit kann auch eine Chance sein, das zu tun, was mir gerade gut tut, zu genießen, einmal nichts geben zu müssen, sondern einfach nur da zu sein. Peter Schellenbaum spricht davon, dass es wunderbar sein kann, allein, das heißt: all-eins, mit allem eins zu sein. Wenn ich mein Alleinsein annehme, kann esfür mich auch zu einer Quelle des Segens werden. Paul Tillich sagt einmal, Religion sei das, was jeder mit seiner Einsamkeit anfängt. Allerdings hat Einsamkeit immer beides: die Chance, tiefer in das eigene Herz und in die eigene Seele zu gelangen, zum anderen: der Schmerz darüber, allein zu sein. Daher gilt es, die Einsamkeit auch zu betrauern, den Schmerz zuzulassen. Dann komme ich durch den Schmerz der Traurigkeit hinein in den Grund meiner Seele. Dort spüre ich eine neue Tiefe. Und in dieser Tiefe bin ich einverstanden mit mir und meinem Leben.
    Spüren Sie, welcher Weg gerade für Sie dran ist. An einem Wochenende werden Sie es genießen können, allein zu sein. Am anderen leiden Sie darunter. Finden Sie das rechte Maß zwischen Einsamkeit und Gemeinschaft, zwischen dem Weg, die Einsamkeit zu bejahen, und dem Weg, die Gemeinschaft mit

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