Was starke Männer schwach macht
er besorgt. „Ist etwas passiert?“
Erbost funkelte Julie den Feuerwehrmann an. „Ob etwas passiert ist? Allerdings! Eine Verschwörung gegen meine Auktion, das ist passiert!“
„Wirklich? Das ist ja schrecklich!“
Seine Betroffenheit wirkte täuschend echt. Der Typ war wirklich raffiniert. „Spielen Sie doch nicht den Ahnungslosen! Ihre Kollegen haben sämtliche Plätze belegt und dann meine Auktion boykottiert. Die meisten Sachen musste ich für einen Spottpreis weggeben.“
Tony verzog das Gesicht. „Sind Sie sicher? Vielleicht sind meine Kollegen ja nur so früh gekommen, um sich ein Stück von Brady’s Vergangenheit zu sichern. Da hängen viele Erinnerungen dran.“
„Und was ist mit den niedrigen Geboten?“
„Die Jungs sind einander gegenüber sehr loyal. Vielleicht fanden sie es einfach unkollegial, sich gegenseitig zu überbieten.“
„Ich hatte eher den Eindruck, dass sie meine Auktion sabotieren wollten!“
„Kann ich mir gar nicht vorstellen. Hat Priscilla Ihnen nicht gerade einiges abgekauft?“
Julie nickte. „Ja, hat sie. Aber sie arbeitet ja auch nicht bei der Feuerwehr.“
„Doch, tut sie.“
„Soll das ein Witz sein?“
„Wir haben zusammen die Ausbildung absolviert“, erklärte Tony. „Sie ist härter, als sie aussieht. Übrigens ist sie meine Nachbarin und Vermieterin.“
Die Zuneigung in Tonys Stimme war nicht zu überhören. Und dann besaß er auch noch die Dreistigkeit, mit ihr zu flirten? Männer waren doch echt das Letzte! „Ich verstehe! Weiß Priscilla eigentlich, dass Sie mich zum Essen einladen wollten?“
Tony grinste. „Sind Sie etwa eifersüchtig?“
„Quatsch, bin ich nicht! Wie kommen Sie nur …“
„Hey, entspannen Sie sich. Pris und ich sind nur gute Freunde.“
„Ach.“ Julie kam sich plötzlich total albern vor. Sie musste sich wirklich eifersüchtig angehört haben. Quatsch, wozu sich etwas vormachen? Sie war eifersüchtig gewesen.
„Was machen Sie hier überhaupt?“, fragte sie Tony irritiert. „Sich an meiner Niederlage weiden?“
„Eigentlich wollte ich mich nur erkundigen, wie die Auktion gelaufen ist.“
„Jetzt wissen Sie es. Aber glauben Sie bloß nicht, dass ich mich davon entmutigen lasse!“ Bei der Renovierung würde sie jetzt allerdings ein paar Abstriche machen müssen. Die Kristalllüster und der Mosaikfußboden mussten vorerst noch warten.
„Tut mir leid. Das mit der Auktion, meine ich.“
„Sparen Sie sich Ihr Mitleid!“, fauchte Julie und fuhr fort, die Glasscherben aufzufegen.
„Sie hatten anscheinend einen anstrengenden Vormittag. Soll ich Sie zum Mittagessen einladen?“, fragte Tony spontan.
„Nein, danke. Warum gehen Sie nicht einfach nach Hause und genießen Ihren neuen Shuffleboardtisch? Priscilla leistet Ihnen bestimmt dabei Gesellschaft.“
„Ihre Eifersucht ist echt süß.“
„Zum letzten Mal, ich bin nicht …“ Julie brach ab und zwang sich, innerlich ruhig zu werden. Tonys freches Grinsen trug allerdings nicht gerade zur Reduzierung ihres Blutdrucks bei. Was bildete der Typ sich eigentlich ein?
„Verschwinden Sie endlich!“, sagte sie aufgebracht. „Sie sind hier nicht willkommen.“ Als sie sich nach einer Glasscherbe bückte, um sie in den Müll zu werfen, schnitt sie sich prompt in den Finger. „Autsch! Das ist nur Ihre Schuld!“
„Zeigen Sie mal her.“ Tony nahm ihre Hand und sah sich die Schnittwunde genauer an. „Verdammt, das ist kein kleiner Kratzer.“ Er führte sie zur Spüle hinter dem Tresen und ließ kaltes Wasser über ihre Hand laufen. Seine Hand fühlte sich unglaublich warm und stark an. Und wie er duftete … nach Seife, Rasierwasser und …
„Sie sollten den Schnitt lieber nähen lassen. Ich fahre Sie gern ins Krankenhaus.“
„Nein, danke, ist schon in Ordnung“, sagte Julie hastig, obwohl die Verletzung wirklich höllisch schmerzte. Außerdem hörte sie gar nicht auf zu bluten.
„Es wäre aber das Beste.“
Julie zögerte. „Ich habe keine Krankenversicherung“, gestand sie schließlich. Ihre alte Versicherung war verfallen, als sie bei Bailey-Davidson’s aufgehört hatte, und sie war noch nicht dazu gekommen, einen neuen Vertrag abzuschließen. Das war natürlich total verantwortungslos, aber sie hatte in der letzten Zeit einfach zu viel zu tun gehabt.
„Dann lassen Sie mich Sie zumindest auf die andere Straßenseite bringen. In der Feuerwache haben wir einen Erste-Hilfe-Kasten.“
„In der Feuerwache? Die Typen dort lassen mich doch
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