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Was starke Männer schwach macht

Was starke Männer schwach macht

Titel: Was starke Männer schwach macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KARA LENNOX
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ihre Energie und ihren Ehrgeiz hatten. Von ihrem Vater ganz sicher nicht. Seitdem er wegen seiner Diabetes ein Bein verloren hatte, zog er es vor, den ganzen Tag lang im Rollstuhl vor dem Fernseher zu sitzen. Und ihre Mutter begnügte sich mit einem anstrengenden, unbefriedigenden Job in einer Reinigung; Hauptsache, sie bekam abends ihr Bier und ihre Klatschzeitung.
    Aber sie waren gute Menschen. Julie verstand inzwischen, wie hart es für die beiden gewesen sein musste, mit zwei Kindern über die Runden zu kommen. Sie hatte sich fest vorgenommen, sie zu unterstützen, wenn sie älter waren.
    Der Tearoom würde ihr dabei helfen.
    „Sie kamen mir schon neulich irgendwie bekannt vor“, sagte Priscilla.
    „Vielleicht haben Sie mich mal bei Bailey-Davidson’s gesehen?“, vermutete Julie. „Ich habe früher dort gearbeitet.“
    „Ach ja, ich erinnere mich …“ Priscilla verstummte abrupt.
    Julie konnte förmlich sehen, wie es in ihrem Kopf ratterte. Hatte sie etwa irgendwelche Gerüchte aufgeschnappt und versuchte nun, die Puzzleteile zusammenzufügen? Um die Wahrheit zu vertuschen, hatte Trey nämlich überall Andeutungen fallen lassen, dass Julie einen Nervenzusammenbruch bekommen und deshalb die Hochzeit abgesagt hatte.
    „Kann es sein, dass ich Sie im Lochinvar’s gesehen habe?“, meinte Priscilla schließlich.
    „Ja, das stimmt“, erwiderte Julie erleichtert.
    Inzwischen hatte Priscilla Tonys Sandwich halb aufgegessen. Julie konnte ihr keinen Vorwurf daraus machen. Ihr eigenes Sandwich schmeckte total lecker.
    Inzwischen ging es ihr schon erheblich besser. Ihr war nicht mehr so schwindlig, die Hand tat nicht mehr weh, und sie war zum ersten Mal seit Tagen so etwas wie entspannt.
    Außerdem fühlte sie sich in Priscillas Gegenwart wohl, auch wenn sie als Mitglied der Feuerwehr eigentlich ins Feindeslager gehörte. Trotz ihres vornehmen Elternhauses wirkte sie richtig sympathisch. Und sie hatte Klasse. Die Art Klasse, die man einfach im Blut hatte, wenn man in bestimmten Kreisen aufwuchs.
    Ganz egal, wie viel Mühe Julie sich gab oder wie viel Mode- und Einrichtungsmagazine sie las – nie würde sie die Ausstrahlung haben, die Priscilla von Natur aus besaß.
    Ob sie sie vielleicht auf ihre Seite ziehen konnte? Jemand mit ihrer Herkunft wusste Julies Pläne doch bestimmt zu schätzen.
    „Das Haus gefällt mir sehr gut“, sagte sie, um das Thema zu wechseln. Sie war überrascht, wie wohl sie sich hier fühlte. Obwohl sie sich noch vor wenigen Minuten mit Händen und Füßen dagegen gesträubt hatte, hierherzukommen, wäre sie am liebsten noch länger geblieben.
    Wie sie den Gestank des Brady’s nach abgestandenem Bier und Zigarettenrauch satt hatte! Trotz ihrer gründlichen Reinigungsaktion hielt er sich an manchen Stellen hartnäckig.
    In Tonys Wohnung hingegen roch es angenehm nach Zitruspolitur. Julie liebte diesen Duft. Sie benutzte sogar ein Parfum mit einem Hauch von Zitrone.
    „Danke“, antwortete Priscilla. „Leider gibt es hier noch eine Menge zu tun.“
    „Wo bleibt eigentlich Tony?“, wunderte sich Julie. „Er ist schon ziemlich lange weg.“
    „Das macht er bestimmt absichtlich, weil er hofft, dass wir uns anfreunden. Damit ich Sie davon überzeuge, wie wichtig Brady’s Tavern für das Viertel ist. Er hofft, dass Sie alles beim Alten belassen.“
    Julie seufzte. „Danke für Ihre Aufrichtigkeit. Ich kann wirklich gut verstehen, dass man einen Ort, an dem man sich immer wohlgefühlt hat, nicht verlieren will. Aber ich fühle mich dort eben nicht wohl.“
    Priscilla schob sich den letzten Bissen von Tonys Sandwich in den Mund. „Ich sollte lieber noch ein Sandwich machen. Wie hat Tony es zubereitet?“
    „Er hat einfach nur ein paar Fleischklößchen und Käse auf ein Brötchen gelegt und das Ganze in die Mikrowelle geschoben.“
    „Okay, das kriege sogar ich hin.“ Priscilla machte sich an die Arbeit. „Mein Ding war das Brady’s auch nicht hundertprozentig“, gab sie zu. „Unter uns ….“, sie senkte die Stimme zu einem Flüstern, „… ich bin insgeheim sehr dankbar dafür, dass Sie einen Tearoom eröffnen wollen.“
    „Wirklich?“
    „Endlich mal ein Platz, an dem ich einen Salat und ein Glas Wein bekommen kann, ohne laute Country-Musik hören und Zigarettenqualm einatmen zu müssen. Klar, ich mochte das Brady’s . Es hat mir Spaß gemacht, dort Darts oder Shuffleboard zu spielen. Das hat mir dabei geholfen, mich mit den Männern anzufreunden. Aber manchmal ändern

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