Was starke Männer schwach macht
bestimmt eher verbluten, bevor sie mir helfen!“
Allmählich wurde es Tony zu bunt. „Hey, die Männer mögen vielleicht sauer über die Schließung von Brady’s Tavern sein, aber das heißt noch lange nicht, dass sie ihren Job nicht ernst nehmen!“
Julie musste zugeben, dass sie sich gerade ziemlich unvernünftig verhielt. „Na schön. Aber wenn ich eine Blutvergiftung kriege, ist das nur Ihre Schuld!“
4. KAPITEL
Da die Bar inzwischen leer war, reichte Julie ihre Schlüssel an Tony weiter. Während er die Tür hinter ihnen abschloss, presste sie mit der anderen Hand auf ihren Finger, um die Blutung zu stillen. Tony legte ihr den Arm um die Taille und führte sie behutsam über die viel befahrene Straße.
Seine Fürsorglichkeit rührte sie, obwohl sie ihn eben noch am liebsten mit dem Besenstiel verprügelt hätte.
Das sind nur die Hormone, versuchte sie sich zu beruhigen. Leider konnte sie es sich gerade nicht leisten, sich von ihren Hormonen ablenken zu lassen. Der Typ war niedlich, na und? Trey war das ebenfalls, und wohin hatte sie das geführt?
Direkt in die Arbeitslosigkeit!
In der Feuerwache bereiteten die Männer Julie zunächst einen kühlen Empfang – bis sie sahen, dass sie verletzt war. Plötzlich überschlugen sie sich geradezu, um ihr zu helfen. Sie säuberten den Schnitt mit einem braunen Desinfektionsmittel, das so heftig brannte, dass es ihr die Tränen in die Augen trieb, und wickelten einen Verband um ihren Finger, bis die Blutung gestillt war.
„Ich würde die Hand lieber ein paar Tage schonen, damit die Wunde nicht wieder aufplatzt“, sagte ein Mann namens Carl. „Am besten lassen Sie sie nähen.“
„Ich pass schon auf. Danke übrigens.“
„Hm“, erwiderte dieser. „Wenn Sie uns Ihre Dankbarkeit zeigen wollen, eröffnen Sie doch einfach das Brady’s wieder.“
„Okay, ich geh dann mal wieder.“
„Wohin?“, fragte Tony.
„Zurück an die Arbeit. Ich muss einen Tearoom renovieren, schon vergessen?“
„Haben Sie eigentlich schon etwas zu Mittag gegessen?“
Julies Frühstück war so lange her, dass sie sich kaum noch daran erinnern konnte. Inzwischen war es Nachmittag, und ihr war schon ganz schwindlig vor lauter Schlafmangel und Hunger.
„Kommen Sie, ich nehme Sie mit zu mir nach Hause und mache Ihnen etwas zu essen“, schlug Tony vor.
Julie öffnete den Mund, um zu protestieren, aber ihr fehlte einfach die Kraft dazu. Ach, was soll’s, dachte sie, Hauptsache, er hat etwas zu essen im Kühlschrank. „Nur für den Fall, dass Sie auf falsche Gedanken kommen – ich werde Sie genau beobachten. Also versuchen Sie ja nicht, mich zu vergiften!“
„Ich habe nicht vor, Sie umzubringen, Julie“, antwortete er, als hätte er ihre Bemerkung wirklich ernst genommen. „Ich habe da viel interessantere Pläne mit Ihnen.“
Anstatt von seiner Anspielung abgestoßen zu sein, lief Julie ein erregender Schauer über den Rücken. Verdammt, warum hatte sie seine Einladung nicht ausgeschlagen? Jetzt war es zu spät.
„Ich kann Sie gern mit dem Auto abholen, wenn Sie zu schwach zum Laufen sind“, sagte Tony. Musste er denn so verdammt fürsorglich sein? Damit gab er ihr wirklich den Rest.
„Es geht mir gut, ehrlich. Und haben Sie nicht gesagt, dass Sie nur einen Block entfernt wohnen?“
Als Julie kurz darauf in die glühende Augusthitze trat, bereute sie ihre Starrsinnigkeit sofort. Zum Glück war zumindest die Willomet Avenue von Eichen gesäumt, die ein vorausschauender Stadtpionier vor einigen Jahrzehnten dort gepflanzt hatte. Als sie in ihrem Schatten ankam, seufzte Julie erleichtert auf.
Es ging ihr wieder gut genug, um den Anblick der idyllischen alten Häuser um sich herum genießen zu können. Einige davon sahen zwar noch ziemlich heruntergekommen aus, aber die meisten waren in den letzten Jahren liebevoll restauriert worden.
Tony ging mit ihr auf ein in drei unterschiedlichen Blautönen gestrichenes Haus zu, das zu den größeren und nobleren Gebäuden der Straße gehörte. Es schien aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert zu stammen.
„Schönes Haus“, sagte sie spontan.
„Danke, aber leider gehört es nicht mir, sondern Priscilla. Sie wohnt im ersten Stock. Die Erdgeschosswohnung hat sie an mich vermietet.“
„Die Blumen im Vorgarten sind auch sehr hübsch.“
„Die gehen auf meine Kappe. Um den Garten kümmere ich mich nämlich.“
„Dann gärtnern Sie also in Ihrer Freizeit?“
Tony lachte. „Frauen gärtnern. Männer machen
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