Was starke Männer schwach macht
beschweren.
„Ich habe gerade ein Graffito auf der Rückwand des Brady’s übermalt. Du weißt nicht zufällig, wer dafür verantwortlich ist, oder?“
„Sieh mich nicht so an. Ich war’s nicht.“ Priscilla öffnete das Tiefkühlfach und entschied sich spontan für Kirscheis.
„Ich dachte, du hättest vielleicht etwas gehört. Die Kampagne gegen Julie scheint allmählich aus dem Ruder zu laufen.“
„Was ist eigentlich aus deinem Plan geworden, sie kaltblütig zu verführen?“, fragte Priscilla.
Tony seufzte. „Ich fürchte, das ist einfach nicht mein Stil. Ich gebe mir wirklich große Mühe, mich nicht in Julie zu verlieben, aber es fällt mir sehr schwer. Ich meine, sie ist so … sie ist einfach so … Verdammt, Pris, was mache ich nur falsch?“
„Hat sie etwa kein Interesse an dir?“, fragte Priscilla überrascht. „Fällt mir schwer, das zu glauben, so wie sie dich immer ansieht.“
„Was hat das schon zu bedeuten? Anscheinend bin ich einfach nett anzusehen. Gut genug zum Rummachen jedenfalls. In manchen Fällen sogar gut genug für Sex, aber das war’s dann auch schon.“
„Ach Tony, das stimmt doch gar nicht. Was ist denn passiert?“
„Julie ist mir mit der Gute-Freunde-Nummer gekommen. Du weißt schon, das Übliche.“
„So von der Sorte: ‚Jetzt ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt. Es liegt an mir, nicht an dir!‘“
„Ganz genau.“ Frustriert biss Tony in einen Brownie. „Sie hat die ganze Zeit darauf herumgeritten, dass sie frisch getrennt ist. Ihr letzter Typ hat sie anscheinend betrogen, und jetzt glaubt sie, dass alle so sind wie er. Auf jeden Fall will sie nicht mit mir ausgehen. Was habe ich bloß falsch gemacht?“
„Na ja, du gehst bei Frauen nicht gerade behutsam vor.“
Tony sah sie überrascht an. „Wie bitte?“
„Versteh mich bitte nicht falsch, aber ich kann mir vorstellen, dass es den meisten Frauen Angst einjagt, dass du so … intensiv bist. So hartnäckig.“
Tony hatte eigentlich gedacht, das sei etwas Gutes.
„Bist du denn in Julie verliebt?“, fragte Priscilla plötzlich.
„Ich gebe mir Mühe, es nicht zu sein. Aber möglich ist es. Ich meine, was ist, wenn sie die Richtige ist?“
„Das denkst du bei allen Frauen, mit denen du zusammen bist. Du kennst Julie doch noch gar nicht. Wie willst du dann wissen, dass du wirklich etwas für sie empfindest? Immerhin warst du vor ein paar Wochen noch mit Daralee zusammen.“
„Ach, das war nichts Ernstes.“
„Hast du sie nicht auch für die Richtige gehalten? Auf jeden Fall hast du ihr Angst gemacht. Genauso wie damals Karla.“
Karla? An die hatte Tony schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gedacht. Sie war Sekretärin an der Feuerwehrakademie gewesen. Stimmt, auch sie hatte er für die Richtige gehalten.
„Und davor …“
„Okay, okay, ich verstehe schon“, unterbrach Tony seine Freundin genervt.
„Erkennst du das Muster?“, fragte Priscilla.
„Dass die Frauen nach ein paar Wochen immer mit mir Schluss machen? Na klar.“
„Echte, dauerhafte Beziehungen entstehen nicht über Nacht, und die meisten Frauen wissen das ganz genau. Vielleicht halten sie dich ja für einen Luftikus oder zweifeln an deiner Aufrichtigkeit. Denn offen gesagt, Tony, bist du ein echter Fang. Jede Frau könnte sich glücklich schätzen, dich zu kriegen. Vielleicht haben sie einfach Angst, dass du zu gut bist, um wahr zu sein.“
Bestürzt legte Tony den halb aufgegessenen Brownie auf den Teller. Er hatte plötzlich Bauchschmerzen. „Glaubst du?“
„Keine Ahnung. Ich denke schon länger darüber nach. Ich habe mich auch gefragt, warum es zwischen dir und mir nicht funkt.“
„Weil wir Freunde sind. Das würde ich nie zerstören wollen.“
„Glaubst du nicht, dass man gleichzeitig mit jemandem zusammen und befreundet sein kann?“
„Na ja, ich habe mich Julie gegenüber bisher sowieso eher wie ein Freund verhalten“, räumte er ein. „Ich habe zum Beispiel ihr Graffito übermalt.“
„Weil du sie weichklopfen wolltest, damit sie mit dir ins Bett geht. Und mal ehrlich, das ist nicht dein einziger Hintergedanke. Du willst sie auch noch von ihren Plänen für den Tearoom abbringen.“
„Klar will ich, dass sie ihre Meinung überdenkt, aber auch in ihrem Interesse“, verteidigte Tony sich. „Wenn sie mich erst mal besser kennt, vertraut sie vielleicht eher meinem Urteil.“
„Wie dem auch sei, du hast Hintergedanken. Warum versuchst du nicht einfach, nur ihr Freund zu sein?“
„Wie
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