Was starke Männer schwach macht
noch mit einer anderen ein Kind gezeugt. Aber das Schlimmste war, dass er sich geweigert hat, die Verantwortung dafür zu übernehmen. Als er herausfand, dass seine Geliebte schwanger war, hat er alle Hebel in Bewegung gesetzt, um sie ausweisen zu lassen.“
„Großer Gott! Gut, dass du den Kerl nicht geheiratet hast. Aber was hat das mit uns zu tun?“
„Tony, ich bin frisch getrennt!“
Er zuckte mit den Achseln. „Na und? Ich auch. Ich war zwar nicht verlobt, aber es war trotzdem ernst. Na ja, irgendwie.“
„Dann haben wir also beide gerade Liebeskummer. Das kann nur in einer Katastrophe enden.“
„Um über eine schlechte Beziehung hinwegzukommen, gibt es doch nichts Besseres als eine neue Liebe.“
Liebe? Julie fiel wieder Priscillas seltsame Prophezeiung ein, aber sie verdrängte den Gedanken rasch wieder.
„Tony, ich habe einen Riesenfehler gemacht. Nicht nur mit meiner Partnerwahl, sondern mit dem Wunsch, überhaupt mit jemandem zusammen zu sein. Ich habe meine ganze Zukunft in die Hände eines anderen Menschen gelegt, anstatt mich auf mich selbst zu verlassen. Ich muss erst herausfinden, was ich aus meinem Leben machen kann – und zwar allein.“
„Mit anderen Worten, du willst, dass wir nur Freunde sind?“ Tony machte ein langes Gesicht.
Wollte sie das wirklich? Und wie lange würde sie es durchhalten, wenn sie sich doch so zu ihm hingezogen fühlte? Würde sie überhaupt die Hände von ihm lassen können?
Vielleicht sollte sie noch ein paar Tage darüber nachdenken.
Nein, das war zwecklos. Wenn sie Tony den kleinen Finger reichte, würde er unter Garantie die ganze Hand nehmen und binnen Kurzem in ihrem Leben und ihrem Bett landen. Sie würde sich in ihn verlieben, und alles würde großartig sein, bis irgendwann eine andere auftauchte, die etwas zu bieten hatte, was Julie nicht hatte.
„Ja, genau das wollte ich damit sagen.“
„Na schön.“ Für einen Augenblick sah Tony so traurig aus, dass sie fast einen Rückzieher gemacht hätte. Doch plötzlich lächelte er. „Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass du fantastisch küsst?“
Er hob zum Abschied zwei Finger und schlenderte lässig aus der Tür in den heißen, sonnigen Nachmittag hinaus, ohne auf ihre Antwort zu warten.
6. KAPITEL
Auf dem kurzen Weg nach Hause versuchte Tony, Julies Worte nicht allzu tragisch zu nehmen. Doch noch nicht einmal die Aussicht auf das Wiedersehen mit Jasmine konnte ihn wirklich aufheitern. Seine Tochter würde in ungefähr einer Stunde kommen. Das ließ ihm gerade noch genug Zeit, um zu duschen und ein paar der Doppel-Fudge-Brownies zu kaufen, die sie so mochte.
Jasmine war total verrückt nach Schokolade. Als gewissenhafter Vater hielt er sie, was das anging, eigentlich eher kurz, aber heute war ein besonderer Tag. Sie hatte nämlich zwei Wochen bei ihren Großeltern in Galveston verbracht – so lange waren sie und Tony noch nie getrennt gewesen.
Wieder zu Hause angekommen, verzierte er die Brownies mit Zuckerguss und bunten Streuseln. Kaum war er damit fertig, klopfte Priscilla an die Hintertür und trat ein. „Mann, was bist du häuslich!“
„Hast du eigentlich einen speziellen Radar für Essen? Jedes Mal, wenn ich etwas Gutes im Haus habe und es gerade verdrücken will, tauchst du auf.“
„Eigentlich wollte ich dich nur bitten, mich für meine Sanitäterprüfung abzufragen. Es geht um Drogen, Gift, Gegenmittel und so weiter. Ich könnte nämlich dringend Hilfe gebrauchen, und Ethan ist gerade nicht zu Hause.“
Diese Prüfung mussten alle Feuerwehrleute ablegen. Tony selbst hatte sie glücklicherweise schon vor seiner Ausbildung gemacht.
„Ich wünschte, ich könnte dir helfen, Pris, aber Jasmine muss jeden Moment kommen. Da ich sie seit zwei Wochen nicht gesehen habe, würde ich gern etwas Zeit mit ihr verbringen.“
Priscilla lächelte unwillkürlich, als sie Jasmines Namen hörte. Das Mädchen war der Schatz aller. Viele fanden, dass sie Tony charakterlich sehr ähnlich war, was ihn immer mit großem Stolz erfüllte. Aber wenn das wirklich stimmte, würde sie sich später auf viel Liebeskummer gefasst machen müssen.
„Und? Was hast du heute so getrieben?“, fragte Priscilla, während sie Tonys Kühlschranktür öffnete. Sie betrat seine Küche grundsätzlich nicht, ohne einen Blick in den Kühlschrank zu werfen, da ihr eigener notorisch leer war. Und da sie ihm öfter mal Leckereien aus der Küche ihrer Mutter mitbrachte, konnte Tony sich nicht wirklich
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