Was starke Männer schwach macht
vorübergehend sich selbst. Zunächst einmal musste sie etwas klarstellen.
Als sie in den Tearoom zurückkam, lehnte Tony mit verschränkten Armen gegen den Tresen und sah unglaublich selbstgefällig aus. „Gut, dass wir unterbrochen wurden“, sagte er.
„Gut? Du bist froh darüber?“
„Wenn ich mit dir schlafe“, sagte er mit verführerisch gesenkter Stimme, „dann nicht auf einem harten Tresen, sondern in einem weichen Bett mit Rosenblättern, Champagner …“
„Ach bitte!“ Obwohl die Vorstellung durchaus verlockend klang.
„Und vorher möchte ich mit dir ein Steak essen gehen“, fuhr er fort, völlig unbeirrt von ihrer abwehrenden Reaktion. „Mit Wein, Violinen und allen Schikanen.“
Julie lief unwillkürlich das Wasser im Mund zusammen. Seit der Trennung von Trey hatte sie sich praktisch nur von Thunfischauflauf oder Makkaroni mit Käse ernährt. „Und dann würdest du mich verführen?“
„Ich würde dich lieben, langsam und sinnlich.“ Seine Stimme klang so weich und sexy, dass sie sich plötzlich wieder intensiv nach seiner Berührung sehnte. Wie machte er das nur? Einen Moment war sie noch fest entschlossen, ihn rauszuwerfen, und im nächsten verging sie förmlich vor Begierde.
„Ich will, dass du dein schärfstes Kleid und High Heels trägst, damit ich mit dir angeben kann.“
Vorsorglich ging Julie hinter den Tresen, um außerhalb von Tonys Reichweite zu sein. Nervös sammelte sie ein paar Lappen ein, die dringend gewaschen werden mussten. „Ich bin doch kein Rassehund!“
„Julie, warum bist du auf einmal so anders? Was ist passiert?“
Betroffen wurde ihr bewusst, dass sie sich wirklich ziemlich unhöflich und unfair verhielt. Wenn sich ein Mann ihr gegenüber so launisch benehmen würde, wäre sie ganz schön sauer.
„Tony, es tut mir leid, dass ich mich so widersprüchlich verhalte. Aber ich kann zurzeit einfach keinen Mann in meinem Leben gebrauchen.“
„Warum nicht?“
„Belinda’s Tearoom frisst meine ganze Zeit und Energie auf. Außerdem kennen wir einander doch gar nicht.“ Im Grunde genommen wusste sie kaum etwas über ihn.
„Was hast du denn an den nächsten Abenden so Dringendes vor?“
„Ich will Vorhänge nähen.“ Der Preis für maßgefertigte Vorhänge war so atemberaubend hoch, dass Julie beschlossen hatte, sie selbst zu machen. Sie hatte schon als Teenager ihre eigenen Kleidungsstücke geschneidert, um sich den Stil leisten zu können, der ihr gefiel.
„So etwas kannst du?“, fragte Tony bewundernd. „Du scheinst echt talentiert zu sein. Aber das kann doch nicht ewig dauern, oder?“
Julie trug die schmutzige Wäsche zur Waschmaschine im Lagerraum. „Danach muss ich die Wände streichen und den Tresen abschleifen. Außerdem will ich noch eine Mosaikkonsole für die Waschbecken in der Damentoilette bauen. Ich habe tausend Projekte.“ Wie um zu beweisen, wie beschäftigt sie war, stopfte sie die dreckigen Lappen in die Maschine.
„Ich könnte uns doch etwas zu essen besorgen und dir dabei helfen. Natürlich nicht beim Nähen, aber beim Schleifen und Streichen – ich kann sogar Wäsche waschen. Dafür verlange ich auch nichts weiter als deine charmante Gesellschaft.“
Fast wäre Julie weich geworden. Er war so verdammt süß und charmant. Doch sie zwang sich dazu, den Kopf zu schütteln. „Selbst wenn ich genug Zeit für eine Beziehung hätte, ich bin einfach noch nicht so weit. Ich habe gerade erst mit jemandem Schluss gemacht, und zwar zwei Wochen vor unserer Hochzeit. Ich hatte nämlich herausgefunden …“
Wie immer schnürte sich ihr bei der Erinnerung daran der Hals zu. Herauszufinden, dass Trey mit einer anderen Frau ein Kind gezeugt hatte und noch nicht einmal bereit war, die Verantwortung dafür zu übernehmen, war ein unglaublicher Schock gewesen.
Ihre ganze Welt war zusammengebrochen, als ihr bewusst geworden war, was das bedeutete: dass sie ihn unmöglich heiraten konnte. Dass sie weder ihren Namen ändern noch in sein Haus in Highland Park einziehen würde. Dass sie von jetzt an wieder Single war. Und dass sie nie wirklich in seine privilegierte Welt gehört hatte, sondern nur ein Gast gewesen war, geduldet, solange sie keine Schwierigkeiten machte.
Denn genau so sah sie das inzwischen. Er war derjenige, der sie betrogen und belogen hatte, und dann hatte er auch noch die Frechheit besessen, ihr die Schuld am Scheitern ihrer Beziehung zu geben.
„Hat der Bastard dich etwa betrogen?“
„Nicht nur das. Er hat auch
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