Was tun, wenn es brennt?
Stressreaktion vor. Geraten wir dauerhaft in Stress, schadet uns das. Geraten wir in unkontrollierbare Stressreaktionen, schalten wir um auf die Stammhirnfunktionen, die uns bei den heutigen Anforderungen wenig hilfreich sind. Die damit einhergehende Stresshormonausschüttung hat aber erhebliche Auswirkungen auf unsere körperliche wie psychische Gesundheit, die zum Burnout führen kann.
WIE GESUNDHEITSFÖRDERLICH
oder hinderlich Stress wirken kann, zeigt ein in den frühen 1980er-Jahren durchgeführter Versuch von Seligman mit Krebszellen geimpften Ratten mit unterschiedlichen Auswirkungen der zwei Stressreaktionen. Er konfrontierte die Tiere mit gleichen Stressauslösern. Dabei hatten die Gruppen unterschiedliche Reaktionsmöglichkeiten als Antwort. Die Kontrollgruppe hatte eine Überlebensrate von 54 Prozent. Wurden den Ratten als Stressauslöser leichte Elektroschocks ohne Reaktionsmöglichkeit zugefügt, sank die Überlebensrate dramatisch. Im gleichen Zeitraum überlebten nur 23 Prozent der krebskranken Tiere. Die gleichen Elektroschocks wurden einer dritten Gruppe von Tieren zugefügt. Diese hatten die Möglichkeit, die Elektroschocks mit einem Hebel abzustellen. Das Ergebnis ist überraschend. Die Überlebensrate stieg auf 63 Prozent!
Das Ende der Gemütlichkeit, Teil 2
Reflektieren wir nun noch einige wesentliche Aspekte der beispielhaften Biergartengeschichte.
Erst einmal können wir festhalten, dass in dem Beispiel niemand bösen Willens war. Jeder hat sein Bestes gegeben, und trotzdem ging es schief. Sowohl für Lisa als auch für den Chef entstanden anfangs Vorteile. Lisa genoss zunächst Lob und Anerkennung des Chefs, weil sie die Mehrarbeit bereitwillig übernahm. Das stärkte ihr Selbstbewusstsein, sie erlebte sich als wichtig, wertvoll und kompetent. Es gab ihr ein gutes Gefühl, dass sie dem Chef mit ihrem Engagement aus der Patsche helfen konnte. Der Chef konnte den Betrieb unverändert weiterlaufen lassen. Zudem kündigte eine Mitarbeiterin, mit deren Leistung er bereits früher nicht wirklich zufrieden gewesen war.
Vor allem entstanden beiden auf Dauer jedoch Nachteile. Lisa erschöpfte zunehmend und entwickelte sich in den Augen des Chefs von einer High Performerin zu einer Low Performerin. Aus begeisterten Stammkunden, die gerne wiederkamen und in ihrem Umfeld den Biergarten in höchsten Tönen lobten und weiterempfahlen, wurden unzufriedene, enttäuschte Gäste. Der Betrieb hat nachhaltig großen Schaden genommen. Um den entstandenen Imageverlust wieder wettzumachen, wird es großer Anstrengungen, hoher Investitionen und einiger Zeit bedürfen.
Nicht nur in dieser Geschichte, sondern allgemein gilt, dass ein Burnout beim Mitarbeiter entsteht, während alle Beteiligten aus einer guten Absicht heraus handeln.
Die Mitarbeiterin gibt jeden Tag ihr Bestes
Die Mitarbeiterin bemerkt nicht, wie sich auf Dauer ihre Leistungsfähigkeit verringert. Sie hat das Gefühl, dass sie eine Anerkennung für ihre Anstrengungen verdient hätte. Sie ahnt nicht, dass der Chef eine gewisse Unzufriedenheit mit der beobachteten Leistung entwickelt hat. Er vermisst Qualitätsbewusstsein, Innovationskraft und Kreativität bei seiner Mitarbeiterin. Sowohl eine Gehaltserhöhung als auch eine Beförderung wären aus seiner Sicht zum jetzigen Zeitpunkt vollkommen unangemessen.
DSelbst- und Fremdbild der Mitarbeiterin gehen auseinander
Drei Skurrilitäten sind wesentlich für diese Thematik:
Durch sein wohlgemeintes Überengagement wird der Mitarbeiter zum Risikofaktor für das Funktionieren des Teams.
Während der Mitarbeiter alles tut, um seinen Job zu erhalten, riskiert er genau damit seinen Job.
Ein Chef erklärt sich einen Leistungseinbruch immer mit privaten und persönlichen Problemen.
Sind wir Opfer oder Gestalter?
Wie könnte es anders gehen? Wer hält den Schlüssel zur Veränderung in Händen? Grundsätzlich jeder der Beteiligten. Viele Mitarbeiter erwarten in solchen schwierigen Situationen eine Unterstützung von ihrem Chef. Die wäre natürlich auch wichtig und richtig. Nur häufig kommt aus dieser Richtung keine Hilfestellung. Das hat verschiedene Gründe. Einmal erleben die meisten Frontmanager selbst eine ähnliche Situation wie die Mitarbeiter. Auf ihren Schultern lastetviel zu viel Arbeit, die sie nicht bewältigen können. Aufgrund einer zunehmenden Konzentration der Entscheidungsgewalt ins Top-Management der Zentralen fühlen sie sich vor Ort häufig »entmachtet«, hilflos und ohnmächtig
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