Was tun, wenn es brennt?
kleinen Kratzer. Der Mitarbeiter verliert bei einem Burnout über lange Zeit seine Leistungsfähigkeit. Im schlimmsten Fall bleibt eine nachhaltige Leistungseinschränkung bestehen. In Relation zu seinem Gesamtsystem entspricht der Schaden einem gefährlichen Volltreffer. Nicht zu vergessen, dass die Firma dadurch einen hoch motivierten Kompetenzträger verliert.
Ein Praxisbeispiel zeigt, wie wir im Arbeitsalltag die Belange des Menschen hintanstellen.
▶▶ Im Auftrag eines Kunden moderierte ich, Ursula Wawrzinek, mit der zuständigen firmeninternen Personalentwicklerin eine große Führungskräftetagung. Wir sprachen uns mit einer Praktikantin, die uns unterstützte, über die nächsten Schritte ab. Ich bemerkte, dass sie angeschlagenwirkte, und erkundigte mich nach ihrem Wohlergehen. Sie erzählte, dass sie Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen habe. Spontan sagte ich ihr, dass sie ins Bett gehöre und nach Hause gehen solle. Lauthals protestierte die Personalentwicklerin und schränkte ein, dass wir vorher prüfen müssten, ob wir sie überhaupt entbehren könnten.
Das Beispiel zeigt, wie selbstverständlich wir die Arbeit wichtiger nehmen als die Gesundheit einer Mitarbeiterin. Es wird von ihr erwartet, dass sie pflichtbewusst ihre gesundheitlichen Belange hinter die Anforderungen im Job stellt. Nur wenn es auch gut ohne sie geht, kann sie nach Hause gehen.
Übrigens: Selbstverständlich sind wir problemlos ohne die Praktikantin ausgekommen. Und natürlich mussten wir ein wenig umorganisieren. Es hat Konsequenzen, wenn einer ausfällt, das ist klar. Doch es hat auch Konsequenzen, wenn jemand krank ist, ins Bett gehört und stattdessen arbeitet. Nur sind diese Konsequenzen vordergründig erst einmal nicht sichtbar und nicht messbar. Es ist ein gefährliches unternehmerisches Risikospiel, bei dem aufgrund kurzfristiger Belange mittel- bis langfristig erheblicher Schaden im Bereich Human Resources entstehen kann, der zudem schwer reparabel ist.
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Selbstreflexion:
Habe ich ähnliche Situationen erlebt oder beobachtet?
Wie gehe ich mit einer vergleichbaren Situation um?
Welche Einstellung nehme ich in meiner Firma, bei meinem Chef, bei meinen Kollegen, in meinem Freundeskreis und in meiner Familie wahr?
Welche Schlüsse ziehe ich daraus?
Befreiungsstrategie 3: Eigene Glaubenssätze hinterfragen
Es sind unsere Überzeugungen und Glaubenssätze, die unser Denken prägen und unser Handeln leiten. Sie sind tief in uns verwurzelt und wirken im Verborgenen. Im Laufe unseres Lebens habensie sich durch Vorbilder, Erziehung, Erfahrungen und Erkenntnisse entwickelt. Sie sind unsere inneren Leitplanken, an denen wir uns orientieren.
Das Problem: Für uns selbst erscheint unsere Handlungsweise als die einzig logische, sozusagen vollkommen alternativlos. Wir übersehen, dass es lediglich unsere im Hintergrund wirkenden persönlichen Glaubenssätze und »Verführer« sind, die unser Handlungsspektrum einengen und keine anderen Lösungen zulassen.
Im Hintergrund wirken unsere Glaubenssätze und Verführer auf uns ein
Entsteht in der Arbeit eine kritische Situation, machen wir uns zunächst unsere Gedanken dazu. Entscheidend ist nun, welche Gedanken wir uns machen. Denn unsere Gedanken lösen entsprechende Gefühle in uns aus.
Betrachten wir zunächst ungünstige innere Glaubenssätze. Hier einige Beispiele:
Es muss gemacht werden, ich habe keine Wahl.
Wenn ich es nicht mache, wird man mir Arbeitsverweigerung vorhalten.
Ich kann dem Kunden nicht zumuten, dass er die Leistung nicht rechtzeitig erhält.
Das wird heutzutage eben von den Mitarbeitern erwartet.
Es ist auch eine Chance, dass ich mal zeige, was in mir steckt.
Ich muss es schaffen, andere schaffen es doch auch.
Ich kann meinen Chef, meine Kollegen, meine Kunden … nicht hängen lassen.
Das kann ich jetzt einfach nicht bringen.
Welche Auswirkungen haben solche Überzeugungen auf unser Fühlen und Handeln? Prüfen Sie: Wenn Sie so denken, wie fühlen Sie sich dann? Und wie beeinflusst das Ihr Handeln?
In der Regel fühlen wir uns den Umständen ohnmächtig ausgeliefert, sehen keine Wahlmöglichkeit und ordnen uns – manchmal widerwillig – unter.
Betrachten wir nun im Vergleich einige hilfreiche Glaubenssätze, die uns ermutigen, proaktiv und eigenverantwortlich für unser Wohlergehen zu sorgen:
Ich bin eine kompetente, engagierte Mitarbeiterin. Mein Chef weiß das. Wenn ich ihm aufzeige, dass es nicht geht, wird er mir glauben.
Es ist zu viel,
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