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Was will man mehr (German Edition)

Was will man mehr (German Edition)

Titel: Was will man mehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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Männerstimme. «Wir müssen Sie bitten, uns zum Präsidium zu begleiten, um ein paar Fragen zu beantworten.»
    Ein kurzes Schweigen.
    «Verstehe», sagt Günther. «Soll ich mein Gepäck mitnehmen, oder werden Sie mich später wieder hier absetzen?»
    Wieder ein kurzes Schweigen.
    «Es schadet vielleicht nicht, wenn Sie ein paar persönliche Sachen mitnehmen. Nur für den Fall, dass es etwas länger dauert.»
    «Verstehe», sagt Günther erneut. «Verraten Sie mir noch, wie Sie mich gefunden haben?»
    Schweigen.
    «Eigentlich ist das … nun ja …» Die dunkle Männerstimme verwandelt sich in ein Räuspern. «Dieses Haus wird ausschließlich von Botschaftsangehörigen genutzt. Deshalb werden alle Besucher genauestens überprüft. Wir wissen also, dass Sie schon häufiger hier waren.»
    Man hört, dass Günther seinen Rucksack schultert.
    «Gut, dann wollen wir mal», sagt er.
    «Entschuldigen Sie bitte», erwidert die Männerstimme. «Aber wir dürfen da kein Risiko eingehen.» Dann hört man Handschellen klicken.
    «Verstehe», sagt Günther ein drittes Mal, und nun klingt es unbehaglich.
    Die Tür wird ins Schloss gezogen.
    Schamski atmet hörbar aus. Bronko geht zum Fenster und blickt auf die Straße. Ich gieße mir Kaffee nach. Auf den Schreck brauche ich noch eine Tasse. Ich hätte lieber eine Zigarette, aber zum einen ist das hier eine Nichtraucherwohnung, und zum anderen will ich es mir ja abgewöhnen.
    «Kann mir jemand erklären, was da gerade passiert ist?», bittet Schamski.
    «Du warst Zeuge deiner eigenen Verhaftung», erwidert Bronko.
    «Schon klar. Aber was ist in Günther gefahren?», hakt Schamski nach.
    «Das habe ich mich allerdings auch gefragt», mische ich mich ein. «Günther hat sonst manchmal Schwierigkeiten, zwei vernünftige Sätze übers Wetter zu formulieren. Warum reagiert er plötzlich blitzgescheit, arschcool und vor allem eloquent?»
    «Wahrscheinlich haben wir ihn schlicht unterschätzt», vermutet Bronko.
    Schamski nickt anerkennend. «Könnte sein. Bei mir hat er jedenfalls jetzt eine Menge gut.»
    «Okay», sagt Bronko und tritt ein wenig vom Fenster zurück, um nicht gesehen zu werden. «Sie fahren jetzt los. Wir geben ihnen ein paar Minuten, dann brechen wir auch auf. Gut möglich, dass Günther sie zwei Stunden beschäftigt. Aber ebenfalls denkbar, dass sie im Präsidium als Erstes seine Identität überprüfen. Dann wissen sie vielleicht schon in zehn Minuten, dass sie den Falschen erwischt haben.»
    Erst als wir die Stadt hinter uns lassen und unsere Limousine auf die Autobahn rollt, entspannt sich die Stimmung. Fred döst neben mir auf der bequemen Rückbank, Schamski sitzt vorn. Bronko fährt.
    «Du fährst übrigens inzwischen perfekt», lobe ich Bronko. «Ich erinnere mich an Zeiten, da warst du immer mit Schrittgeschwindigkeit unterwegs.»
    «Das liegt an meiner Augenoperation», erwidert Bronko. «Vorher konnte ich nur die Hälfte vom Straßenverkehr erkennen. Außerdem habe ich inzwischen ein paar Fahrstunden genommen. In zwei Monaten will ich den Führerschein machen.»
    «Du hattest bislang keinen Lappen?», frage ich bass erstaunt.
    Bronko schüttelt den Kopf. «Nö. Ging ja ganz gut ohne.»
    «Ich wäre vorsichtig. Wenn sie dich jetzt erwischen, dann kannst du deinen Führerschein für lange Zeit vergessen», wirft Schamski mahnend ein.
    «Danke für den Tipp», erwidert Bronko. «Sagt mir das ein polizeilich gesuchter Wirtschaftskrimineller, der gerade illegal nach England flüchtet?»
    «Mutmaßlicher Wirtschaftskrimineller», kontert Schamski.
    Ich lehne mich zurück und schließe die Augen. «Weckt ihr mich, wenn wir an der Küste sind?»
    «Geht klar», erwidert Schamski.
    «Paul, wir sind da!», höre ich Bronko in der nächsten Sekunde sagen.
    Ich öffne die Augen und sehe das Meer. Offenbar habe ich einige Stunden in einem traumlosen Schlaf verbracht, der mir wie ein Nickerchen vorkam.
    Ich ziehe die Schultern hoch, meine Knochen knacken. Schamski drückt mir einen Kaffee in die Hand. Ich lächle dankbar.
    Da keiner von uns eine Ahnung hat, wie man ein Boot für eine illegale Überfahrt chartert, schlage ich vor, den zwielichtigsten Typen anzusprechen, der sich auf dem gesamten Hafengelände herumtreibt.
    «Willst du das machen?», fragt Bronko.
    Ich zucke mit den Schultern. «Klar. Warum nicht?»
    Ich versuche mein Glück in der Nähe der Lagerhäuser. Die erinnern mich an meinen Job auf dem Großmarkt, und da habe ich eine Menge zwielichtiger Typen

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