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Was will man mehr (German Edition)

Was will man mehr (German Edition)

Titel: Was will man mehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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Sie, dass ich die beiden traue?»
    Ich nicke. «Als wir uns kennengelernt haben, hatte ich den Eindruck, dass Sie die Gesetze der Kirche nicht … ganz so eng auslegen. Deshalb dachte ich, Sie könnten diese Eheschließung vielleicht ohne den sonst üblichen Papierkram vornehmen.»
    Mulligan nickt bedächtig. Er scheint zu überlegen, ob er mir helfen kann. Ich sehe ihm an, dass die Geschichte ihm genauso gut geschmeckt hat wie der Wein. Das ist schon mal ein gutes Zeichen.
    «Sie müssen sich natürlich nicht sofort entscheiden», füge ich hinzu. «Es wäre mir nur daran gelegen, dass Sie niemandem von diesem Gespräch erzählen. Wenn Sie mit der Sache nichts zu tun haben wollen, dann vergessen Sie dieses Treffen am besten einfach.»
    «Keine Sorge», sagt Mulligan. «Ich werde Ihren Freund bestimmt nicht in Schwierigkeiten bringen. Ich frage mich nur gerade, wie wir eine Hochzeit bewerkstelligen können, ohne Aufsehen zu erregen. Meine Gemeinde ist so klein, dass man hier aus lauter Langeweile noch über die nichtigsten Dinge tratscht. Eine wildfremde Hochzeitsgesellschaft würde deshalb schon im Vorfeld viel Staub aufwirbeln. Und wir wollen ja vermeiden, dass ein paar übereifrige Dorfpolizisten Wind von der Sache bekommen.»
    Mulligan sieht mein fragendes Gesicht und fügt erklärend hinzu: «So etwas will ja vorbereitet werden. Ich brauche einen Organisten und ein paar Messdiener. Außerdem muss die Kirche zumindest ein wenig geschmückt werden. Das spricht sich rum, und jeder wird mich fragen, um was für eine Feier es sich handelt. Und je größer das Geheimnis, desto mehr wird getuschelt.»
    Verständlich. Ich überlege. Um kein Risiko einzugehen, könnte man die Hochzeit zwar auch an einem einsamen Ort feiern, aber der festliche Rahmen einer Kirche wäre atmosphärisch klar die bessere Wahl.
    Mulligan scheint ähnliche Überlegungen anzustellen, denn plötzlich sieht er mich an und sagt: «Ich glaube, ich habe eine Idee. Könnten wir die Hochzeit nicht an einem ganz normalen Sonntag während der Messe abhalten? Dann müsste nichts vorbereitet werden, es wäre ja automatisch alles Nötige vorhanden. Die Hochzeitsgäste könnten sich unters Volk mischen, und bevor jemand überhaupt Zeit hätte, sich zu wundern, wäre die Zeremonie längst vorbei und das frisch vermählte Brautpaar über alle Berge.»
    «Brillant», sage ich, ehrlich beeindruckt.
    Mulligan muss grinsen. Er wirkt äußerst zufrieden.
    «Und … Sie wären wirklich dazu bereit?», frage ich eindringlich.
    «Als ordentlicher Gottesmann kann ich Ihr Ansinnen natürlich nicht gutheißen», antwortet Mulligan. «Da die Zeremonie aber höchstens eine Viertelstunde in Anspruch nehmen wird und kein Papierkram anfällt, werden Sie mich mit einer ordentlichen Flasche Scotch überreden können.»
    Er streckt die Hand aus. «Ist das für Sie akzeptabel, Paul?»
    Erfreut schlage ich ein.
    «Bist du eigentlich irre?», ranzt Schamski mich an, als ich ihm von dem Gespräch mit Mulligan erzähle. «Was, wenn der Kerl nicht so reagiert hätte, wie du gedacht hast?»
    «Hat er aber», gebe ich zurück.
    «Ich könnte jetzt schon in Untersuchungshaft sitzen», setzt Schamski nach.
    Ich zucke mit den Schultern. «Stimmt. Tust du aber nicht.»
    «Trotzdem. Das hätte ganz schön ins Auge gehen können, Paul», erwidert Schamski, nun in deutlich ruhigerem Ton.
    Ich lasse ihm etwas Zeit, die Neuigkeit zu verdauen. Außerdem kann ich verstehen, dass seine Nerven blankliegen. Da ich für seine momentane Situation mitverantwortlich bin, ist der Gedanke, dass ich ihn erneut in Schwierigkeiten bringen könnte, nicht ganz abwegig.
    Schamski sieht mich an, dann schüttelt er den Kopf. «Und was will dieser Priester dafür, dass er uns verheiratet?»
    «Eine Flasche guten Scotch.»
    Schamski grinst, dann lächelt er, dann schüttelt er erneut den Kopf.
    Schließlich umarmt er mich urplötzlich. «Paul, Paul, Paul. Danke, mein Freund! Das bedeutet mir wirklich sehr viel.»
    «Gern», erwidere ich verdutzt und auch etwas verlegen.
    «Und wann könnten wir heiraten?», fragt Schamski vorsichtig.
    «Wann immer ihr wollt. Da wir auf sämtliche Formalitäten verzichten werden, können wir kurzfristig eine Messe kapern.»
    «In knapp vier Wochen wird Melissa …», Schamski unterbricht sich, «… hat Melissa Geburtstag, meine ich. In diesem Jahr ist das ein Sonntag.»
    «Na, wenn das kein gutes Zeichen ist», werfe ich erfreut ein.
    Schamski nickt bestätigend. «Genau. Das

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